
Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller diesmal zum Umgang mit sich verändernder Körperbehaarung.
Ein mittelalter Mann wollte letztens in der U-Bahn charmant sein. Also sagte er Melanie, einer Freundin, dass sie für ihr Alter gut aussehe. Ihre trockene Antwort: „Du hast meine grauen Schamhaare noch nicht gesehen.“ Ob es der Gedanke an die Farbe oder die Behaarung war, die sein Grinsen einschlafen ließ, weiß ich nicht. Hinter dem Spaßverlust stehen aber oft gesellschaftliche Normen von ewiger Jugend und Attraktivität. Diesen nicht mehr zu entsprechen, damit können sich manche Menschen nur schwer abfinden.
Haare spiegeln Lebensveränderungen wider. Sprießen die ersten Intimhaare in der Pubertät, sehen sich Jugendliche oft unter Druck, sie zu entfernen, um sich „rein“ zu fühlen. Manche Erwachsene wiederum hätten, oft schneller als sie schauen können, die grauen Haare gerne zurück, die sie sich einige Jahre vorher noch pizelig ausgezupft haben. Egal ob Oberlippenflaum, Halbglatze, übermäßige Rückenhaare oder die Entdeckung des ersten weißen Intimhaars: Nicht allen Menschen sind ihre körperlichen Alterserscheinungen geheuer.
Die Forschung zeigt, dass die Obsession mit Haarveränderungen und Haarentfernung eine generelle Unzufriedenheit mit dem Aussehen ausdrückt. Dahinter stehen nur allzu oft problematische Körperbilder, die dazu führen, dass sich Menschen in ihrem Körper nicht mehr wohlfühlen. Altersbezogene Komplimente sind deshalb eine haarige Angelegenheit - auch (und gerade) dann, wenn es bei Menschen nie zu einem erkennbaren Reifungsprozess gekommen ist.
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