„Krone“-Kolumne

Sexfantasien: „Bin ich normal?“

Kolumnen
22.04.2022 08:00

Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller darüber, warum der Versuch, sexuelle Fantasien zu kontrollieren, selbst zum Kontrollverlust führen kann.

„Ich wollte fragen, ob mein Verhalten normal ist?“ Damit beginnen die meisten Fragen von Jugendlichen zu Sexualität. Oft sind es sexuelle Fantasien, die junge Menschen beunruhigen. Sie passen nicht immer zu der Person, die man im restlichen Leben ist. Sexträume sind seltsam und nur allzu oft schambehaftet. Wenn wir allerdings anfangen, unser Begehren zu unterdrücken und vor Fantasien wegzulaufen, verlieren wir manchmal die Kontrolle über sie. Die Fantasien beginnen umgekehrt, uns zu kontrollieren.

Sexologen haben herausgefunden, dass Fantasien damit zusammenhängen, wie wir den Körper sexuell einsetzen. So fantasieren Menschen, die den Körper beim Sex stark anspannen, eher „harte“ oder demütigende Sexpraktiken. Warum? Weil extreme Bilder ihnen helfen, die muskuläre Anspannung im Becken bis zum Orgasmus zu steigern. Der Nachteil von so viel Intensität ist allerdings, dass der Sex auf Dauer als weniger lustvoll erlebt wird. Probleme gibt es dann manchmal beim Sex mit einem Partner oder einer Partnerin. Denn was macht ein Partner, wenn jemand die Anspannung perfekt optimiert hat und sich beim Sex nicht bewegt? Besser nichts: Er oder sie stört.

Deshalb raten Sexologen, immer wieder neue Formen der Stimulation auszuprobieren. Ideal sind zur Abwechslung sexuelle Techniken, bei denen das Becken, die Atmung und der ganze Körper aktiv werden. In Bewegung muss die Fantasiewelt nicht mehr so intensiv sein. Menschen können beim Sex mehr Lust empfinden und auch intensiver mit einer anderen Person in Verbindung treten.

Fantasien sind Gedanken - und diese sind zum Glück frei. Für manche Menschen bleibt jedoch die Frage „Bin ich normal?“ bis ins Erwachsenenalter unbeantwortet. Forschungen haben ergeben, dass die Unterdrückung sexueller Gedanken zu einer zwanghaften Beschäftigung mit ihnen führen kann. Und diese, nicht die Fantasiewelt, schadet letztlich unserer psychischen Gesundheit.

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