Lesetest-Debakel

Jeder Vierte kann nach Volksschule kaum richtig lesen

Nach dem PISA-Debakel wollte die Stadt Wien nicht länger auf bundesweite Reformen warten und rief zum großen Lesetest auf. Knapp 30.000 Schüler traten zur Prüfung an. Das erschreckende Ergebnis: Jeder Vierte kann nach der Volksschule kaum lesen. Doch es gab auch Spitzenleistungen.

"Ich habe den Test nicht so schwierig gefunden. Aber ich lese auch sehr gern, am Abend sitze ich immer mit meinem Vater auf dem Sofa und wir lesen uns gegenseitig vor. Am liebsten mag ich Abenteuer-Geschichten und Comics", sagte der zehnjährige Iskren Ivanov, der in die Volksschule Kindermanngasse in Wien-Hernals geht. Er ist einer von 449 Volksschülern, die bei dem Test die höchstmögliche Punkteanzahl erreicht haben. Das sind aber nur magere 3,11 Prozent der rund 14.400 getesteten Kinder.

24 Prozent absolut leseschwach
Auch Dilek Jasarova (ebenfalls 10) gehört zu den Siegerinnen: "Direkt neben unserem Haus ist eine Bücherei, da borge ich mir sehr oft etwas aus." Doch den Spitzenleistungen steht eine enorme Menge "Nicht genügend" gegenüber. 24 Prozent der Zehnjährigen sind absolut leseschwach. Das heißt: Jeder Vierte versteht einen vorgegebenen Text nicht.

Bei den 14-Jährigen in Hauptschule und Gymnasium gibt es nur noch 223 Schüler, die die maximale Punkteanzahl erreicht haben. Das entspricht lediglich 1,44 Prozent der fast 15.500 Kandidaten. Einer der Sieger ist Ferrin Braatz: "Ich hab schon als kleines Kind gern und viel gelesen. Am spannendsten finde ich Science-Fiction-Geschichten."

Ehrgeiziges Lernziel mittels Crashkursen erreichen
Aus dem umfassenden Lesetest leitet Stadtschulrats-Präsidentin Susanne Brandsteidl nun ein klares Ziel ab: "Zu Weihnachten soll es keine schwachen Leser mehr geben." Erreicht werden soll das mit speziellen Crashkursen, die im September starten. Teilweise werden diese intensiven Lese-Einheiten ergänzend zum Unterricht stattfinden, für die ganz schwachen Schüler auch statt der normalen Stunden in der Klasse.