Der Skoda Enyaq ist schon bisher eines der besten Mittelklasse-Elektro-SUVs. Nun kommt mit dem Coupé der Baureihe ein Schuss mehr Emotionalität dazu. Das gilt umso mehr, als das erste verfügbare Modell der Enyaq RS iV ist, also das Topmodell mit 299 PS und 310 Nm. Es ist zugleich das schnellste und das langsamste RS-Modell im Skoda-Programm.
Coupé-SUVs werden oft belächelt bis verteufelt, weil sie wegen des flachen Dachverlaufes nach oben relativ wenig Platz bieten, aber trotzdem ziemliche Trümmer Autos sind. Bei einem Elektroauto hat die flachere Erscheinung aber auch einen vernünftigen Nutzen: Wegen der geringeren Stirnfläche sinkt der Luftwiderstand und damit die Reichweite. Im Fall der reichweitenstärksten Motorisierung (80 iV) gehen sich nach WLTP 15 Kilometer mehr aus. Maximal sind über 540 Kilometer drin, wozu der hervorragende cW-Wert von 0,234 beiträgt.
Im Vergleich zum 2021 eingeführten Enyaq unterscheidet sich die neue Coupévariante vor allem durch ein sich zum Heck hin stark verjüngendes Fensterband und eine parallel abfallende Dachlinie. Eine ausdrucksstärkere Front sowie ein in Wagenfarbe statt in Schwarz lackierter Schwellerbereich in den Flanken sind weitere Unterscheidungsmerkmale. Der Kniff mit der Lackierung dient nicht nur zur Unterscheidung, sondern soll das Coupé optisch aufwerten, was zugleich jedoch den Fahrzeugkörper massiger erscheinen lässt.
Viel Platz für Mensch und Technik
Ob das nun aus jedem Blickwinkel gelungen wirkt, sei dahingestellt. Fakt ist: Die massige Karosserie ist nicht wegzudiskutieren. Immerhin beherbergt sie bis zu zwei Motoren und eine mit 77 kWh netto durchaus üppig dimensionierte Batterie. Und darüber befindet sich ein richtig geräumiges Passagierabteil. Erfreulich ist der in jede Richtung reichlich vorhandene Entfaltungsspielraum im Fond. Die Beinfreiheit ist großzügig, der Fußraum durchgehend flach. Bemerkenswert: Selbst große Passagiere genießen hinten eine gute Kopffreiheit, trotz Coupélinie. Um Letzteres zu gewährleisten, stattet Skoda jedes Enyaq Coupé serienmäßig mit Panorama-Glasdach aus, was den Verzicht auf einen platzraubenden Dachhimmel erlaubt. Das Glas wurde zudem aufwendig beschichtet, damit Insassen vor allzu aufdringlichem Sonnenlicht geschützt sind, denn ein integriertes und auf Knopfdruck ausfahrbares Rollo ist nicht vorgesehen.
Das Kofferraumvolumen büßt im Vergleich zum Standard-Enyaq nur 15 Liter ein und misst 570 Liter, in den Seiten und unterm Kofferraumboden befinden sich diverse kleinere Verstauoptionen. Mit wenigen Handgriffen lässt sich die Rückbanklehne umklappen. Dann passen ins Heck des Coupés 1610 Liter. Im Vergleich zum normalen Enyaq sind das 100 Liter weniger.
Sportliche Eleganz im Innenraum
Wie man bei einem RS erwarten darf, bietet auch das Enyaq Coupé eine betont sportliche Einrichtung mit griffigem Lenkrad, verbindlich umklammernden Sitzen und einer Extraportion Wildleder mit farblich auffälligen Nähten über dem Armaturenbrett. Es bleibt dabei: Skoda hat im Volkswagen-Konzern unterhalb von Audi die elegantesten und wertigsten Innenräume.
Fahrrelevante Informationen zeigt ein kleines Display hinterm Lenkrad an, zudem gibt es einen riesigen Touchscreen in der Armaturenbrettmitte für so ziemlich alles andere. Wie bei allen Schwestermodellen verzichtet auch der Enyaq auf einen Gangwahlhebel. Stattdessen findet sich ein kleiner Schiebeschalter zwischen den vielen Ablagen in der Mittelkonsole.
Schnellster und langsamster RS
Der Skoda Enyaq RS iV kommt mit je einem Elektromotor an jeder Achse, die insgesamt 220 kW/299 PS leisten. Das reicht trotz 2,2 Tonnen Leergewicht für eine Sprintzeit von 6,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 - zwei Zehntel besser als der Skoda Octavia RS. Dessen 250 km/h lässt man den Stromer aber nicht rennen - der wird bei 180 km/h abgeregelt, also 20 km/h später als die Nicht-RS-Enyaqs.
Auch ansonsten ist der RS auf Sport getrimmt. Das Sportfahrwerk ist serienmäßig, damit liegt der Top-Enyaq vorn 15 und hinten 10 mm tiefer. Ebenfalls immer an Bord sind LED-Matrix-Scheinwerfer und das Crystal Face, der mit 131 LEDs illuminierte Kühlergrill. Die Räder messen 20 Zoll. 21-Zoll-Räder sind ebenso optional erhältlich wie die adaptiven Dämpfer.
Weitere Motorisierungen folgen
Neben der RS-Version wird das Enyaq-Coupé im Laufe des Jahres noch in drei weiteren Motor-Batterie-Konstellationen erhältlich sein. 60 heißt die Einstiegsversion mit 132 kW/179 PS starkem Heckantrieb und kleiner Batterie für 416 Kilometer Reichweite. Einen Heckantrieb mit 150 kW/204 PS bietet die reichweitenstarke Variante 80, die bis zu 544 Kilometer weit kommen soll. Wer Allradantrieb, aber keinen RS möchte, wählt den 80x mit 195 kW/265 PS sowie 520 Kilometer Reichweite.
Eine neue Software (u.a. anderes Thermomanagement) soll kürzere Ladezeiten als bisher ermöglichen: Skoda gibt statt 125 nun 135 kW maximale Ladeleistung an und verspricht 29 Minuten von 10 auf 80 Prozent Ladestand. An heimischen Skoda-iV Charger-Wallboxen mit Wechselstrom fließt Energie mit bis zu 11 kW in die Batterie und lädt diese je nach Größe in sechs bis acht Stunden. Mit dem optionalen Mode-2-Ladekabel lässt sich der Wagen an der 230-V-Steckdose mit 2,3 kW.
Preis und Lieferzeiten
Der Skoda Enyaq RS iV ist- ab 59.950 Euro bestellbar. Erste Auslieferungen sind schon für Ende Mai 2022 geplant, insgesamt sollen noch dieses Jahr einige Hundert Enyaq-Coupés beim Kunden landen. Grundsätzlich liegen Lieferzeiten für jetzt bestellte Enyaq wegen der Halbleiter-Krise bereits im zweiten Halbjahr 2023. Und jetzt kommen auch noch die Zulieferer-Ausfälle aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine dazu. Doch auch wenn man sein Auto erst in anderthalb Jahren bekommt, wird es nicht veraltet sein, sagt Skoda: Dank Over-the-Air-Update wird es immer aktuell gehalten.
Unterm Strich ist die Coupé-Version der bessere Enyaq, weil sie vor allem schnittiger aussieht, aber auch eine Spur sparsamer ist, und das, ohne dass man wesentliche Platzeinbußen hinnehmen muss. Allerdings wird man ausstattungsbereinigt rund 1500 Euro drauflegen müssen.
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