„Krone“ war mit dabei

Hochsaison: Im Einsatz mit den Pistenrettern

Tirol
27.02.2022 14:00

Ein Ohr für so manche Wehwehchen, Hilfe bei der gebrochenen Skibindung, Professionalität beim kaputten Knie - die „Krone“ begleitete in Westendorf acht Stunden ein Pistenretterteam.

Die gelben Nummernschilder am Parkplatz der Alpenrosenbahn zeigen es: Westendorf ist derzeit in der Hand der Holländer – Hochsaison! Erster Fixpunkt für die sechs Pistenretter ist eine Kontrollabfahrt, jeder auf seiner Route. Ist ein Zaun kaputt? Hat der nächtliche Sturm Äste abgebrochen, die herumliegen?

„Es geht nicht nur um Verletzte, sondern um Beschilderungen, die ganzen Absperrungen und Lawinensprengungen“, erklärt Andreas Krall in der Zentrale der Alpenrosen-Bergstation. Der Pistenchef spricht wegen der Vielfalt der Aufgaben lieber von Pistendienst als „nur“ von Pistenrettung.

Sechser-Team in Zentrale auf 1770 Meter Seehöhe
Vom Stützpunkt auf 1770 Meter Seehöhe schwirren die Männer in den blauen Bergbahn-Jacken täglich aus. Vor allem am Wochenende werden sie von rot gekleideten Bergrettern verstärkt. Das Gebiet reicht von Westendorf über Brixen bis Kirchberg/Aschau, mehrere Talabfahrten sind zu betreuen. An diesem Morgen macht nach Tauwetter und nächtlichen Minusgraden die „glasige“ schwarze Piste etwas Sorgen. Wer hier hinfällt, der könnte leicht bis zum Waldrand rutschen.

Von völlig Erschöpften und mutigen Männergruppen
Einsatzmeldungen kommen in der Regel per Funk, der zuständige Liftmitarbeiter an der Fleiding-Bergstation bleibt an diesem Vormittag aber stumm. Zeit für einen Kaffee und langjährige Erfahrungen: „Nicht immer sind die Leute verletzt, sondern einfach total erschöpft. Sie zittern und haben Angst vor der Höhe. Angst, bis ins Tal zu fallen“, erklären die Helfer. Andere sind allzu mutig: „Männergruppen aus Bayern kommen für einen Tag, wollen ihn voll nutzen und geben gleich Vollgas. Aufwärmen gibt es nicht.“

Vielfach ist nur die Ausrüstung kaputt und die Leute sitzen irgendwo fest: „Skischuhe, die im Vorjahr nicht genutzt wurden und nur im Keller standen, brechen nun auffällig oft“, erzählt Toni Ellmerer. Es bleibt vorerst ungewöhnlich ruhig, aber auf ihrem Skidoo samt Ackja-Anhänger sitzend beobachten die Pistenretter potenzielle „Kunden“: Zwei junge Männer, die lediglich mit Skischuhen und mit Musikboxen im Rucksack den Hang hinabrutschen – wenn das nur gut geht. Ein holländischer Skilehrer bittet bei einem Problem mit der Skibindung um Hilfe. Trotz Hochsaison bleibt aber Zeit zum Mittagessen.

Es knackt im Funk, der erste Einsatz des Tages
Um 14.15 Uhr knackt es im Funk: Knieverletzung, 100 Meter oberhalb der Elferalm. Per Skidoo geht’s den Ziehweg entlang, dann rauschen Sepp Goßner und Jakob Hölzl mit dem Ackja in erstaunlichem Tempo über die inzwischen aufgeweichte buckelige Piste. Eine etwa 50-jährige holländische Dame liegt im Schnee, daneben ein hilfsbereites einheimisches Mädchen: „Die Frau ist mehrmals gestürzt, jetzt kann sie nicht mehr und hat Schmerzen“, erklärt die Helferin.

Schnell ist die Patientin verpackt, Sepp hat ein paar freundliche Worte auf holländisch parat. Statt der Rettung will die Frau bei der Choralm-Talstation lieber in ein Taxi. Beim Einsteigen knickt sie ein – „ja, das Bandl im Knie ist wohl hin“, bedauert Sepp mit Kennerblick. Unverzichtbar ist die Aufnahme der Daten: Die Patienten erhalten eine Rechnung, die in der Regel deren Versicherung zahlt: 218 Euro kostet eine Bergung im Skigebiet, 353 Euro eine Hubschrauberbergung (dessen Aufwand kommt allerdings noch hinzu).

Erstaunlich ruhiger Tag in der Hochsaison
Am Funk der nächste Einsatz, den die Kollegen übernehmen: Ein junger deutscher Snowboarder sitzt mit einer Oberarmverletzung im Schnee, um 15.15 Uhr verletzt sich eine Frau unterhalb der Alpenrosenhütte – wieder das Knie. Alles im Routinebereich, das jahrelang eingespielte Team beendet einen erstaunlich ruhigen Tag in der Hochsaison.

Hansjörg Kogler, Chef der Bergbahnen Westendorf, schaut am Stützpunkt vorbei. Seine „Mander“ – sei es Pistendienst, Bahnpersonal, Raupenfahrer, Beschneier – brauchen keine ständigen Belehrungen. „Unsere Gäste können sich sicher sein, dass wir professionell für sämtliche Eventualitäten gewappnet sind.“

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