„Krone“-Kommentar

Grund des Bösen

Kolumnen
14.02.2022 06:00

Gerne wäre man so wie Karl-Markus Gauß. Nicht, weil er sehr reich oder außerordentlich berühmt wäre. Es ist simpler und auch wieder nicht: Der Salzburger Schriftsteller ist einfach ein feiner Mensch. Leise, klug und freundlich.

Gauß kennt die Welt. Weniger die schicken Plätze, mehr die dunklen Winkel. Gauß mag die Leute. Weniger die Eleganten, mehr die Randständigen. Gauß hat jetzt wieder ein Buch geschrieben. Es heißt „Die Jahreszeiten der Ewigkeit“. Aus dem Anlass ist Gauß zur Lage des Alltags gefragt worden. In einem dieser Gespräche ragt unter seinen vielen gescheiten Sätzen der Gedanke heraus, dass das Blöde der Urgrund des Bösen sei.

Den Kern dieser Erkenntnis spüren wir in diesen Tagen. Dass wir die Gedanken anderer manchmal ahnen, aber nicht lesen können, hatte die Natur gut eingerichtet. Die moderne Technik macht dem Schutz des Intimen einen Strich durch die Rechnung. Unsere in den elektronischen Archiven der Mobiltelefone abgespeicherten Abgründe werden für alle sichtbar. Relevantes und Irrelevantes gleichmachend wird hochgespült. Ein nicht enden wollender Strom hässlicher Gedanken aus den Lästerhöhlen flutet das Land. Ob das Wissen davon am Ende reinigend oder zerstörerisch wirkt, lässt sich schwer vorhersagen.

Die gewohnheitsmäßige Abwertung von Menschen ist für Gauß das Schlimmste. Er will die Augen vor dem Bösartigen nicht verschließen. Lieber will er loben und rühmen. Wie Karl-Markus Gauß möchte man sein können.

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