Scheidenpilz

Tabuthema: Chronische Infektionen im Intimbereich

Gesund Aktuell
18.12.2021 05:00

Pilzinfektionen sind häufig, werden trotzdem unterschätzt oder unzureichend behandelt. Eine Expertin erklärt, warum die Beschwerden so oft immer wieder kommen und was es dabei zu beachten gilt.

Normalerweise sind Pilze harmlose Mitbewohner unserer Schleimhäute. Sogenannte Candida-Hefen befinden sich zu 80% als natürliche Bestandteile in Darm, Mund sowie Vaginalbereich, wie Dr. Marion Noe, Biochemikerin und Fachärztin in Wien berichtet. „Faktoren wie Stress, hormonelle Veränderungen, Krankheiten wie Diabetes, ein geschwächtes Immunsystem oder mechanische Reize führen zu Entzündungen und regen die Pilze zum Wachstum an.“ Weltweit erleiden rund 75% der weiblichen Bevölkerung zumindest einmal im Leben eine Scheidenpilzinfektion. Bei ungefähr 5-10% dieser Frauen wird diese chronisch. „Bei 20% meiner Patientinnen tritt die Erkrankung trotz Therapie monatlich oder sogar ständig auf“, so Dr. Noe. Viele Betroffene reden aus Scham nicht über ihr Problem, gehen zu spät zum Arzt oder brechen die Behandlung zu früh ab. Die Anwendung der Antipilzmittel sollte jedoch in der Regel sechs bis zwölf Monte erfolgen, um das Wachstum der Pilze zu hemmen.

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Faktoren wie Stress, hormonelle Veränderungen, Krankheiten wie Diabetes, ein geschwächtes Immunsystem oder mechanische Reize führen zu Entzündungen und regen die Pilze zum Wachstum an.

Dr. Marion Noe, Biochemikerin und Frauenärztin in Wien

Allerdings kommt es bei der Hälfte der behandelten Patientinnen innerhalb weniger Wochen nach Beendigung der Therapie wieder zu Rückfällen. Da vor allem bei einer chronischen Infektion die Pilze häufig „versteckt“ wachsen, werden sie bei einem Abstrich oft nicht erkannt und können jederzeit wieder ausbrechen. Es muss daher gelingen, die Entzündung zum Abheilen zu bringen, wie die Expertin betont. Eine weitere Problematik beschreibt Dr. Noe wie folgt: „Die Erreger entwickeln sich am Entzündungsherd zu einem Biofilm, der Widerstandsfähigkeiten gegen die Arzneien erzeugt und deren Wirkung reduziert.

Entzündungshemmende Medikamente, die als Tabletten eingenommen werden, gelangen dann gar nicht gezielt an den Ort des Geschehens." Geforscht wird derzeit an auch einer Creme, die zur lokalen Anwendung dient. Bisherige Studienergebnisse sind vielversprechend, wie die Medizinerin weiter ausführt. So konnte bei chronisch erkrankten Patientinnen eine geringere Rückfallhäufigkeit bis hin zur vollständigen Heilung von vaginalen Pilzinfektionen gezeigt werden.

Interview auf krone.tv

20. 12. „Warum Scheidenpilz chronisch wird“ - 17.00 und 19.25 Uhr sowie am 22. 12. um  7.15 und 12.15 Uhr. Dr. Marion Noe, Biochemikerin und Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, beantwortet im Interview mit Moderatorin Raphaela Scharf interessante Fragen zum Thema. Infos: www.krone.tv/empfang

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