"Es geht ohne Atom"

Acht Antworten zur Energie-Situation in der Steiermark

Steiermark
18.03.2011 09:45
Die nukleare Katastrophe in Japan erschüttert die Welt. Die Zeit scheint nun endgültig reif für eine Energiewende. Gemeinsam mit dem Landesenergiebeauftragen Wolfgang Jilek gibt die "Krone" die wichtigsten Antworten zur Situation in der Steiermark - und zeigt auf, was sich noch ändern muss.

Woher stammt der steirische Strom?
Die gute Nachricht: In Österreich kommen laut E-Control etwa 62 Prozent des Stroms aus heimischer, erneuerbarer Energie. Der Löwenanteil fällt auf Wasserkraft zurück (50 Prozent), Windenergie und Biomasse steuern je vier Prozent bei. Für die Steiermark gibt es keine eigene Statistik. Der Strom-Mix des größten Anbieters, Energie Steiermark, zeigt aber, dass auch bei uns erneuerbare Energie dominiert.

Beziehen die Steirer dennoch auch Atom-Strom?
Ja, gerade im Winter muss Strom importiert werden. Der hat aber kein Mascherl: "Physikalisch ist es unmöglich, Atom-Strom von anderen zu trennen", erklärt Jilek. Experten gehen davon aus, dass der Atom-Strom-Anteil zwischen fünf und zehn Prozent liegt. Jeder kann auf seiner Stromrechnung kontrollieren: Es gibt die Position "UCTE-Mix", davon stammen etwa 28 Prozent aus AKWs.

Was bringen die etwas teureren Öko-Strom-Tarife?
Sie garantieren, dass die Strommenge, die man in seinem Haushalt verbraucht, als Öko-Strom ins Netz eingespeist wird. Je mehr Menschen solche Tarife haben, desto geringer wird insgesamt der Atom-Strom-Anteil.

Würde die Versorgung ohne Atomstrom klappen?
"Ja", sagt Jilek. Das Minus müssten aber andere Quellen ausgleichen. Noch heuer geht das Gaskraftwerk in Mellach in Betrieb. Die Zukunft liegt aber natürlich bei erneuerbarer Energie.

Bei welchen Energieformen hat die Steiermark noch Potenzial?
Bei allen, aber in unterschiedlichem Ausmaß. Für Windkraft gibt es nur wenige geeignete Standorte, auch der Ausbau von Wasserkraft und die Biomasseressourcen sind begrenzt. Als Hoffnungsträger gilt die Sonnenenergie. Hier sind aber große Flächen notwendig, die Steiermark arbeitet gerade an einem eigenen Solarkataster.

Wie läuft der Ausbau der "grünen" Energieformen?
Zu langsam. "Wir können neue Anlagen gar nicht so schnell errichten, wie unser Stromverbrauch ansteigt", bringt Jilek die Problematik auf den Punkt. Etwa zwei Prozent beträgt die jährliche Steigerung. Urs Harnik von der Energie Steiermark: "Vor 15 Jahren musste die Steiermark noch keinen Strom importieren, jetzt sind es schon 44 Prozent."

Wer ist für die Stromsteigerung verantwortlich?
In erster Linie wir Konsumenten. Die privaten Haushalte fressen immer mehr Energie (Heizung, Elektrogeräte, Klimaanlagen usw.). Christian Schönbauer von E-Control: "Auch bei Klein- und Mittelbetrieben gibt es noch großes Einsparungspotenzial, bei der Industrie ist nicht mehr so viel möglich."

Ist eine Energiewende also überhaupt möglich?
Dass es lokal funktioniert, zeigen einige Regionen wie Kaindorf. "Der Schlüssel ist unser Konsumverhalten", sind sich Experten sicher. Es ist ein steiniger Weg. Aber wann, wenn nicht jetzt?

Daten und Fakten

Wasserenergie

  • Wasserkraft ist in der Steiermark die wichtigste Stromquelle. Neben einigen Groß- gibt es noch gut 600 Kleinkraftwerke. Die Hälfte von ihnen ist aber schon älter als 40 Jahre. 
  • Die steirische "Energiestrategie 2025" sieht vor, dass 200 Kleinkraftwerke revitalisiert werden, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. 
  • Neubauten wird es nur noch wenige geben, die Fließgewässer sind ausgereizt. Große Ausnahme ist die Mur im Raum Graz: Bereits in Bau sind die Kraftwerke in Gössendorf und Kalsdorf, geplant sind auch noch Staustufen in Gratkorn, Stübing und Graz-Puntigam.

Windenergie

  • Österreichweit wird in den nächsten Jahren vor allem auf den Ausbau von Windkraft gesetzt. 
  • In der Steiermark sind 33 Windanlagen in Betrieb, sie erbringen 51 MW Gesamtleistung. Diese soll laut "Energiestrategie" verdoppelt werden. 
  • Genehmigt sind nach Auskunft der Fachabteilung 13a drei Anlagen auf der Freiländer Alm sowie vier Anlagen am Pongratzer Kogel. 
  • Weiters in Planung sind u.a. die Erweiterung der Windparks auf der Rattener Alm, am Moschkogel und in Oberzeiring sowie gänzlich neue Windparks auf der Terenbachalm und auch am Hochpürschtling.

Sonnenenergie

  • Die Kraft der Sonne wird in Österreich vor allem zur Aufbereitung von Warmwasser, aber kaum zur Stromerzeugung (Photovoltaik) genutzt. Der Anteil von Sonnenstrom beträgt nur 0,5 Prozent. Die Probleme sind die teuren Anlagen und die niedrigen Einspeistarife. 
  • Die Energie Steiermark will gemeinsam mit Partnern ihre Förderaktion - es wird ein deutlich höherer Einspeistarif gezahlt - ausbauen. 
  • In Mureck ging vor wenigen Tagen eine große "Photovoltaik-Bürgeranlage" in Betrieb. Bewohner konnten sich an ihr beteiligen. Sie beliefert 250 Haushalte mit Strom.

von Jakob Traby, "Steirerkrone"

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