16.000 Landungen

Luftiger Balanceakt über 4000 Stunden

Tirol
09.09.2021 16:00

Es war an sich ein Routineeinsatz, aber dennoch ein ganz besonderer für Helmut Metzler. Der Pilot des Polizeihubschraubers Libelle Tirol machte bei einer Spaltenbergung im Ötztal die 4000. Flugstunde voll!

An die Grenze gehen, sie erkennen, aber nicht überschreiten – so lautet die Philosophie des 50-jährigen gebürtigen Hallers. Seit 2013 gehört der mittlerweile in Scharnitz sesshaft gewordene Pilot der Flugeinsatzstelle Innsbruck des Innenministeriums an.

Sagenhafte 16.000 Starts bzw. Landungen hat Metzler, der 2005 mit privater Fluglizenz Aufnahme bei der Flugpolizei fand, während seiner 4000 Stunden in der Luft absolviert. Mittlerweile ist er Flottenchef für die zweiturbinige EC 135, Fluglehrer und Prüfer – und Träger der Lebensrettungsmedaille für einen Einsatz im Gschnitztal.

(Bild: BMI/Flugpolizei)

Verschütteter nach zehn Stunden gerettet
Zwei junge Skitourengeher waren am 12. April 2015 bereits stundenlang vermisst. „Wir befanden uns bei Einbruch der Dunkelheit am Flug aus dem Sandestal hinunter nach Gschnitz, als der Flugretter LVS-Signale wahrnahm“, erinnert sich Metzler. „Ich setzte ihn vor Ort ab und transportierte anschließend Bergretter zur Unterstützung hinauf.“

Der Flugretter hatte mittlerweile eine Person tot geborgen, der zweite Vermisste gab – nach zehn (!) Stunden in den Schneemassen – Lebenszeichen von sich. Unverletzt, aber mit nur noch 28,5 Grad Körpertemperatur hat der Notarzthubschrauber Martin 7 den jungen Mann in die Klinik geflogen. Er überlebte und steht heute noch in freundschaftlichem Kontakt mit Metzler. „So etwas gelingt nur als tolles Team“, streut er den Flugrettern – alle Alpinpolizisten – Rosen.

(Bild: BMI/Flugpolizei)

Nicht nur fliegerisch, sondern auch emotional stellen die Einsätze mit der Libelle Tirol Balanceakte dar. „Beim Lawinenunfall 2017 am Jochgrubenkopf im Schmirntal musste ich vier Tote ins Tal fliegen“, erinnert sich der Wahlscharnitzer. Und als „Draufgabe“ gab es zwei weitere Totbergungen noch am selben Tag.

Wind und Wetter nie zum Gegner erklären
„Solche Einsätze gehen nicht spurlos an einem vorbei. Als Pilot muss ich aber Distanz wahren“, sagt Metzler. Für den Flugretter sei es doppelt schwierig, emotional Abstand zu halten.

Wind und Wetter drücken Einsatzflügen im (Hoch)gebirge den Stempel auf. „Ein Pilot darf den Wind nie zum Gegner machen, sondern muss mit ihm zusammenarbeiten“, weiß Metzler.

Immer im Denken einen Schritt voraus sein sei quasi die Lebensversicherung eines Hubschrauberpiloten. Man müsse Situationen im Vorhinein beurteilen. „Sonst wird man als Pilot ungewollt zum Passagier.“

Auch Metzler hat übrigens „seinen“ Unfall bereits hinter sich. Aufgrund eines technischen Problems stürzte er 2007 am Flughafen bei einem Schulungsflug gleich nach dem Start ab. Zum Glück erlitt er nur Rippenbrüche, den Fluglehrer erwischte es ärger. Aber auch der wurde wieder „flugklar“.

(Bild: Birbaumer Christof)

„Angst ist beim Fliegen der falsche Begleiter“, sagt Metzler. Dafür gehören für ihn Respekt und Demut stets dazu – im Gegensatz zu Hochmut.

Verständlich, denn den kann bei einem Balanceakt in der Luft wirklich keiner brauchen.

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