04.06.2021 07:00 |

Mit Stammzellspende

So kann jeder zu einem Lebensretter werden

493 Steirer erkranken im Schnitt jährlich an Blutkrebs. Ihre Krankheitsbilder, wie auch ihre Schicksale und Verläufe, sind unterschiedlich. Viele eint die Hoffnung auf eine lebensrettende Stammzellenspende. Es ist ein banges Warten - oder der Versuch, die „1000 richtigen Schlüssel für ein Schloss“ zu finden. Die „Steirerkrone“ sprach mit den Menschen hinter der Statistik.

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Herr G. hat immer gerne gearbeitet. Als „Workaholic“ bezeichnet sich der 55-Jährige selbst. Lange sind ihm auch die stetig schlimmer werdenden Beschwerden wie Schmerzen und Müdigkeit nicht aufgefallen. Erst als ihn sein Chef eines Tages nach Hause schickte - mit den Worten „Du schaust ja aus wie gegessen und wieder ausgespuckt“ - ging er zum Arzt.

Die Diagnose: ein Krebs des Lymphsystems. Ein langer Leidensweg mit Operation, Bestrahlung, Chemo- und Immuntherapie begann. Auch heute, knapp zwei Jahre nach der Diagnose, muss er laufend Medikamente nehmen, die sein Immunsystem stark unterdrücken.

Herr G. ist mit seinem Schicksal nicht allein. 3141 Menschen erkranken in Österreich im Schnitt pro Jahr an Blutkrebs, 493 sind es in der Steiermark. Unter den Sammelbegriff fallen verschiedene Formen - wie eben das Lymphom. Die bekannteste - und häufigste - Blutkrebserkrankung ist Leukämie. „Diese Erkrankungen unterscheiden sich von anderen Krebsarten dadurch, dass sie den ganzen Körper betreffen“, erklärt Christian Scherer, der Geschäftsführer der steirischen Krebshilfe.

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Würde ich meine eineinhalb jährige Tochter aufwachsen sehen? Was kommt jetzt auf mich zu? Es sind viele beängstigende Fragen, die man sich stellt.

Eine Patientin über die Krebsdiagnose

An zwölfter Stelle liegt der Blutkrebs mit all seinen Formen in der gesamten Krebsstatistik. Eines fällt beim Blick in die Daten sofort auf: Männer erkranken häufiger an Leukämie als Frauen. „Warum, das ist noch weitgehend unklar“, sagt Scherer.

Herr G. ist einer jener Fälle. Gerade die Pandemie hat dem gezeichneten Patienten noch mehr abverlangt. Den ganzen Tag alleine zu Hause zu sein, bricht ihm das Herz. Monatlich muss er ins LKH zur Verlaufskontrolle und zur Therapie. Dass er nun einen Covid-Test vor jedem Termin braucht, ist für ihn verständlich - stellt ihn aber vor Herausforderungen: Wenn man nicht Auto fahren kann, ist eine Teststraße schwer zu erreichen. Öffentliche Verkehrsmittel sind ihm streng verboten.

Der Krankentransport, der ihn zu seinen Terminen zum LKH bringt, will am Weg dorthin auch keinen Zwischenstopp bei der Apotheke machen. „Das zahlt die Krankenkasse nicht“, bekam er als Auskunft.

Die Krankheit als Beziehungsprobe
Auch seine Hauskrankenpflege, die ihm beim Duschen hilft, und seine Putzhilfe haben seit über einem Jahr Hausverbot. „Das muss jetzt alles meine Lebensgefährtin machen, obwohl wir gar nicht zusammen wohnen“, sagt er. „Wir führen gar keine Beziehung mehr, sie ist jetzt nur mehr meine Krankenschwester.“ Gerade sieht er „kein Licht mehr am Ende des Tunnels. Alles dauert schon so lange“.

Eine Knochenmarkspende mag da wohl vielen als lebensrettende Hilfe in den Sinn kommen. Doch es gibt viele Therapieansätze - je nach Form der Krebserkrankung und Stadium, wie Scherer erklärt. „Die Knochenmarktransplantation ist das letzte Mittel der Wahl. Hier werden Stammzellen transportiert.“

Im echten Leben gestaltet sich das alles andere als einfach. „Eine Stammzelle hat bis zu 1000 verschiedene Merkmale - quasi wie ein Schloss mit 1000 Schlüsseln, die sperren müssen.“

Bangen um den passenden Spender
Die Suche nach einem geeigneten Spender ist daher eine langwierige. „Bei Geschwistern gibt es noch eine überwiegende Anzahl an Übereinstimmungen, bei Eltern schon weniger, bei den eigenen Kindern noch weniger“, führt Scherer aus. Umso wichtiger sind für ihn daher auch so genannte Typisierungsaktionen, bei den mögliche Spender sich in eine Datenbank registrieren lassen.

Was es für Scherer ebenfalls braucht: „Teure, moderne Therapien müssen für alle zugänglich bleiben.“ Schließlich hätten sich etwa die Kosten für Chemotherapien verzehnfacht.

Birgit Samer
Birgit Samer
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