Oppitz-Plörer:

„Koalitionsende kann auch befreiend wirken“

Tirol
18.03.2021 13:00

Als frühere Bürgermeisterin weiß Christine Oppitz-Plörer recht genau, worauf es beim Regieren ankommt. Dem freien Spiel der Kräfte im Innsbrucker Gemeinderat nach dem Aus der Vierer-Koalition steht sie positiv gegenüber, wie sie im „Krone“-Interview erklärt. 

„Passt mir gut auf mein Innsbruck auf“, sagte Hilde Zach selig, als sie das Bürgermeisteramt in Ihre Hände legte. Was fühlen Sie heute?
Irgendwie ist es unheimlich, wenn man sich die Aussagen von Hilde Zach im Jahr 2005 vor Augen führt. Damals hat sie zu Georg Willi festgestellt, dass er widersprüchlich und unfair sei und ihr Innsbruck unter einem Bürgermeister Willi leid tun würde. Leider fühlen heute immer mehr und mehr Menschen, dass diese Prophezeiungen von Bürgermeisterin Hilde Zach sich bewahrheiten.

Was glauben Sie als ehemalige Bürgermeisterin: Kann das freie Spiel der Kräfte funktionieren?
Eine funktionierende Koalition braucht Empathie, Entscheidungsfreude und viele Gespräche auf persönlicher Ebene. Ein gutes Miteinander mit allen Mitarbeitern und die Einbindung unserer Experten im Stadtmagistrat sind wichtig. Das sind genau jene Punkte, die vielen Kollegen im Gemeinderat fehlen und wir in der Koalition immer wieder einfordern. Natürlich kann ein freies Spiel der Kräfte auch gut funktionieren, es erfordert aber noch mehr Führung durch den Bürgermeister als Chef der internen Verwaltung und als Kopf seiner Koalition.

Was bedeutet das freie Spiel für Regierbarkeit und Stabilität?
Das freie Spiel der Kräfte kann auch entfesselnd wirken, wenn sich die Mandatarinnen und Mandatare für das Wohl der Stadt entscheiden und sich nicht nach den ideologischen Vorstellungen einzelner Parteien oder des Bürgermeisters richten müssen. Dies kann sogar zu mehr Stabilität führen, da sich jeder für seine Ideen mit Überzeugungskraft eine stabile Mehrheit suchen muss. Georg Willi und seine Parteistrategen wären dennoch gut beraten, die Überlegungen, „Willis Koalition“ zu verlassen, zu überdenken.

Nehmen Sie es Bürgermeister Willi und den Grünen übel, dass auch er und die Grünen Sie als Vizebürgermeisterin abgewählt haben?
In der Arbeit für die Stadt Innsbruck hatten persönliche Befindlichkeiten für mich nie einen Platz. Ich orientiere mich an Sachthemen und sehe mich mit meiner Gruppierung Für Innsbruck ausschließlich den Innsbruckerinnen und Innsbruckern verpflichtet. Der damalige Beschluss der Grünen mit der FPÖ hat im Gemeinderat und in der Koalition natürlich viele vor den Kopf gestoßen. Erst durch diesen Dammbruch wurde die Regierung in die heutige Situation geführt.

Wie zufrieden sind Sie mit dem blauen Vize-Stadtchef?
Es gibt Kollegen im Gemeinderat, die mit aller Gewalt versuchen – mitunter mit Unwahrheiten – Lassenberger in ein schlechtes Licht zu rücken. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung und für den Gemeinderat unwürdig. Jedenfalls finde ich, dass Markus Lassenberger sich engagiert und die Sitzungen im Gemeinderat ordentlich leitet.

Rechnen Sie mit vorgezogenen Neuwahlen?
Nein! Und das haben alle Stadtsenatsparteien mehrfach festgehalten. In der aktuellen Phase gibt es wahrlich wichtigere Themen, als über Neuwahlen die persönlichen Befindlichkeiten einzelner politischen Akteure auflösen zu wollen.

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