Frauen sind komplizierter „gestrickt“ als ihre männlichen Pendants, da lebenslang etliche Hormone Einfluss auf die Sexualität nehmen.
Die weibliche Lust ist ohne Zweifel komplexer als die des Mannes. „Schließlich läuft in ,ihrem‘ Körper ein komplizierter hormoneller Regelkreis ab, während bei ihm genau ein Hormon, das Testosteron, lustbestimmend ist“, bekräftigt auch Dr. Eva Lehner-Rothe, Gynäkologin und Sexualmedizinerin in Wien und Baden. „Für die weibliche Sexualität sind zahlreiche Hormone zuständig. Außerdem spielen äußere Einflüsse wie Sorgen und Stress eine viel größere Rolle als beim Mann. Es braucht nicht viel, um ,ihn‘ sexuell zu aktivieren.“ Die Expertin führt an, dass bei vielen Frauen die Lust im Rahmen der Corona-Krise einen Dämpfer erlitten hat: „Der Druck durch Homeoffice, Homeschooling und Haushalt ist oft so groß, das die sexuelle Stimmung auf der Strecke bleibt. Man weiß allerdings aus verschiedenen Studien, dass sich die (weibliche) Libido am besten ohne Sorgen und Stress entfalten kann.“
Hormonelle Verhütung als Stimmungsbremse
Auf dem Weg zur sexuellen Erfüllung warten noch weitere Stolpersteine auf die Frauen, etwa die hormonelle Verhütung. Eine mögliche Nebenwirkung der Pille stellt nämlich der „Lustverlust“ dar. „Auch schon viele Junge bemerken das, wenn sie mit Hormonen verhüten und wünschen sich daher Alternativen zu Pille und Co. Manchmal kann schon der Wechsel zu einem anderen Präparat hilfreich sein“, so Dr. Lehner-Rothe.
Schäferstündchen im Takt des Zyklus
Wann Frauen Lust verspüren, hat nicht nur mit der Liebe zu einem Mann zu tun, sondern vor allem mit ihrem Zyklus. Vom 8. bis 13. Tag bereitet sich der Organismus auf den Eisprung vor, der Östrogenspiegel steigt. Die meisten haben Energie und fühlen sich sexy. Die Haare glänzen, der Teint strahlt. Untersuchungen zeigen, dass die Damen sich in dieser Phase unterbewusst sogar reizvoller anziehen. Und natürlich steigt die Lust auf Sex. Davor und vor allem danach ist diese weniger stark ausgeprägt.
Im Wechsel versiegt oft auch die Libido
Hormone, vor allem, wenn ihre Bildung im Körper grundsätzlich nachlässt, haben dann in den Wechseljahren Einfluss auf die sexuellen Freuden. „Durch den Abfall von Östrogen kommt es oft zu einer Reduktion der Lust. Ebenso werden die Schleimhäute, vor allem auch der Genitalregion trockener. Sie werden überdies schlechter durchblutet, die Haut ist nicht mehr so geschmeidig. „Sex kann dann weh tun. Aus diesem Grund verzichten viele Frauen darauf. Das verschlimmert allerdings auch das Problem, dass die Scheide gleichsam schrumpft - was ebenfalls eine Folge des abfallenden Östrogens im Organismus darstellt“, erläutert Dr. Lehner-Rothe. Sie rät daher, die Libido aufrecht zu erhalten. So kann man hier etwa mit vaginaler Feuchtigkeitscreme - regelmäßig angewendet - effizient eingreifen.
Überhaupt gilt es für reifere Damen, ihre Lust neu zu entdecken. „Ohne Zweifel gestaltet sich die körperliche Liebe nach den Wechseljahren anders als zuvor. Schließlich verändert sich auch das Aussehen, die Fettpölsterchen verteilen sich anders, ,frau‘ muss ein neues Körpergefühl akzeptieren. Deshalb tut der Sexualität auch alles gut, was dieses optimiert, etwa Sport“, so die Expertin. Sie rät weiters - auch jungen Frauen - zu Beckenbodentraining. Außerdem sollte „sie“ wissen, was ihr gut tut - und es dem Mann auch zeigen. Sich selbst regelmäßig zu befriedigen, ist sinnvoll, um herauszufinden, wobei man den meisten Spaß hat. „Zum Sex gehören für Frauen Vorspiel und Zärtlichkeiten dazu. Hier haben manche Männer noch Aufholbedarf", stellt Dr. Lehner-Rothe fest.
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