Wegen Verschmutzung

IVB bauten „Schlafbank“ von obdachlosem Mann ab

Tirol
11.03.2021 15:00

Nicht jede obdachlose Person hat den Wunsch, in einer Notschlafstelle einen Platz zu bekommen. Ein solcher Einzelgänger schlug vor zwei Wochen sein Nachtlager bei einer Straßenbahnhaltestelle in Innsbruck auf. Kürzlich wurde dort die Bank abmontiert - wegen Reinigungsarbeiten, wie die Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) der „Krone“ versicherten.

Alles fing damit an, dass der Betroffene sein Nachtlager bei einer Haltestelle im O-Dorf aufschlug und sich dort vierzehn Tage aufhielt. Zuvor hatte man bereits mit allen Mitteln probiert, dem Mann einen Aufenthalt in einer Notschlafstelle so angenehm wie möglich zu machen – doch aus persönlichen Gründen bleibt er lieber allein. Lange währte die neu gefundene Ruhe bei der Haltestelle leider nicht.

„Drei Leute haben uns aus Mitleid mit ihm angerufen“, schildert Reinhold Happ, Gründer des Vereins „Reini Happ und Freunde“. Ende letzter Woche wurde bei der Haltestelle kurzerhand die Bank abmontiert. Dazu kamen Anrainerbeschwerden: Die Polizei tauchte scheinbar mehrmals vor Ort auf, bis sich der Betroffene auf die andere Straßenseite und schließlich ganz zurückzog.

Zur Reinigung entfernt
Die IVB streiten ab, die Bank zur Vertreibung des Obdachlosen entfernt zu haben. „Sie musste aufgrund einer Extremverschmutzung gereinigt werden, mehrere Fahrgäste hatten sich bereits beschwert“, betont Geschäftsführer Martin Baltes.

Der Vorwurf sei auch unverständlich: „Durch die Entfernung einer Bank wäre ja nichts vereitelt, es steht dem Mann ja frei, zur nächsten Haltestelle zu gehen.“ Auch sei im Vorhinein der Verein für Obdachlose kontaktiert worden, wie es in solchen Fällen üblich sei. Es gebe keine Ersatzbank, doch man wolle das Original bereits im Laufe dieser Woche wieder anbringen.

Spenden für Betroffenen
Happ hingegen, der zu dem Fall ein Video auf der Facebook-Seite des Vereins postete, findet es nicht okay, dass man dem Mann das Leben noch schwerer machte. Inzwischen konnte ihm durch Kontakte eine temporäre Bleibe in einem privaten Gartenhäuschen ermöglicht werden. Auch seien 90 Euro sowie mehrere Ruetz-Gutscheine und Zigaretten gespendet worden. „Die Leute waren sehr solidarisch“, sagt Happ. Der Fall bleibt leider trotzdem ein trauriger.

Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele