"Ihre Information gehört Ihnen. Sie sollten diese kontrollieren können. Sie sollten damit machen können, was immer Sie damit machen wollen", hatte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bei der Vorstellung des neuen Facebook-Dashboards Anfang Oktober getönt. Dieses gibt Nutzern daher Auskunft darüber, welche Anwendungen genutzt werden und welche Berechtigungen diesen eingeräumt wurden. So soll laut Facebook verhindert werden, dass die Anwendungen ohne das Wissen des Nutzers auf dessen Daten zugreifen.
Facebook-Apps lesen unerlaubt Nutzerdaten aus
Tun sie aber dennoch. Wie das "Wall Street Journal" am Sonntag berichtete (siehe Infobox), übermitteln viele der beliebtesten Facebook-Apps persönliche Nutzerdaten an Anzeigenkunden sowie Unternehmen, die auf das sogenannte Internet-Tracking, also das Aufzeichnen und Auswerten des Nutzerverhaltens, spezialisiert sind. Dies geschieht, versteht sich, ohne das Wissen des Nutzers, geschweige denn dessen Zustimmung.
Mehrere zehn Millionen Nutzer betroffen
Unter den "Schuldigen" befinden sich dem Bericht nach die zehn beliebtesten Facebooks-Apps, darunter auch Zyngas Farmville. Sie sollen Namen der Nutzer, teilweise auch derer Kontakte ermittelt und an mindestens 25 Drittunternehmen gesendet haben – laut "Wall Street Journal" ein Verstoß gegen die Regeln des sozialen Netzwerks. Betroffen seien mehrere zehn Millionen Nutzer, darunter auch jene, die in ihrem Facebook-Profil die schärfsten Datenschutz-Optionen gewählt hätten.
Die Daten sollen unter anderem an das in San Francisco ansässige Unternehmen Rapleaf gegangen sein, das eine Personen-Suchmaschine betreibt. Über diese lassen sich anhand von E-Mail-Adressen persönliche Informationen wie Alter oder Name ermitteln. Das Start-Up soll diese Informationen wiederum an Dritte weitergegeben haben, wenn auch unabsichtlich, wie das "Wall Street Journal" berichtet.
Facebook verspricht "drakonische Einschränkungen"
Bei Facebook ist man nun um Schadenskorrektur bemüht. Ein Sprecher des Netzwerks kündigte gegenüber der Zeitung an, die Zugriffsmöglichkeiten von Unternehmen wie Rapleaf auf die Daten "drakonisch einzuschränken". Die Sicherheitslücke erlaube es aber nicht, "auf die persönlichen Daten jedweden Facebook-Nutzers zuzugreifen", betonte er. Das Datenschutz-Problem wolle man nun mit einer neuen Technologie lösen.
Facebook verrät E-Mail-Kontakte von Nichtmitgliedern
Nur wenige Stunden zuvor hatte die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" über eine Datenschutzlücke berichtet, die es ermöglichen soll, E-Mail-Kontakte von Nichtmitgliedern auszuforschen. Allein mit einer E-Mail-Adresse ließen sich, auch ohne das Passwort zu kennen, bis zu 20 Personen ermitteln, mit denen der Besitzer der Adresse Kontakt hatte, so die Zeitung. Der Grund sei, dass bei der Eröffnung eines Mitgliedskontos nicht geprüft wird, ob es sich tatsächlich um den Besitzer der angegebenen E-Mail-Adresse handelt.
"Dass die Kenntnis einer E-Mail-Adresse ausreicht, um bei Facebook recherchieren zu können, mit wem jemand in Kontakt steht, der selbst Facebook gar nicht nutzt - dies zeigt ein weiteres Mal, wie wenig Respekt Facebook vor der Privatsphäre der Internet-Nutzer hat", kritisierte Deutschlands Verbraucherministerin Ilse Aigner. Es sei geradezu grotesk, wenn ein Netzwerk, das sich sozial nennt, sein Profitstreben permanent über die Privatsphäre seiner Mitglieder stellt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.