16.10.2020 06:02 |

Corona-Lage ernst

Aufruf und Quarantäne: Alarmstufe Rot im Land

Am Donnerstag haben sich die Meldungen an der immer prekäreren „Corona-Front“ überschlagen. Zuerst erhöhte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) den Druck auf die Länder und forderte „dringend“ Verschärfungen: „Es muss allen im Land klar sein: Die Lage ist ernst.“ Die Zahlen hätten „ein sehr besorgniserregendes Ausmaß erreicht“. Wie zur Bestätigung gab es dann einen neuen Jahresrekord mit 1552 Fällen! Erste Bundesländer kündigten verschärfte Maßnahmen an - und am Abend sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), es werde auch weitere bundesweite Verschärfungen brauchen.

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Wien bleibt Spitzenreiter mit 480 Neuinfektionen, gefolgt von Tirol mit (ebenfalls ein neuer Rekord) 295 positiven Tests. Im Kampf gegen das Virus will die Regierung indes weg von österreichweiten hin zu regionalen Maßnahmen - wie derzeit überall in Europa.

Allianz der Landeschefs der ÖVP-„Westachse“
Dabei kommt den drei Landeschefs der ÖVP-„Westachse“ das Hauptaugenmerk zu. Sie sollen durch eigene Schritte wie etwa eine schon vorverlegte Gastro-Sperrstunde auf 22 Uhr den Druck auf die anderen Bundesländer in Richtung mehr Maßnahmen erhöhen.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) kündigte noch am Donnerstagabend die Registrierungspflicht für Gastronomiebetriebe an. An Fachhochschulen und Universitäten wird das Distance Learning ausgeweitet. Publikumsveranstaltungen dürfen nur noch mit zugeteilten Sitzplätzen mit maximal 250 Personen abgehalten werden, der Getränke-Ausschank wird untersagt. Zudem dürfen nur noch 100 Menschen an Beerdigungen teilnehmen, sagte Platter.

Auch Oberösterreich hat bereits angekündigt, Regeln zu verschärfen: Im Raum stehen eine verpflichtende Gästeregistrierung sowie eine Ausweitung der Schutzmaßnahmen in Heimen.

„Weicher Lockdown“ für Salzburg
Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) preschte am Donnerstag noch weiter vor. Er verhängte über das gesamte Bundesland praktisch einen „weichen Lockdown“. Aufgrund eines Hochzeitsclusters gebe es eine unkontrollierte Ausbreitung, die Gesundheitsbehörden hätten teilweise die Kontrolle verloren. Ab Samstag um Mitternacht bis einschließlich 1. November sind unter anderem in diesen zwei Wochen alle privaten Feiern verboten. Zudem gibt es für die Oberstufe Schulschließungen in drei Bezirken und der Stadt Salzburg.

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Die Situation läuft aus dem Ruder. Ein extremer Einschnitt, aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Die Infektionsausbreitung ist nicht mehr nachvollziehbar.

Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer

Die Kinder werden in der letzten Woche vor den Herbstferien per E-Learning zu Hause unterrichtet. Und: Die 7400-Einwohner-Gemeinde Kuchl wird überhaupt unter Quarantäne gestellt. Hotels und Gastronomiebetriebe sperren zu. Außer für Anrainer, Lebensmittellieferanten, Müllabfuhr oder Arztbesuche bleibt der Ort abgeriegelt.

Ausnahmen bei den Ausgangsbeschränkungen gibt es nur für die vier altbekannten Gründe: spazieren gehen, einkaufen, sportliche Bewegung im Freien und Nachbarschaftshilfe. Die am Donnerstag tagende Ampel-Kommission stufte aufgrund der angespannten Situation deshalb erstmals den Salzburger Bezirk Hallein auf sehr hohes Risiko hoch.

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Die Zahlen haben ein sehr besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Ich appelliere an alle Menschen im Land, die Lage ernst zu nehmen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz will jetzt mehr Länderregelungen.

Ampel-Kommission färbt vier Bezirke rot
Und damit nicht genug - in drei weiteren Bezirken stellte die Kommission die Ampel ebenso auf Rot ein, nämlich in Wels-Stadt (OÖ) sowie Innsbruck (Stadt und Land). Wien ist bei den roten Regionen nicht dabei, was zu Unmut einiger Experten führte. Darüber hinaus riet die Kommission für weitere 17 Bezirke zu einer Hochstufung auf Orange:

  • Kufstein, Imst (T)
  • Voitsberg, Bruck-Mürzzuschlag (Stmk)
  • Salzburg-Umgebung, St. Johann im Pongau (S)
  • Wels-Land, Schärding, Ried, Grieskirchen, Steyr (OÖ)
  • Wiener Neustadt-Land, Tulln, St. Pölten-Land, Baden (NÖ)
  • Sankt Veit an der Glan (K)
  • Oberwart (Bgld)

Gelb leuchten ab sofort: Klagenfurt (Stadt und Land), die niederösterreichischen Bezirke Horn, Melk und Scheibbs (beide werden von Orange auf Gelb zurückgestuft), die oberösterreichischen Bezirke Perg sowie Steyr (Land). In Salzburg zeigt die Corona-Ampel in Tamsweg und in Zell am See Gelb an, in der Steiermark wurden Deutschlandsberg, Leibnitz, Leoben, Weiz, Murtal, Hartberg-Fürstenfeld, Liezen gelb eingefärbt.

Eine gute Nachricht gibt es für Lilienfeld (NÖ) und Reutte (Tirol): Sie haben sich von Gelb auf Grün verbessert.

Christoph Budin, Kronen Zeitung/krone.at

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