Corona-Disziplin

Im Ausland sind wir vorbildlich, daheim weniger

Österreich
09.08.2020 06:00

Vorbildliches Benehmen im Ausland, Pfeif-drauf-Mentalität im Inland? Vier Österreicher erzählen der „Krone“ von ihren Erlebnissen im Urlaub. Was besonders auffällt: Auf Reisen halten sich viele Menschen viel strikter an die Corona-Regelungen als daheim.

„Die Bevölkerung ist zu sorglos geworden.“ Mit diesen Worten unterstrich Richard Greil, der leitende Infektiologe des Salzburger Uniklinikums, was die Zahlen an Neu-Infektionen nahelegen: Die Bevölkerung wiegt sich ob der Lockerungen und der Urlaubswerbung in falscher Sicherheit. „All das vermittelt den Menschen das Bild, dass wir eine sichere Situation haben“, betont Greil.

Disziplin und schwarze Schafe
Wie sicher sich die Österreicher in ihrem eigenen Land fühlen, zeigt auch unser „Krone“-Urlaubsreport. Vier Reisende schildern ihre Erlebnisse - die überwiegend positiv sind. Vielerorts herrscht eine Disziplin, die auch in Österreich wünschenswert wäre.

Die 26-jährige Laura Berger und ihr Freund Hannes Huber (27) bereisten bis Anfang August elf Tage mit dem Mietauto den Peloponnes. Während ihres Aufenthalts trat die Maskenpflicht in Lebensmittelgeschäften und Supermärkten wieder in Kraft. Auch für die Anzahl der Kunden in den Geschäften wurden Grenzen eingeführt. Das junge Paar aus Absam in Tirol nächtigte bei diesem Urlaubstrip in fünf unterschiedlichen AirbnB-Unterkünften.

Ihre Tagesmahlzeiten nahmen sie in Cafés und Restaurants ein, oder sie kauften sich diese in Lebensmittelgeschäften und Wochenmärkten. „In den Gastronomiebetrieben stehen Desinfektionsspender auf den Tischen, und das Servicepersonal trägt Schutzmasken, auf Abstand der Gäste hingegen wird nicht so geachtet“, erzählen die beiden. An den Stränden werden die notwendigen Abstände aber von den badenden Sommerurlaubern in Eigenregie eingehalten. Schwarzes Schaf bleibt die Athener Partyszene - hier feiern Massen ohne Abstand und Hygieneregeln.

„Überall geht man auf Abstand“
Sicherheitspersonal mahnt Sperrstunde einIn Umag in Istrien macht seit Jahren Hermann Sobe Ferien. Seiner Beobachtung nach waren die Urlauber dort noch nie so diszipliniert wie heuer: „Die Maskenpflicht wird überall eingehalten; man sieht ihn sogar in Blumenläden. Überall geht man auf Abstand.“ Der Kärntner bemerkte sogar Polizei in Zivil: „Sie sind freundlich, aber streng, wenn nötig.“ Die „Laguna Stella Maris“ werde etwa von eigenen Sicherheitsleuten überwacht. „Die Sperrstunde wurde auf 2 Uhr vorverlegt, in die Discos dürfen maximal 100 Gäste“, so Sobe.

Den positiven Eindruck bestätigt auch Kenan Velic, 33-jähriger Angestellter aus Gaweinstal im Weinviertel (NÖ): „Ich war mit meiner Frau und den Kindern in Umag und kann den Urlaub dort empfehlen. Wir hatten zu keiner Zeit Angst um unsere Gesundheit.“

Die Kroaten hätten strenge Regeln, denen man sich unterordnen müsse. „Es lief sicher disziplinierter ab als in Österreich“, betont Velic. 

Penibles Einhalten der Regeln für die Gäste
Urlaub in Italien gehört für Ewald Grandits und seine Familie aus Stinatz (Bgld.) seit vielen Jahren zum Sommer. Deshalb war es für den Reisebürobetreiber keine Frage, auch heuer nach Jesolo zu fahren. Seine Erfahrungen waren durchwegs positiv: „Man hat das Gefühl, die Italiener kämpfen um jeden Gast und bemühen sich, alle Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten.“ Einschränkungen habe es nur wenige gegeben. Lediglich beim Frühstücksbuffet im Hotel habe man sich das Essen nicht selbst genommen, sondern sei bedient worden.  „Und wenn man sich ein Eis oder ein Getränk am Strand besorgen wollte, dann hat man eben die Maske für die paar Minuten aufgesetzt“, berichtet der Familienvater. Angenehmer Nebeneffekt: Die Abstände zwischen den Strandliegen seien heuer deutlich größer.

Bei so viel Disziplin im Ausland stellt sich die Frage: Müssen wir wirklich über die Grenzen fahren, um uns zu benehmen?

Josef Poyer, Sabine Oberhauser, Hubert Berger, Serina Babka, Kronen Zeitung

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