Wegen Syrien-Offensive

Schock für Erdogan: VW stoppt Werksbau in Türkei

Ausland
15.10.2019 11:48

Der Einmarsch türkischer Truppen im Norden Syriens hat bereits erste, schwerwiegende Folgen für die türkische Wirtschaft: Der deutsche Autobauer VW hat die Entscheidung zur Errichtung einer gewaltigen Autofabrik bei Izmir vorest vertagt, das Projekt gilt als gestoppt.

Man beobachte die Situation in Syrien „mit großer Sorge“, hieß es aus der Vorstandsetage des Autoherstellers. In diesem Umfeld „könne es kein Votum für das Land geben“, erfuhr das deutsche „Handelsblatt“. Die Unterschrift unter den Verträgen werde es daher vorerst nicht geben. Volkswagen hatte monatelang über das Werk verhandelt und einen Vertragsabschluss für Anfang Oktober in Aussicht gestellt.

„Kann mir nicht vorstellen, dass VW investiert“
Der Ministerpräsident des an VW beteiligten deutschen Bundeslandes Niedersachsen, Stephan Weil, sagte: „So lange die Verhältnisse so sind, wie sie jetzt sind, kann ich mir nicht vorstellen, dass Volkswagen mit erheblichem Engagement in der Türkei investieren wird.“ Der NATO-Partner Türkei habe das Völkerrecht gebrochen, eine gewaltige Flüchtlingswelle ausgelöst, die Gefahr durch ausgebrochene IS-Kämpfer habe sich verschärft und es stünden sich vor Ort bis an die Zähne bewaffnete Truppen der Türkei und Syriens gegenüber. Das alles sei ein Verstoß gegen Menschenrechte und internationales Recht, so Weil. Unter diesen Bedingungen könne Volkswagen keine Milliardeninvestition in der Türkei vornehmen. Diese Meinung teilten mehrere Mitglieder des VW-Aufsichtsrats.

Türkische Offensive mit unabsehbaren Folgen
Die Türkei startete vergangene Woche im syrischen Grenzgebiet eine Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG. Am Montag zeigte sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan trotz internationaler Kritik entschlossen, den Einsatz fortzusetzen, bis „der endgültige Sieg errungen“ sei. Syriens Machthaber Bashar al-Assad reagierte auf den Einmarsch und schickte Truppen in den Norden. Unterdessen kündigte US-Präsident Donald Trump Sanktionen gegen die Türkei, den Abbruch von Handelsgesprächen und die Anhebung von Zöllen auf türkischen Stahl an.

Mega-Werk um eine Milliarde Euro bei Izmir
Laut Insidern soll für rund eine Milliarde Euro in Manisa nahe Izmir im Westen Anatoliens ein Werk mit einer geplanten Jahreskapazität von 300.000 Fahrzeugen sowie rund 4000 Beschäftigten entstehen. Ende 2020 soll mit dem Bau begonnen werden, der Produktionsstart ist für 2022 vorgesehen. An dem Standort sollen der VW Passat und der baugleiche Skoda Superb für den Export nach Osteuropa vom Band rollen. 80 bis 90 Prozent der Fahrzeuge sind für den Export in die Wachstumsmärkte Osteuropa und Russland vorgesehen. Der Rest soll an Kunden in der Türkei gehen. Für den Standort Türkei sprechen die niedrigeren Lohnkosten und die im Vergleich zu anderen südosteuropäischen Ländern qualifizierten Arbeitskräfte.

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