Auf großer Fahrt

Mit Rad und Schiff durchs schöne Holland

Reisen & Urlaub
12.05.2019 07:00

Holland ist für seinen Käse, seine Windmühlen, Holz- schuhe oder auch Tulpen berühmt. All das lässt sich mit dem Schiff auf einer gemütlichen, aber auch sportlichen Flusskreuzfahrt erkunden. Denn mit an Bord ist dabei immer das Fahrrad.

Holland ist flach – das weiß eigentlich jeder. Da braucht man sicher kein E-Bike. Dachte ich mir zumindest. Allerdings habe ich nicht mit so viel Gegenwind gerechnet. Peter Verstraten, der erfahrene Reiseführer, hatte mich vorgewarnt. Aber 50 Kilometer mit dem Fahrrad ohne nennenswerte Steigungen können ja nicht so schwierig sein. Peter schwingt sich am Abend etwas lockerer von seinem E-Bike. „Wer wie ich jeden Tag solche Strecken fährt, der steigt nur allzu gerne aufs E-Bike um“, schmunzelt er. Auf so einer achttägigen Flusskreuzfahrt durch Holland kommen ja auch schließlich einige hundert Kilometer zusammen.

Ein wenig elektrische Hilfe beim In-die-Pedale-Treten bevorzugen viele der Gäste, die sich auf der Rad- und Schiffsreise befinden. Flusskreuzfahrten sind vor allem beim Publikum jenseits der 50 beliebt. Und mit dem E-Bike geht es gemütlich(er) durch die Landschaft hier im südlichen Teil von Holland und mit dem Schiff durch die unzähligen Flüsse und Kanäle. Von Amsterdam, über Schoonhoven, Utrecht und Haarlem geht unsere Tour und wieder zurück nach Amsterdam.

„Seit über 40 Jahren bieten wir Schiffsreisen für Radfahrer an“, erzählt Jan Timmermans, Managing Director von Boat Bike Tours. Nicht nur verschiedene Touren durch das Land der Tulpen und Windmühlen, längst sind auch Belgien, Frankreich, Deutschland, die Donauländer (Österreich, Ungarn, Slowakei), Tschechien, Italien, Kroatien, Spanien sowie die Türkei im Programm.

Touren in Holland führen unter anderem in die Stadt Amsterdam mit ihren berühmten Grachten, in den geschäftigsten Hafen Europas – nach Rotterdam, in die Porzellanstadt Delft, nach Haarlem, mit einer Fülle an historischen Sehenswürdigkeiten. Oder auch in die Käsestadt Gouda und an die Strände und Dünen der Nordseeküste. Natürlich auch in den Blumenpark Keukenhof – das lässt sich vor allem in der Tulpenzeit kein Hobbygärtner entgehen.

Nirgends kann man so eine Rad-Schiff-Reise besser kennenlernen als im Mekka der Pedalritter. Holland verfügt über mehr als 30.000 Kilometer Radwege. Bestens ausgeschildert versteht sich. Hier werden Radfahrer wahrlich bevorzugt behandelt. Autofahrer bleiben sofort stehen, wenn ein Zweiradler auch nur ansatzweise Anstalten macht, die Straße zu überqueren. Es gibt mehr Fahrräder als Menschen, wird oft behauptet. Das ist sicher nicht nur eine Floskel. An den meisten Straßen führen separate Radwege entlang. In großen Städten wie Amsterdam und Rotterdam braucht man allerdings ein wenig Übung. Abseits davon geht es ruhiger und übersichtlich zu. Aber Achtung: In keinem anderen Land werden wahrscheinlich so viele Drahteseln gestohlen wie in Holland. Und Helme setzen die Holländer anscheinend nicht so gerne auf. Die haben unter den Einheimischen noch eher Seltenheitswert. „Touristen erkennt man an ihren Helmen“, erklärt Peter nicht ganz ernst gemeint.

Neben Käse und Tulpen ist das Land an der Nordseeküste auch für seine Windmühlen bekannt.√Diese haben im Laufe der Geschichte viele Zwecke erfüllt. Der wichtigste war einst das Wegpumpen des Wassers aus den Tiefebenen, um das Land nutzbar zu machen. Tausende Windmühlen haben so einst geholfen, das durch Eindeichungen gewonnene Land – zu entwässern. Seit Jahrtausenden ringen die Menschen hier um jeden Meter Boden. Mehr als ein Viertel des Landes liegt unter dem Meeresspiegel. Das Ergebnis sind Tausende Kanäle, Flüsse und Dämme in der Landschaft. Und gepumpt werden muss noch immer, nur so bleibt das Land trocken.

Besonders anschaulich wird das bei den Windmühlen von Kinderdijk in der Nähe von Dordrecht gezeigt. Natürlich wird mit dem Fahrrad dorthin geradelt. 19 Exemplare stehen dort – sie wurden um 1740 erbaut. Heute sind sie das Symbol für das Wassermanagement in Holland. Und gehören seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Saftige Wiesen, grasende Kühe und Schafe und traditionelle Dörfer und Bauernhöfe finden sich zahlreich auf der Radstrecke. Gemütlich geht es abseits der hektischen Straßen der großen Städte zu. Ideal für ebenso entspanntes Radfahren. Mit Sonne im Gesicht und durchaus auch manchmal Wind im Rücken halten wir Ausschau nach den sogenannten Knotenpunkten, die uns auf der Tour den Weg weisen. Wer es etwas technischer mag, der lädt sich die täglichen Routen kostenlos auf eine App aufs Handy. Diese bietet GPS-Tracks mit Sprachnavigation. Aber keine Angst, keiner geht verloren. Und wenn man gar nicht weiterweiß: Die Holländer sind ein überaus freundliches Volk. Hier wird einem immer und gerne geholfen. Und bei so einer Pause kann man dann auch seine müden Waden etwas ausruhen und Energie tanken in Form von den typischen holländischen Kroketten oder Bitterballen. Frittiert und deftig – es gibt sie an jeder Ecke.

Wer einmal in übergroßen Holzschuhen stehen möchte, der muss einen Abstecher in die Freilichtattraktion Zaanse Schans in Zaanstreek machen, ein kleines Handwerkerdorf aus dem 19. Jahrhundert. In den Häuschen mit Fassaden aus dunkelgrün gestrichenem Holz und weißen Fensterrahmen wohnen teilweise noch immer Menschen. Hier kann man unter anderem alles über die Käseerzeugung lernen und natürlich über die Herstellung der traditionellen holländischen Holzschuhe. Bequem sollen die sein. Davon ist auch Peter überzeugt. „Viele Holländer tragen die noch immer, zum Beispiel bei der Gartenarbeit.“

Müde Radfahrer, die einen Tag Pause machen möchten, bleiben auf dem Schiff und fahren mit ihm zum nächsten Ziel und warten dort auf die Mitreisenden. Oder hören sich die Geschichten von Kapitän Daniel Bronsema an. Der 76-Jährige führt das Schiff nicht nur sicher durch die Schleusen und Brücken, der alte „Seebär“ hat einiges aus seinem spannenden Leben zu erzählen. Ein Leben, das er mit seiner Frau Maria nahezu stets auf dem Wasser verbracht hat. Und das spürt der Gast auf „seinem“ Schiff.

Diana Krulei, Kronen Zeitung

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