Bei Demenzerkrankten

Pilotprojekt: Steirer testen Roboter in der Pflege

Steiermark
30.04.2019 08:30

Im Rahmen des Projekts „Amigo“ testet Joanneum Research in Graz aktuell einen Roboter im Pflegebereich. Dank Computer-Hilfe sollen etwa demenzkranke Patienten zu täglichen Trainingsübungen motiviert werden. Ziel sei es, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. „Pepper“ spricht, hört und tanzt.

Der soziale Roboter „Pepper“ ist 1,20 Meter groß und 29 Kilogramm schwer. Er kann sprechen, hören, gestikulieren, tanzen und sich mit seinen Gesprächspartnern austauschen. Programmiert wurde er als „Gefährte“ in Zusammenarbeit mit Unternehmen aus Frankreich und Japan. Eingesetzt wird und wurde er bislang hauptsächlich in Verkaufsräumen, wo er Kunden unterhalten und informieren soll.

Steirische Forscher arbeiten nun im Projekt „Amigo“ an einer weiteren Nutzungsmöglichkeit. Dafür koopiert das Joanneum Research mit der medizinischen Universität Graz, dem Sozialverein Deutschlandsberg und der Firma Humanizing Technologies.

Bei der Zukunftsmesse im März wurde das Projekt „Amigo“ zum ersten Mal vorgestellt, nun wird getestet. (Bild: Joanneum Research/Bernhard Bergmann)
Bei der Zukunftsmesse im März wurde das Projekt „Amigo“ zum ersten Mal vorgestellt, nun wird getestet.

Vom Verkaufsraum in die Pflege
Durch ein neues Projekt von Joanneum Research kommt der soziale Roboter nun auch in die Pflege. „Wir machen das für Demenzbetroffene, um sie zu stimulieren. Er beschäftigt die Leute positiv während des ganzen Tages“, sagt Lucas Paletta vom Joanneum Research. 

„Personen mit Demenz haben häufig keine Interaktion mehr, Angehörige sind selbst belastet, da ist oft nicht mehr viel Kontakt.“ Der Roboter soll das nicht ersetzen, aber ergänzen. Dazu involviert „Pepper“ seine Mitmenschen in natürliche Dialoge, informiert über aktuelle Geschehnisse oder macht Musik. Zusätzlich erinnert er daran, genug zu trinken oder ausgiebig zu frühstücken.

Lucas Paletta vom Joanneum Research (Bild: Joanneum Research)
Lucas Paletta vom Joanneum Research

Übungen für Körper und Geist
Im Rahmen des Projekts „Amigo“ wird aber auch eine Plattform entwickelt, die Menschen mit Demenz zu Trainingsübungen motivieren soll. Dazu haben die Grazer Forscher ein Tablet entwickelt, auf welchem spielerisch trainiert werden kann. Die Patienten können dort Quizfragen beantworten, Denkaufgaben lösen, aber auch sportliche Übungen durchführen.

Während dieser Aufgaben weiß „Pepper“, was auf dem Tablet gespielt wird, und gibt motivierende Bemerkungen dazu ab. „Gut gemacht“ oder „Versuchen wir es noch einmal“ hören die Patienten dann. „Das ist wie so ein Coach, der während des Trainings das Ganze etwas beurteilt und hilft“, erzählt Lucas Paletta. Sinkende Motivation sei bei Demenzbetroffenen typisch, weswegen der Roboter ihnen gut zusprechen soll: „Er hält die Personen sozusagen in Interaktion.“

Der soziale Roboter „Pepper“ motiviert nicht nur zum Training, er kann auch Musik spielen und zum Tanzen auffordern. (Bild: Joanneum Research/Manuela Schwarzl)
Der soziale Roboter „Pepper“ motiviert nicht nur zum Training, er kann auch Musik spielen und zum Tanzen auffordern.

In Haushalten getestet
Heilen kann man die Demenzerkrankung dadurch natürlich nicht, verzögern ließe sich das Fortschreiten der Krankheit aber durchaus, was die Lebensqualität fördern kann. Die Rückmeldungen der Patienten sind laut Paletta sehr positiv. „Die Personen lachen dann, sind froh und haben Spaß daran, was die Maschine alles kann. Sie wünschen sich aber auch noch mehr in diese Richtung.“

Aktuell wird der Roboter eine Woche lang in drei Haushalten getestet. Im Mai geht es dann in die nächste und entscheidende Phase des Projekts. Drei Wochen lang soll er durchgehend in insgesamt 20 Haushalten vor Ort sein. Einmal wöchentlich schaut ein speziell geschulter Trainer vorbei.

„Pepper“ kostet 25.000 Euro
In näherer Zukunft soll der Roboter dann für Organisationen oder Pflegeheime im Einsatz sein. Privatpersonen kommen als Kunden (noch) nicht in Frage, weil „Pepper“ inklusive der Software um die 25.000 Euro kostet.

Porträt von Marco Steurer
Marco Steurer
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