Beim Großen Preis von Belgien 2021 wurde Geschichte geschrieben – aber nicht sportlich, sondern meteorologisch. Dauerregen, dichte Nebelschwaden und gefährliche Streckenverhältnisse sorgten dafür, dass das Rennen in Spa praktisch nicht stattfand. Ein Grand Prix ohne Rennen. Nur wenige Runden hinter dem Safety-Car reichten aus, um Red-Bull-Pilot Max Verstappen vom ersten Startplatz aus zum „Sieger“ zu machen – allerdings mit halber Punktewertung. Gewonnen hat Verstappen, weil er sich am Tag zuvor souverän im Qualifying die Pole-Position gesichert hatte.
Mehr als dreieinhalb Stunden nach dem ursprünglichen Startzeitpunkt wurde das Rennen schließlich offiziell beendet. Die Rennleitung setzte sogar die übliche Drei-Stunden-Regel aus, um überhaupt ein Mindestmaß an Rennaction zu ermöglichen. George Russell fuhr im Williams sensationell auf Platz zwei, Lewis Hamilton wurde Dritter und behielt knapp die WM-Führung. Die Fans, die stundenlang in der Kälte ausharrten, gingen trotz Ticketpreis weitgehend leer aus. „Ich hoffe, die bekommen ihr Geld zurück“, sagte Hamilton. Auch Verstappen sprach von einem „Sieg, den man sich nicht wünscht“.
Zwar wurde Spa 2021 nicht zum längsten Rennen der Formel-1-Geschichte, doch der Vergleich lag nahe: 2011 in Montreal dauerte der Grand Prix über vier Stunden, nachdem das Rennen wegen starken Regens mehr als zwei Stunden unterbrochen werden musste. In Belgien hingegen wurde zwar ebenfalls stundenlang gewartet, echte Rennaction gab es kaum.
Wenn der Himmel streikt
Wenn der Himmel dichtmacht, ist selbst die Königsklasse machtlos. Der letzte große Wetter-Kollaps ereignete sich 2024 in Brasilien – dort musste das Qualifying wegen Starkregens auf Sonntag verschoben werden. Selbst während des Grand Prix am Sonntag kam es zu einer Wetterunterbrechung. Max Verstappen machte seinem Ruf als „Wettergott“ alle Ehre und fuhr von Platz 17 auf Platz eins vor.
Nicht zum ersten Mal diktierte Regen den Ablauf: Bereits 1991 in Adelaide beim Großen Preis von Australien wurde das Rennen nach nur 24 Minuten abgebrochen. In sintflutartigem Regen kämpften die Fahrer mit Aquaplaning, Drehern und null Sicht. Ayrton Senna fuhr vorneweg – als Einziger mit halbwegs freier Sicht – und forderte schließlich selbst per Handzeichen den Abbruch. Nach 16 Runden war Schluss. Es blieb lange Zeit das kürzeste Rennen, das noch als echtes Rennen galt – bis Spa 2021 kam.
Besonders häufig traf es den Grand Prix von Japan, der traditionell in die Taifun-Saison fällt. 2004 wurde das gesamte Samstag-Programm in Suzuka gestrichen, 2010 saßen Teams und Fahrer einen Tag lang vergeblich in der Boxengasse. 2019 kam mit Taifun Hagibis gar nichts mehr infrage – bei Windspitzen von bis zu 250 km/h war selbst ein Sonntagsevent unmöglich. Das Wetterchaos kann Rennen aber auch verlängern: Der Kanada-GP 2011 ging mit 4:04 Stunden in die Geschichtsbücher ein. Zwei Stunden Stillstand, dann ein spätes Happy End.
Verstappen vor schwieriger Aufholjagd
„Ich hoffe, es bleibt trocken“, murmelte Max Verstappen nach dem Qualifying. Von Startplatz vier aus geht der Weltmeister ins Rennen – ungewöhnlich für den Spa-Dominator, der sich mit einem Setup auf Regen vorbereitet hatte, das sich im Qualifying aber als Nachteil erwies. Der höhere Heckflügel sollte eigentlich Stabilität bringen, doch stattdessen bremste er Verstappen aus. „Das war ein bisschen enttäuschend, aber es ist die Realität“, sagte er nach dem Zeittraining.
Vor allem im letzten Abschnitt haderte der Niederländer mit dem Grip: „Mein Q3 war einfach nicht gut. Der erste Reifensatz hatte keinen Grip, beim zweiten haben wir etwas ausprobiert - und das ging komplett nach hinten los.“ Bereits am Ausgang der ersten Kurve verlor er Zeit durch Wheelspin: „Da war die Runde im Prinzip schon gelaufen.“ Auf die Pole-Zeit von Leclerc fehlten am Ende nur drei Tausendstel.
Auch das Fahrgefühl im Auto passte nicht. „Ich hatte gehofft, es fährt sich besser – vielleicht mehr Luftwiderstand, aber dafür stabiler. Doch das war nicht der Fall.“ Red Bull hatte zwar ein umfassendes Update-Paket an Bord, doch Verstappen meinte: „Es geht in die richtige Richtung, aber ich kann noch nicht ans Limit gehen.“
Und wenn es regnet?
Fürs Rennen bleibt Verstappen vorsichtig optimistisch – ein Podestplatz ist drin, aber auch nicht garantiert: „Ich denke, mein Kampf wird mit Charles sein. Wenn ich da aufgehalten werde, ist McLaren wahrscheinlich schon zehn Sekunden weg.“ McLaren-Teamchef Andrea Stella sieht sein Team im Vorteil – gerade im mittel-schnellen Kurvenspeed liegt Spa den Papayas.
Und falls es regnet? „Dann hat McLaren normalerweise noch mehr Vorteil“, sagt Verstappen. Er weiß, dass ein Sieg unter normalen Bedingungen schwierig wird. Chaos, Regen oder ein perfektes Timing beim Boxenstopp könnten helfen – aber darauf verlassen kann er sich nicht.
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