Krebskranke Mutter:

„Ich habe kleine Kinder, ich kann nicht sterben“

Steiermark
23.12.2018 10:15

Krebs. Irgendwie hört man das Wort immer öfter, scheint es immer mehr Menschen zu treffen. So wie eine steirische Bäurin, die die Diagnose wie ein Faustschlag aus dem Nichts traf. Ein halbes Jahr noch, war die Prognose. Das ist jetzt zwei Jahre her. Und 30 Chemotherapien. Die Mutter sagt: „Ich kann nicht sterben. Meine Kinder brauchen mich.“

Die Torturen, das bislang Erlittene - man sieht es der 41-Jährigen deutlich an. Erschreckend dünn ist sie, ganz blass, sie hat keine Haare mehr. „Ich habe meinen Kindern die Krankheit erklärt, und sie haben dann gemeinsam mit mir meine Haare abgeschoren. Ich habe versucht, dem Ganzen eine gewisse Leichtigkeit zu geben, fast ein bissl Fröhlichkeit“, sagt sie.

Aber an ihren Augen, an ihrer Tapferkeit, Entschlossenheit, ihrem Mut erahnt man, was der Mutter dieser Schritt abverlangt hat. Während die Kinder geschoren haben, hat sie die Tränen heruntergeschluckt und erst danach hemmungslos allein im Zimmer geweint. „Die Kinder haben nie gesehen, wenn es mir dreckig gegangen ist. Sie sollten es nicht mitkriegen. Aber Bescheid gewusst haben sie von Anfang an.“

„Mama, musst du da auch bald hin?“
Die kleine Dreierfamilie geht vermeintlich offen damit um. Die Kinder sind aber noch klein. Was es dann aber für die Mutter bedeutet, wenn sie am Friedhof auf ein Grab deuten und in kindlicher Naivität sagen: „Schau Mama, musst du da auch bald hin?“ Wir können ihren Schmerz nur erahnen. Den seelischen und den körperlichen.

Obwohl sie noch so klein sind: Die beiden Geschwister wissen, dass die Mama sehr krank ist (Bild: Fulterer Claudia)
Obwohl sie noch so klein sind: Die beiden Geschwister wissen, dass die Mama sehr krank ist

30 Chemos hat sie hinter sich. „Ich weiß gar nicht mehr, wie die Zeit, wie mein Leben vorher war“, sagt sie. Mit der Motorsäge zu arbeiten, das war die große Leidenschaft der alleinerziehenden Mama, die auf ihrem Bauernhof auch für alles verantwortlich ist. „Jetzt hab ich nicht einmal mehr die Kraft, die Motorsäge zu starten.“

Uraltes, kaltes Haus
Für 20 Kühe ist die Alleinerzieherin auch zuständig. Dazu kommen die Sorgen um das Haus. Uralt ist es, im Jahr 1700 wurde es erstmals erwähnt - und vielfach sieht man das auch. Es ist kalt, es zieht, es ist ungemütlich in den Gewölben.

Der Heizkessel, der es auch nicht schafft, das Haus wohlig warm zu machen, ist 51 (!) Jahre alt. Ein neuer ist nicht drinnen, obwohl der alte vermutlich bald einmal den Geist aufgeben wird. Denn hier muss jeder Euro umgedreht werden.

(Bild: Sepp Pail (Symbolbild))

Bub ist Autist
Als wäre das alles nicht genug, hat auch der Bub eine Beeinträchtigung. Er ist Autist, braucht besondere Behandlung, Therapien, viel Aufmerksamkeit. Herzig schaut er aus, aber oft genug versinkt er in sich selbst. Oder schreit, so schrill und durchdringend, dass es einem durch Mark und Bein geht. „Dann kommt man nicht durch zu ihm.“ Eine Riesensorge mehr.

Dem Buben einmal das Meer zu zeigen, seine Augen leuchten zu sehen, „mein Gott, das wäre mein allergrößter Wunsch“, sagt die Schwerkranke. Mein Gott, können wir da nur sagen - wie wahnsinnig gern würden wir der kleinen Familie den Wunsch erfüllen.

Schwesterl steckt zurück
Auch dem Schwesterl, das jetzt in so vielen Dingen zurückstecken muss. Die Familie einmal kurz herausholen aus dem Kreislauf von schwerer Krankheit, Kälte, Sorgen, Kummer, den Arbeiten rund um einen alten, baufälligen Bauernhof. Aus einem Leben, in dem es im Moment keine Perspektiven und Freuden zu geben scheint.

„Kinder lasse ich nicht im Stich“
Eines weiß die Frau sicher: „Ich lebe noch, und ich werde das auch weiterhin tun! Denn ich habe Kinder. Die lasse ich nicht im Stich.“

Wir können der Steirerin nicht schenken, was sie sich am allermeisten wünscht. Aber wir können der Schwerkranken ein paar Sorgen nehmen. Unsere Kontonummer für „Wir helfen Steirern“ lautet AT072081502500718404.

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