Ballroom statt Boxring

„Dancing Star“ Wesner: „Boxen ist ein Machosport“

Sport-Mix
04.12.2018 19:00

Ballroom statt Boxring: „Dancing Stars“ lautet das neue Projekt der dreifache Boxweltmeisterin Nicole Wenser. Mit krone.at sprach sie über die Herausforderungen von Frauen in einer von Männern dominierten Sportart, Dancing Stars und warum sie sich freiwillig in die Fresse hauen lässt.

„Pfeif doch auf deinen Lebenslauf. Leb dein Leben!“ Diesem Rat ihres Masseurs folgend schmiss Nicole Wesner 2009 ihren Job in der Marketing-Branche hin und wandte sich dem Boxsport zu. Damals war sie 32. Heute ist sie 41, seit sechs Jahren im Profi-Boxen und bereits dreifache Weltmeisterin. Dabei kam gerade zu Beginn ihrer Karriere viel Widerstand auf sie zu. Nicht etwa von ihrer Familie oder Freunden, sondern vor allem von der Boxszene. Die Verantwortlichen dort sagten ihr, dass das alles keinen Sinn mache und rieten ihr sehr stark von einer Boxkarriere ab. Auch heute erlebt sie noch oft, dass Frauen in der Männerdomäne Boxen nicht immer gern gesehen sind. „Boxen ist schon ein ziemlicher Machosport“, beschreibt die gebürtige Kölnerin die Boxszene.

Das hübsche Gesicht
Aber auch die eigenen Fans tragen ihren Teil dazu bei. Denn oft wird sie dazu angehalten, sie solle doch auf ihr hübsches Gesicht aufpassen. „Das ist natürlich nett gemeint“, sagt sie. Aber es gehe ihr auf den Keks, denn Frauen sind nicht nur dazu da, um schön auszusehen. Natürlich handle es sich hierbei vermehrt um eine ältere Generation. Die Leute in ihrem Alter oder jünger seien da ohnehin schon viel weiter. Sie ist auch davon überzeugt, dass mit dem stetig ansteigenden Niveau im Frauenboxen die vorhandenen Klischees auch bald ganz verschwinden werden. Und sie hofft, dass, wenn sie einmal zurücktritt, das Frauenthema keines mehr sein wird.

Aber auch mediale Aufmerksamkeit zu erlangen, gestaltet sich in ihrer Sportart schwieriger. Denn Boxen ist in Österreich ohnehin eher eine Randsportart und Frauenboxen sowieso. Nur Leistung zu erbringen, reiche hierbei nicht aus, meint Wesner. Die aus der Wirtschaft kommende Wahl-Wienerin weiß: „Nichts fällt vom Himmel. Man muss das selber in die Hand nehmen.“ Und das tut sie. Immerhin nahm Nicole Wesner 2016 bei „Ninja Warrior Germany“ teil. Dabei handelt es sich um eine Sendung, in der sich zahlreiche Athleten in einem Hindernisparcours messen.

„Ich tanze total gerne“
Ihr neuestes Projekt heißt aber Dancing Stars. Dazu sagte sie: „Ich habe eine E-Mail bekommen und wusste sofort, ich will es machen.“ Denn Nicole Wesner hat in ihrer Jugend Tanzunterricht genommen und sogar das goldene Tanzabzeichen erworben. „Ich tanze einfach total gerne“, sagt sie. Dabei verweist sie auch auf den mehrfachen Boxweltmeister Wassyl Lomatschenko. Der Ukrainer begann schon im Kleinkindalter zu boxen und wurde für vier Jahre auch im Tanzen unterrichtet, weil das die koordinativen Fähigkeiten und die Beinarbeit verbessere. Diese beiden Fähigkeiten bringe sie auf jeden Fall schon mit zu Dancing Stars. Aber sie macht nicht nur wegen der medialen Aufmerksamkeit bei diesen Sendungen mit: „Wenn du 80 bist und auf einer Parkbank sitzt, dann musst du Geschichten erzählen können.“ Ninja Warrior und Dancing Stars gehören für sie auf jeden Fall in die Kategorie „Parkbank-Geschichten“.

Die Frage, warum sie sich freiwillig für Geld in die Fresse hauen lässt, musste sie schon oft über sich ergehen lassen. Man müsse dann aber auch die Frage stellen, warum elf Leute einem Ball hinterherlaufen, entgegnet Wesner. „Das macht alles keinen Sinn. Aber es gibt nun mal Menschen, die gerne die Bewegung machen und manche schauen dabei lieber zu.“ Außerdem gebe es auch viele, die sich auch ohne Geld gegenseitig verhauen. In ihrem Kopf schwebt immer der Gedanke herum, einmal eine komplette Kämpferin sein zu wollen. „Wenn ich mal 70, 80 bin und da kommt so ein junger Bursch und will mir meine Handtasche klauen, dann soll sich der schon umschauen“, nennt sie schmunzelnd eines ihrer Ziele. Aufhören will sie in den nächsten sieben Jahren noch nicht. Diesen Plan hätte sie zwar mal, man müsse aber immer offen für Möglichkeiten sein. Grundsätzlich will sie noch Boxen und zwar so lange wie es ihr noch Spaß mache.

Eva Schrittwieser

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(Bild: KMM)



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