Bauern jubeln, aber:

Die Angstblüher als ernste Warnung unserer Natur

Steiermark
27.08.2018 06:00

Bäume, die sich vor lauter Äpfel so sehr biegen, dass sie fast brechen. Birnbäume, übervoll mit süßen Früchten. Zwetschken, die ihre Träger fast blau färben. Was viele Bauern und Hobbygärtner entzückt, deuten Fachleute als ernste Warnung der Natur: Das Phänomen der „Angstblüher“ ist heuer so präsent wie noch nie zuvor.

Heuer fallen viele Früchterekorde, ein einzelner Streuobstbaum kann bis zu 2000 Äpfel oder 6000 Birnen tragen. „Bei manchen Bäumen gab es heuer mehr Blüten als Blätter“, so der steirische Naturschutzbund. Fichten weisen 1400 Zapfen oder mehr auf, das große Früchte- und Samenaufgebot wirkt sich auch auf jene aus, die davon leben - wie Wildschweine, die sich in Wäldern an Bucheckern übersatt fressen können. Auch eingeschleppte Pilze oder Forstschädlinge, die heimische Bäume sterben lassen, haben heuer eine Generation mehr und richten so noch mehr Schaden an. Das Mehr an Früchten deutet der Naturschutzbund als unübersehbare Botschaft der Natur an uns. Eine ernsthafte Warnung, die sich nicht nur auf die Steiermark beschränkt, sondern in vielen Teilen Mitteleuropas so deutlich ist wie kaum zuvor.

Reaktion auf Wetterkapriolen
„Die Bäume sind im Stress“, erklärt Naturschutzbund-Chef Johannes Gepp. Als Reaktion auf die massiven Wetterkapriolen der vergangenen Zeit mit Trockenheit, Überschwemmungen, Hitze und Frost blühen und produzieren sie auf Teufel komm raus. Um zu überleben.

Bäume „explodieren“
Rupert Gsöls, Apfelbauer und Verbandsobmann der Erwerbs-Obstbauern, kann das bestätigen. „Uns Profis, die wir berufsbedingt Äpfel ansetzen, trifft die Situation aber nicht so sehr. Weil wir durch Schnitttechniken und Ausdünnung die Anzahl der zu erntenden Äpfel ohnehin jedes Jahr auf dem selben Niveau halten.“ Aber: „Wer Streuobst hat, der sieht, dass die Bäume fast explodieren vor Früchten. Nicht nur jene mit Obst, auch die Bäume im Wald.“„Der Klimawandel ist angekommen„Was das alles mit dem Frost zu tun hat? “Im Vorjahr hatten die Bäume durch den massiven Frost kaum Blüten.

Deswegen konnten sie heuer ihre ganze Kraft in die Blüten stecken„, so Gsöls. “Freilich ist das ein extremer Stress für den Baum, in Folge die Früchte auch mit allen nötigen Nährstoffen zu versorgen." Nach der „Jahrhunderternte“, die auch Gsöls erwartet, werde der Ertrag 2019 sehr bescheiden ausfallen. „Durch den Stress heuer werden nächstes Jahr sicher kaum Blüten ausgebildet.“ Wer dennoch reichlich ernten will, muss vorsorgen: „Richtig zurückgeschnittenen Bäumen gibt man die Kraft zurück. “ Jedenfalls: „Der Klimawandel ist da!“

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