2017 war Rekordjahr

8333 Kinderpornos und Nazi-Postings gemeldet

Digital
26.06.2018 14:31

Bei Stopline, der Meldestelle gegen Kinderpornos und Nazi-Inhalte im Internet, sind 2017 insgesamt 8333 Meldungen zu mutmaßlich illegalen Inhalten eingegangen. 1822 Meldungen - also 22 Prozent - betrafen tatsächlich verbotenes Material. Das ist der Rekord seit Gründung der Meldestelle vor 20 Jahren.

Das berichtete Barbara Schloßbauer, Leiterin der von der ISPA (Internet Service Providers Austria) betriebenen Meldestelle. Erstmals seit 2018 war keine sexuelle Missbrauchsdarstellung Minderjähriger in Österreich gehostet. Ein Fall, der auf heimischen Servern war, betraf einen nationalsozialistischen Inhalt, der mit Hilfe des betroffenen Providers rasch entfernt wurde.

Besonders viele Meldungen im September und Dezember
Die Monate September und Dezember waren im Vorjahr mit 2483 bzw. 1276 Benachrichtigungen die meldungsstärksten Monate in der Geschichte der Stopline. „In keinem Jahr des Bestehens gab es bisher mehr als 1000 Meldungen im Monat zu bearbeiten“, sagte Schloßbauer. Zurückzuführen sei diese hohe Zahl auf „einzelne Melder, die sehr aktiv waren“, erläuterte die Expertin. Nahezu alle gemeldeten Inhalte fanden sich im Web, einige in sozialen Netzwerken und fünf als illegal eingestufte Videos auf YouTube.

Kinderporno-Darstellungen sind größtes Problem
Von den als illegal eingestuften Meldungen betrafen 97 Prozent sexuelle Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger, insgesamt waren dies 1759 Meldungen. Absolut gesehen haben sich die tatsächlich rechtswidrigen Meldungen zu sexuellen Missbrauchsdarstellungen von 2016 mit 644 auf 2017 fast verdreifacht. 63 Inhalte wurden im Vorjahr als verbotene Darstellungen von Wiederbetätigung eingestuft.

Gemeldet wurde ein Vielfaches der verbotenen Inhalte. Bei 42 Prozent handelte es sich um legale Pornografie eindeutig volljähriger Personen. In 16 Prozent der Fälle kamen die Stopline-Mitarbeiter nach eingehender Prüfung zum Schluss, dass das Material für einen juristischen Laien zwar illegal wirken kann, aber nicht gegen den Paragrafen 207a Strafgesetzbuch (Pornografische Darstellungen Minderjähriger) bzw. gegen das Verbots- oder Abzeichengesetz verstößt.

Die Server stehen meist im Ausland
Illegales Material wird gehostet, wo es einen unbürokratischen Zugang zu billiger IT-Infrastruktur gibt, erläuterte Maximilian Schubert, Generalsekretär der ISPA. Seit Jahren führen die USA die Statistik an. Mehr als die Hälfte der illegalen Inhalte ist dort gehostet. Zwölf Prozent des illegalen Materials lag auf Servern in den Niederlanden. Dort gäbe es ein Unternehmen, das mit den Behörden Katz und Maus spielt und überhaupt nicht kooperativ sei, erläuterte Schubert. Elf Prozent der illegalen Inhalte lag in Rumänien.

Da beinahe alle verbotenen Inhalte im Ausland gehostet werden, ist die internationale Zusammenarbeit besonders wichtig, betonte Schloßbauer. Stopline ist in INHOPE eingebunden, einem weltweiten Netzwerk von 53 Meldestellen in insgesamt 48 Ländern. Auch wenn fast alle bei Stopline gemeldeten illegalen Inhalte auf ausländischen Servern liegen, kann die heimische Meldestelle mit Hilfe der Partner-Hotlines dafür sorgen, dass das Material rasch gelöscht wird.

Fast 90.000 Meldungen bei internationalen Partnern
87.930 Meldungen gab es bei INHOPE im Vorjahr. „62 Prozent der Inhalte wurden binnen drei Tagen entfernt, 17 Prozent binnen vier bis sechs. Das bedeutet, dass innerhalb einer Arbeitswoche 80 Prozent der gemeldeten Fotos und Videos gelöscht wurden“, sagte Schubert. 90 Prozent der Missbrauchsfotos und Videos betreffen laut INHOPE-Analyse Mädchen, sieben Prozent Buben und drei Prozent beide Geschlechter. Fast acht von zehn Missbrauchsdarstellungen zeigen Kinder im Alter zwischen drei und 13 Jahren.

Das Ziel der Meldestelle Stopline ist es, verbotene Inhalte im Netz zu identifizieren und löschen zu lassen. Die Urheber der Darstellungen zu ermitteln ist indes Aufgabe der Polizeibehörden. Zwei Frauen sind als Teilzeitkräfte für die Meldungen zuständig, sie erhalten auch psychologische Unterstützung und nehmen an Supervisionen teil. Die Arbeitsbelastung ist „deutlich gestiegen“, sagte Schloßbauer.

Stopline ist eine nichtbehördliche Meldestelle für verbotene Inhalte (Kinderpornografie und Wiederbetätigung), erreichbar unter stopline.at. Sie wurde 1998 gegründet, seither wurden rund 68.000 Meldungen bearbeitet. Die Stelle richtet sich vor allem an User, die sich nicht direkt bei der Polizei melden möchten. Die Anonymität bleibt gewahrt, das „senkt die Hemmschwelle für Nutzer“, betonte Schubert.

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