"Maier ist Maier. Ich hoffe aber, er wird nicht der alte Maier, sonst sieht es schlecht für uns aus", fügte Cuche hinzu. Doch laut Maier besteht keine Gefahr, dass er wieder zum großen Weltcup-Dominator avanciert. "Nein, da brauchen sie keine Angst haben, das ist vergangene Zeit, der Körper gibt das nicht mehr her", betonte der "Herminator" aus Flachau. "Aber nichtsdestotrotz ist es jetzt umso schöner und wichtiger, denn man hetzt nicht mehr von Rennen zu Rennen, um zu gewinnen. Deshalb kann ich solche Siege nun viel mehr genießen."
Etwas Glück und viel Können
Der bald 36-Jährige hatte auch in den 34 Monaten der Sieglosigkeit immer an sich geglaubt. Dass es nun in Lake Louise wieder zum Sprung an die Spitze gereicht hatte, lag an mehreren Faktoren. "Ich habe endlich das umsetzen können, was nach wie vor in mir steckt, und auch sehr viel riskiert. Ein bisserl Glück gehört natürlich dazu, ein bisserl Können gehört aber auch dazu - und diesmal hat eben alles zusammengepasst", erklärte er.
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Abfahrtsski im Super-G
Dazu hat Maier den Rat seines langjährigen Trainers und Freundes Andreas Evers befolgt und auf dem abfahrtsähnlichen, extrem schnellen Kurs auf die ganz langen Latten gesetzt. "Es war sicherlich die richtige Entscheidung, mit Abfahrtsski den Super-G hier zu bestreiten, aber es war auch ein großes Risiko. Man kann alles verlieren und alles gewinnen", wusste Maier, dass an diesem Tag auch das Motto "Wer wagt, gewinnt" auf ihn zutraf.
"Schön-Skifahren" alleine reicht nicht
Außerdem begrüßte Maier einmal mehr, dass die Startreihenfolge in den Speed-Disziplinen endlich geändert worden ist, wodurch die besten Fahrer der Welt nicht mehr im Nachteil seien. "Ich bin früher immer mit Startnummer 30 gefahren, mit dieser Nummer haben außer mir nur wenige gewonnen. Aber jetzt mit Startnummer 10, das ist natürlich ein Unterschied", erläuterte Maier, der vor allem im unteren Teil, wo er das Rennen für sich entschied, voll attackierte. "Heute musst du den Ski laufen lassen, mit Schön-Skifahren gewinnst du nicht mehr."
Bei der Zieldurchfahrt wusste er zwar um seinen tollen Lauf, war sich aber lange Zeit nicht sicher gewesen, ob es tatsächlich zum Triumph reichen könnte. "Es wird ja immer am letzten Zacken gefahren, für einen Sieg muss daher sehr viel stimmen", lautete Maiers Begründung, warum er erst nach langem Zuwarten die ersten Gratulationen angenommen hatte.
"Ich war zu Tränen gerührt"
Als er sich seines vierten Super-G-Erfolges in Lake Louise sicher sein durfte, sei dies "ein unglaubliches Gefühl" gewesen. "Ich war zu Tränen gerührt. Es ist schwer sich da unter Kontrolle zu haben. Dieser Sieg ist ja total unerwartet gekommen, und das ist das Tolle am Sport, der solche Geschichten schreibt", versuchte Maier diesen Moment in Worte zu fassen, um ihn aber auch gleich wieder zu relativieren. "Denn es gibt wichtigere Dinge im Leben. Dieser Sieg ist einfach nur ein schöner Abschnitt in meinem Leben, den man genießen kann. Man denkt ja auch immer zurück an die Zeit, wo es schlecht war."
Schmerzmittel wegen Risses in Bandscheibe
Maiers Hoffnung gilt daher in erster Linie, dass nun der ihn schon seit Mitte Oktober behindernde Bandscheiben-Querriss schnell verheilt, "damit ich die Schmerzmittel absetzen kann. Es ist zwar schön, wenn man gerade aus dem Zielraum gehen kann, wenn man aber Schmerzen spürt, macht auch der Sport keinen Spaß."
Was ist in Maiers "Wohnzimmer" möglich?
Viel Zeit zum Feiern blieb dem ÖSV-Superstar vorerst nicht, flog er doch noch am Sonntagabend von Kanada nach Denver in Colorado, um sich rechtzeitig auf sein "Wohnzimmer" - Beaver Creek, der Schauplatz der nächsten Überseerennen, wo Maier bereits sechs Weltcup- sowie zwei WM-Rennen gewonnen hat - einzustellen. Allerdings kann er seine Lieblingsstrecke "Birds of Prey" nicht mehr direkt aus seinem Hotelzimmer betrachten, weil der ÖSV in einem neuen Hotel im Ort unterhalb von Beaver Creek logiert.
Die Anreise zur nächsten Weltcup-Station gestaltete sich für Maier als langwieriger Trip. Denn wegen des Wintereinbruchs in Colorado wurde die nächtliche Autofahrt über die fast 4.000 Meter hohen Pässe nach Beaver Creek zu einem Abenteuer. Erst nach Mitternacht kam Maier im neuen Quartier an.
Maier verwies am Sonntag mit einer Super-G-Fahrt wie in alten Tagen den kanadischen Lokalmatador John Kucera (+0,59 Sekunden) sowie den Schweizer Didier Cuche (+0,68) auf die Plätze zwei und drei. "Damit habe ich mein Saisonziel erreicht, denn ich wollte unbedingt noch einmal gewinnen", meinte der überglückliche Ski-Superstar beim Siegerinterview. Auch Maiers Teamkollegen schlugen sich respektabel: Michael Walchhofer wurde Vierter, Mario Scheiber 13., und für Klaus Kröll schaute Rang 14 heraus. Für Hannes Reichelt (23.), Benjamin Raich (24.) und Christoph Gruber (26.) gab es ebenfalls noch Punkte. Bode Miller schlug es nach Zwischenbestzeit einen Ski auf und musste aufgeben.
Ergebnis des Super-G von Lake Louise:
Rang | Name | Nation | Zeit |
1. | MAIER Hermann | AUT | 1:29.84 Minuten |
2. | KUCERA John | CAN | 1:30.43 |
3. | CUCHE Didier | SUI | 1:30.52 |
4. | WALCHHOFER Michael | AUT | 1:30.63 |
5. | SULLIVAN Marco | USA | 1:30.71 |
5. | DEFAGO Didier | SUI | 1:30.71 |
7. | GUAY Erik | CAN | 1:30.83 |
8. | ALBRECHT Daniel | SUI | 1:30.85 |
9. | SVINDAL Aksel Lund | NOR | 1:30.88 |
10. | GRÜNENFELDER Tobias | SUI | 1:30.94 |
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13. | SCHEIBER Mario | AUT | 1:31.29 |
14. | KRÖLL Klaus | AUT | 1:31.34 |
16. | BÜCHEL Marco | LIE | 1:31.52 |
18. | FILL Peter | ITA | 1:31.79 |
23. | REICHELT Hannes | AUT | 1:32.01 |
24. | RAICH Benjamin | AUT | 1:32.06 |
26. | GRUBER Christoph | AUT | 1:32.12 |
31. | GÖRGL Stephan | AUT | 1:32.40 |
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