Sieg im Derby

Austria schlägt Rapid verdient mit 2:0

Fußball
12.11.2008 13:55
Ausgerechnet im 287. Wiener Derby hat sich die Austria am Dienstagabend aus ihrer kleinen sportlichen Krise befreit. Die Violetten besiegten den Erzrivalen, Meister Rapid Wien, im Spitzenspiel der 17. Runde der tipp3-Bundesliga vor 12.200 Zuschauer im ausverkauften Horr-Stadion verdient mit 2:0 (2:0). Es war der erste Derbysieg der Austria seit sechs Spielen oder dem 4. März 2007 (2:1). Dem Tabellenzweiten Rapid fehlen damit weiterhin drei Punkte auf Leader Salzburg, der am Mittwoch in Ried gastiert. Die Austria ist weiter Vierter.

Die entscheidenden Tore hatten Thomas Krammer (6.) und Rubin Okotie (23.) bereits vor der Pause erzielt. Krammer staubte aus kurzer Distanz zu seinem ersten Treffer im Austria-Dress ab, nachdem Rapid-Keeper Andreas Lukse einen mäßigen Okotie-Kopfball nach Flanke von Milenko Acimovic nur kurz abgewehrt hatte. Beim Kopfball war der Torschütze allerdings knapp im Abseits gestanden.

Okotie selbst legte vor den Augen von ÖFB-Teamchef Karel Brückner, der am Mittwoch seinen Kader für das Länderspiel gegen die Türkei (19. November) bekanntgibt, per Kopf nach. Zuvor hatte sich der 21-jährige Stürmer nach Acimovic-Freistoß im Luftduell gegen Dober, Maierhofer und Goalie Lukse durchgesetzt. Es war das zwölfte Saisontor der Austria aus einer Standardsituation.

Veilchen wie ausgewechselt
Die Austrianer hatten sich im Vergleich zur 1:5-Pleite in Salzburg wie ausgewechselt präsentiert, gewannen von Beginn an mehr Zweikämpfe. Acimovic war neben Mario Bazina ins zentrale offensive Mittelfeld gerückt, in der Innenverteidigung ersetzte der 17-jährige Aleksandar Dragovic den an der Fußsohle angeschlagenen Franz Schiemer mit Bravour. Fernando Troyansky nahm Rapid-Regisseur Steffen Hofmann als dessen ständiger Schatten aus dem Spiel.

Ein Experiment von Rapid-Trainer Peter Pacult, mit zwei defensiven Mittelfeldspielern zu beginnen, war fehlgeschlagen. Erst als Youngster Christopher Drazan (18) nach 24 Minuten Stefan Kulovits ersetzte und Branko Boskovic von links ins Zentrum rückte, fanden die Rapidler besser ins Spiel. Die erste Großchance machte der hervorragende Austria-Keeper Szabolcs Safar zunichte, als er erst gegen Stürmer Jelavic und im Nachschuss gegen Boskovic rettete (35.).

Rapid-Torhüter Lukse als Unsicherheitsfaktor
Safar hielt den Vorsprung mehrmals fest, auf der Gegenseite war Derby-Debütant Lukse steter Unsicherheitsfaktor. Kurz vor dem Pausenpfiff klärte Ketelaer mit Hilfe der Latte auf der Linie, nachdem der Rapid-Keeper einen direkten Corner von Acimovic verpasst hatte. Davor hatte Lukse einen Standfest-Schuss aufs kurze Eck pariert (36.), Bazina knapp das lange Eck verfehlt (37.). Danach zog sich die Austria weit in die eigene Hälfte zurück, lauerte nach Seitenwechsel nur noch auf Konter.

Nach der Pause brachte Pacult mit Veli Kavlak (46.) und Erwin Hoffer (55.) weitere Offensivkräfte, löste auch die Viererkette auf. Sein Team fand aber trotz deutlich mehr Ballbesitz kaum taugliche Mittel gegen eine sehr kompakt stehende Austria. Ein Schuss von Jelavic ging neben das Tor (50.), mit einem Versuch von Hoffer aus spitzem Winkel hatte Safar keine Probleme (59.).

Maierhofer vergibt größte Chance auf Anschlusstreffer
Dafür durfte sich der Austria-Schlussmann noch einmal auszeichnen, als der unsichere Abwehrchef Jacek Bak ausgerutscht war (73.). Safar parierte mit dem Fuß gegen Boskovic, den Nachschuss knallte Maierhofer völlig unbedrängt über das leere Tor - die größte Chance auf den Anschlusstreffer. Im Konter ließen Standfest (72.) und Bazina (85.) die Chance auf die vorzeitige Entscheidung aus.

Die Austria verkürzte in der ewigen Derby-Bilanz im 287. Duell dennoch auf 105:119 Siege. Rapid kassierte seine erste Liga-Niederlage nach zuletzt drei Siegen und einem Remis. Im Gegensatz zum ersten Saisonderby, bei dem Rapid-Torhüter Georg Koch eine Böllerwurf-Attacke mit einem Gehörtrauma bezahlt hatte, war es im Stadion vergleichsweise gesittet abgelaufen. Lediglich im Vorfeld waren drei Polizisten von Feuerwerkskörpern verletzt worden.

Rapid-Fans warfen Knallkörper gegen Exekutive
Beim Anmarsch mehreren hundert Rapid-Anhänger vom Reumannplatz in Favoriten über die Laaerbergstraße zum Spielort warfen die Fans zahlreiche Knallkörper, Raketen und bengalische Fackeln gegen die Exekutive. Immer wieder wurden sowohl Anhänger der Austria als auch die Polizei mit Schmähchören bedacht. Einer der Anführer der Rapid-Ultras versuchte, die erhitzten Gemüter per Megafon zu beruhigen. Er wies darauf hin, dass ein Mindestmaß an Anstandsregeln eingehalten werden müsse, sonst müsste man das nächste Derby im Ernst-Happel-Stadion bestreiten. 

Im Vergleich zum Anmarsch der Rapid-Fans verlief der Abzug aus dem Stadionbereich relativ ruhig. Einige kleinere Versuche der rivalisierenden Fan-Gruppen, die Polizeiabsperrungen zu umgehen, wurden von der Exekutive verhindert.

Sechs Personen verhaftet
Insgesamt wurden im Zuge des Derbys sechs Personen festgenommen, außerdem gab es fünf Wegweisungen aus der Sicherheitszone rund um das Stadion. Weiters wurde eine Körperverletzung registriert. Vier Polizisten wurden bei ihrem Einsatz - vermutlich durch Knallkörper - verletzt, drei erlitten einen Tinnitus.

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(Bild: KMM)



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