Tierschutzverband NÖ

“Kritik an Gesetzesnovelle grenzt an Panikmache!”

Tierecke
26.07.2017 10:22

Während zahlreiche Tierfreunde derzeit gegen die Novelle des Bundestierschutzgesetzes Sturm laufen und private Tierschützer sich verfolgt fühlen, gibt es auch einige Befürworter der Neuerungen. So meldet sich etwa Andrea Specht als Präsidentin des niederösterreichischen Tierschutzverbandes zu Wort und gibt zu Bedenken, dass die Vorgabe von Mindeststandards durchwegs Sinn machen würde.

"Derzeit kursieren unterschiedlichste Gerüchte bezüglich der neuen Verordnungen zum Thema 'öffentliches Anbieten von Tieren'. Es sind in erster Linie Vereine und im Auslandstierschutz tätige Privatpersonen, die sich kritisch äußern. Aber viele Aussagen entsprechen nicht der Wahrheit und grenzen an Panikmache", so Andrea Specht, Präsidentin des niederösterreichischen Tierschutzverbandes, dem acht Vereine mit eigenem Tierheim sowie neun Organisationen ohne eigener Betriebsstätte angehören.

Übergangsfrist für viele Tierschutzvereine
Laut der Novelle des Tierschutzgesetzes müssen Tierschutzvereine, die in Österreich Tiere halten, in Zukunft eine (oder mehrere) bewilligte Haltungen haben. Bis zum 1. Juli 2018 kann bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde oder beim zuständigen Magistrat ein Antrag auf Bewilligung gestellt werden. In dieser Übergangsfrist gelten bestehende Haltungen als bewilligt - in dieser Zeit ist ihnen also etwa die Tiervermittlung im Internet laut Tierschutzgesetz auch ohne Bewilligung erlaubt.

"Kontrollen der Standards sind wichtig"
Die räumlichen Voraussetzungen für die Bewilligung seien für zahlreiche private Tierschützer nicht zu schaffen, so der Tenor. Die Novelle würde damit den Ehrenamtlichen die Arbeit unmöglich machen. Andrea Specht ist anderer Meinung: "Die Vorgaben sind auch ohne größere finanzielle Aufwendungen umsetzbar und absolut notwendig. Es handelt sich dabei lediglich um Mindeststandards." Regelmäßige behördliche Kontrollen, denen Tierheime schon lange unterliegen, würden Qualität und Transparenz garantieren: "Es ist nicht einzusehen, weshalb nur inländische bewilligte Tierheime Standards erfüllen müssen."

"Unsere Heime sind voll - auch mit Auslandstieren"
Kritik an der Novelle kommt vor allem von Vereinen, die sich auf Auslandstierschutz spezialisiert haben. Sie müssen nach der Novelle eine Betriebsstätte in Österreich einrichten und bewilligen lassen, selbst wenn die Vierbeiner aus den Nachbarländern direkt zu den zukünftigen Besitzern gebracht werden. "Derzeit sind es häufig heimische Tierheime, die kontaktiert werden, wenn die Vermittlung von Auslandshunden nicht hält und eine Rückführung droht. Unsere Einrichtungen sind aber aktuell mehr als ausgelastet und beherbergen bereits jetzt einen hohen Anteil von importierten Tieren. Einsatz im Ausland darf sich daher nicht darauf beschränken, Hunde zu potentiellen Interessenten in Österreich zu transportieren, die Verantwortlichkeit darf nicht mit der Übergabe enden", gibt Andrea Specht zu bedenken.

"Mindestanforderungen sind unverzichtbar"
Weitere Vorgaben sind ein eigener Quarantäneraum, ein leicht zu reinigender Boden, ausreichende Belüftung und Beleuchtung sowie Sonnenschutz und ein Kalt- und Warmwasseranschluss und die entsprechende Qualifikation der Betreuungspersonen. "DieIsolierung von Tieren, deren Gesundheitsstatus ungewiss ist, muss möglich sein, um ein Einschleppen von Tierseuchen nach Österreich zu unterbinden", so Andrea Specht. "Ein Raum mit einem leicht zu reinigenden Boden ist keinesfalls mit großem finanziellem Aufwand verbunden. Dass Personen, die mit der Versorgung von Tieren betraut sind, über eine entsprechende Qualifikation verfügen sollten, ist in Anbetracht der dringend notwendigen Hygienemaßnahmen sowie einer kompetenten Betreuung von gestressten, verängstigten oder traumarisierten Tieren unverzichtbar."

"Man muss bei Missständen eingreifen können"
Wie auch schon vom Ministerium für Gesundheit in mehreren Aussendungen festgehalten, ginge es bei der Novelle einfach nur darum, dass man die Haltung der Tiere überprüfen kann, so Specht: "Man muss eingreifen können, wenn Missstände evident werden." Die Verbringung von Tieren aus dem Ausland nach Österreich sollte kritisch hinterfragt werden dürfen, wie die des niederösterreichischen Tierschutzverbandes findet: "Auslandstierschutz ist wichtig, vor allem die Stärkung des Tierschutzes vor Ort. Aber unser Tierschutzsystem ist bereits jetzt am Kippen. Transparenz über die Zahl der laufend importieren Vierbeiner wäre deshalb ebenso notwendig wie ein offener Umgang mit dieser Problematik."

"Es ist zu einfach, online ein Tier zu erhalten"
Die Vermittlungs- und Vergabepraxis in Österreich sei ebenfalls verbesserungswürdig, ist sich Specht sicher: "Inländische Tierheime sind nicht überfüllt, weil es so schwierig ist, ein Tier von dort zu übernehmen, sondern im Gegenteil zu einfach, anderswo ein Tier zu erhalten. Das Feilbieten im Internet und der kaum mit Beratung und Überprüfung verbundene Erwerb führen zu unüberlegten Anschaffungen, die ebenso schnell in heimischen Tierheimen landen wie im Inserat angeboten. Einschränkungen des Internet-Feilbietens werden mittel- und langfristig heimische Tierheime entlasten und Tieren einen höheren Stellenwert einräumen."

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