Gefährlicher Virus

Mutierte Kaninchenpest könnte Feldhasen ausrotten

Wien
22.07.2025 16:00

Ein massiver Ausbruch der Kaninchenpest in Wien mit über 100 verendeten Tieren allein am Handelskai könnte nur das erste Alarmzeichen gewesen sein: Das Virus ist mutiert und rafft nun auch Feldhasen dahin. Das Überleben der Population in der Bundeshauptstadt und darüber hinaus steht auf dem Spiel.

Vielleicht ist Albrecht Dürers berühmter „Feldhase“ in der Albertina bald der einzige, den man in Wien noch sehen wird können: Derzeit wütet wieder das Kaninchenpest-Virus (Myxomatose) in der Stadt. Als wäre das nicht schon schlimm genug, hat sich herausgestellt, dass das Virus mutiert ist und nun auch die gesamte Population an wild lebenden Hasen in Wien bedroht. Während als Haustiere gehaltene Kaninchen geimpft werden können, wütet das Virus unter den Wildtieren ungebremst.

„Wir kommen nicht nach“
„Gegen die Ausbreitung kann nichts unternommen werden“, bestätigt auch die MA 49, für die landwirtschaftlichen und Forstflächen der Stadt zuständig, darunter den Lainzer Tiergarten und die Lobau. Am Marchfeldkanal habe man auch schon „vereinzelte Funde“ verendeter Feldhasen gemacht und ein paar davon der Veterinärmedizinischen Universität (VetMed) zur Untersuchung gegeben. Man werde sich nach allfälligen Empfehlungen der Wissenschaft richten, um die Wildtierpopulation zu retten.

Die MA 49 weiß nur von „vereinzelten Funden“ am Marchfeldkanal. Bei der Veterinärmedizinischen ...
Die MA 49 weiß nur von „vereinzelten Funden“ am Marchfeldkanal. Bei der Veterinärmedizinischen Universität stellt sich das Bild anders dar.(Bild: Jöchl Martin)

Empfehlungen für die Stadt hat die VetMed vorerst zwar keine, aber dafür schon ein besseres Bild von der verheerenden Auswirkung des Virus. Bei Virologin Angelika Auer stapeln sich Kadaver verendeter Feldhasen nicht nur aus Wien, sondern schon auch aus Niederösterreich und darüber hinaus. Täglich werden es mehr. „Wir kommen nicht nach. Gerade jetzt liegen 70 Tiere bei mir am Tisch“, so Auer gegenüber der „Krone“.

Neun von zehn Tieren überleben nicht
Was Auer bei ihrer Forschung zur Virusmutation bereits herausgefunden hat: Erste Anzeichen gab es vor rund zwei Monaten, als Ausgangspunkt ist der deutsche Donauraum wahrscheinlich. Das Dramatischste aber: In der Vergangenheit konnten Hasen die Krankheit zwar bekommen, waren dagegen aber einigermaßen resistent. Seit der Mutation ist das Virus für die Wildtiere aber so gefährlich wie für Kaninchen. Neun von zehn Tieren gehen an der Infektion zugrunde.

Stadt ersucht um Meldung

Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, tote Tiere bei der ebswien kläranlage & tierservice unter der Telefonnummer 01/76 76 176 zu melden. Der Service ist rund um die Uhr erreichbar und sorgt für die fachgerechte Abholung und Entsorgung der Kadaver.

Schwer erkrankte oder verletzte Wildtiere können dem Wildtierservice der Stadt Wien unter 01/4000-49090 gemeldet werden. Erkrankte Tiere entwickeln typischerweise Schwellungen im Kopf- und Genitalbereich. Oft sind auch die Augen betroffen, was zu Orientierungslosigkeit und Erblindung führen kann.

Aus Auers Sicht gibt es nur eine Hoffnung: dass möglichst viele resistente Tiere überleben und sich die Population so wieder erholt. Vorerst stehen die Zeichen aber schlecht: Übertragen wird die – für Menschen ungefährliche – Krankheit vor allem durch Insekten, vor allem Mücken. Eine befürchtete Gelsenplage durch das vorhergesagte feucht-warme Wetter könnte zum Turbo für die Infektionen werden. Auch Auer rät wie Wiens Veterinäramt dringend zur Impfung von Kaninchen, die als Haustiere gehalten werden.

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