krone.at: Am Wochenende geht's also endlich los - Aufsteiger Admira kommt am Samstag ins Hanappi-Stadion. Wie ist knapp eine Woche vor Saisonbeginn Ihr Gemütszustand, Herr Schöttel?
Peter Schöttel: Im Moment ist mein Gemütszustand gut. Den Großteil der Vorbereitung haben wir hinter uns. Wir haben gut gearbeitet. Und wir sind überzeugt, dass wir die Basis für eine gute Saison gelegt haben. Ich bin eigentlich ganz zufrieden mit den ersten Wochen bei Rapid.
krone.at: Wissen Sie noch, wie Ihr erstes Meisterschaftsspiel als Wiener-Neustadt-Trainer ausgegangen ist?
Schöttel: Ja, das hab' ich mir gemerkt. Es hat mit einem 0:1 in Mattersburg begonnen.
krone.at: Stimmt, so war das. Den ersten Sieg mit Wiener Neustadt haben Sie dann in der dritten Partie gegen Ried eingefahren. Zwei Spiele ohne Sieg – das könnte als Trainer von Rapid ein bisserl eng werden, oder?
Schöttel: Das weiß ich nicht. Von Start weg wär's natürlich sehr unangenehm. Denn es erwarten sich natürlich alle einen guten Start in die neue Saison. Vor allem nach dem schwierigen Frühjahr. Wir sind natürlich in einem Heimspiel gegen die Admira Favorit, wobei ich schon sagen muss, dass es sehr unangenehm ist, in der ersten Runde gegen einen hochmotivierten Aufsteiger zu spielen. Noch dazu ist die große Unbekannte, wie sich die beiden Mannschaften auf das sogenannte Geisterspiel einstellen werden. Da bin ich selbst neugierig, wie wir uns tun werden.
krone.at: Unter Ihrem Vorgänger Peter Pacult ist Rapid mitunter recht schlecht in Saisonen gestartet. Pacult hat das meist damit gerechtfertigt, dass die Meisterschaft nicht zu Beginn, sondern am Ende der Saison entschieden wird. Sehen Sie das ähnlich?
Schöttel: Die Punkte sind in der ersten Runde genauso wichtig wie in der letzten. Aber Pacult hat natürlich recht, wenn er sagt, im Mai fällt normalerweise die Entscheidung. Aber gerade in der Situation, in der wir uns befinden, würd's dem ganzen Verein sehr gut tun, wenn wir gut starten.
krone.at: Was wissen Sie von Auftakt-Gegner Admira?
Schöttel: Das ist eine Mannschaft, die sich nicht versteckt, die sich etwas zutraut und gut kombiniert. Sie hat eine gute Mischung von routinierten und sehr guten jungen Spielern. Und natürlich haben sie auch einen Trainer, der eine sehr erfolgreiche Rapid-Vergangenheit hat. Umso bedauerlicher ist es, dass bei der Rückkehr vom Didi (Kühbauer, Anm.) keine Zuschauer im Stadion sind.
krone.at: Getestet ist zum letzten Mal gegen Hoffenheim worden – ein 0:0 ist's geworden. Dabei hat die Mannschaft schon einen Vorgeschmack darauf bekommen, was ihr möglicherweise noch öfter in dieser Saison blühen wird: nämlich wenig Unterstützung von den Rängen. Sie meinten im Vorhinein, Sie würden es als seltsam empfinden, wenn die Fans ihren "Nicht-Support" auch in die Meisterschaft tragen würden. Wie seltsam war es jetzt tatsächlich, vor quasi ruhigen Tribünen im Hanappi-Stadion zu spielen?
Schöttel: Gegen Hoffenheim ist mir das zum ersten Mal so richtig aufgefallen. Das war sehr ungewohnt am Sonntag. In den restlichen Vorbereitungsspielen habe ich das nicht als so störend empfunden, aber am Sonntag war das schon sehr eigenartig. Aber man sieht halt, dass es eine ganz eigentümliche Stimmung nach sich ziehen kann, wenn die Unterstützung nicht organisiert ist.
krone.at: Haben Sie vor, nach Siegen zur Westtribüne zu gehen und sich feiern zu lassen? Pacult lehnte das ja strikt ab…
Schöttel: Das hab' ich eigentlich nie gemacht. Denn für mich sind die Spieler am wichtigsten.
krone.at: Ist das auch eine Schutzfunktion, damit Ihnen die Fans nicht auf der Nase herumtanzen, wenn's sportlich nicht so läuft?
Schöttel: Nein. Ich habe zu den Rapid-Fans meistens ein gutes Verhältnis gehabt, war aber nie so ganz nah dran. Ich habe die Wünsche erfüllt, war bei Veranstaltungen, habe aber auch immer meine Meinung vertreten, wenn mir etwas nicht gepasst hat.
krone.at: Zum Sportlichen: Inwieweit wird sich die Startformation vom Hoffenheim-Spiel mit jener beim Match gegen die Admira decken? Pichler von Beginn an, Schrammel statt Katzer von Beginn an, Salihi fix, Alar nur auf der Bank – wie aussagekräftig ist das im Hinblick auf die Meisterschaft?
Schöttel: Das wird man sehen. Ich habe die Vorbereitung dazu genutzt, um viele Dinge auszuprobieren und die neuen Spieler zu integrieren. Generell haben sich alle Spieler in der Vorbereitung sehr gut präsentiert. Daher werden alle im Laufe der Saison die Möglichkeit haben, zu spielen.
krone.at: Sie lassen sich also nicht aus der Reserve locken. Aber vielleicht können Sie uns ja wenigstens verraten, ob Sie planen, gegen die Admira zwei Spitzen oder – wie gegen Hoffenheim – nur eine aufs Feld zu schicken.
Schöttel: In einem Heimspiel wollen wir schon mit zwei Stürmern beginnen. Wenn in dieser Woche nichts Außergewöhnliches passiert, werden es zwei Stürmer werden.
krone.at: Wird einer davon Neuzugang Deni Alar sein?
Schöttel: Welche zwei das sind – das ist eine ganz enge Geschichte. Wir haben vier Stürmer mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften. Ich werde mir für diese Entscheidung sicher noch bis Freitag Zeit geben.
krone.at: Von Alar erwarten sich Experten sehr viel. Ist er mit seinen 21 Jahren mental schon so stark, dass er diesen Erwartungen gerecht werden kann?
Schöttel: Gegen Hoffenheim ist er mir schon ein bisschen nervös vorgekommen. Es ist natürlich etwas Besonderes, als Spieler von Rapid im Hanappi-Stadion zu spielen. Aber er ist ein Spieler mit großen Perspektiven für die Zukunft. Und wir werden sehen, wann der richtige Zeitpunkt für ihn ist, um zu spielen. Immerhin hat er ja in Vorbereitungsspielen schon sehr gute Leistungen gezeigt. Aber auch Nuhiu und Gartler haben ihre Tore gemacht. Und dass Salihi Tore machen kann, das weiß man seit einigen Jahren in Österreich.
krone.at: Wie sehr können Sie denn als Trainer mithelfen, Alar diese Nervosität zu nehmen?
Schöttel: Wir haben ihm zum Beispiel nicht den Kopf abgerissen, als er gegen Hoffenheim alleine auf den Tormann zugelaufen ist, und dann das Tor nicht gemacht hat. Er wollte sich in der Kabine bei mir entschuldigen. Ich hab' ihm aber gesagt, dass sich bei mir kein Spieler zu entschuldigen braucht, wenn er eine Torchance vergibt. Aber ich glaube, dass er sich schon sehr wohlfühlt bei Rapid. Daher kann es auch durchaus sein, dass er gegen die Admira schon von Beginn an spielt.
krone.at: Andere Neuzugänge werden gegen die Admira definitiv fehlen: zum Beispiel die verletzten Thomas Prager und Guido Burgstaller. Wie schwer wiegen diese Ausfälle?
Schöttel: Das ist natürlich unangenehm, weil sich beide sehr stark präsentiert haben. Ich will aber wirklich nicht jammern. Denn ich habe immer gesagt, dass ich einen Kader brauche, in dem jede Position doppelt besetzt ist.
krone.at: Welcher Kaderspieler ist Burgstaller am ähnlichsten? Wer kann die Lücke, die er hinterlässt, am ehesten schließen?
Schöttel: Eine gute Frage. Burgstaller hat von allem ein bisschen was – das macht ihn zu einem sehr guten Spieler. Von der Dynamik her ist er schon mit Trimmel vergleichbar. Er ist beidbeinig, hat einen enormen Zug zum Tor, sucht "1 gegen 1"-Situationen. Und was mir so gefällt an ihm: Er pfeift sich nix, er denkt nicht viel nach, wenn ihm etwas misslingt. Daher habe ich schon zu Wiener-Neustadt-Zeiten gesagt: Das ist ein klassischer Rapid-Spieler.
krone.at: Zu Ihrer Person: Wie hat sich der Verein in den fünf Jahren, in denen sie "Rapid-abstinent" waren, verändert?
Schöttel: Dazu kannren wir zehn Tage in Oberösterreich auf Trainingslager. Jetzt bin ich erst wieder wenige Tage im Hanappi-Stadion. Rein baulich hat sich dort wenig verändert (lacht). Das Stadion ist fünf Jahre älter geworden. Die Trainingsmöglichkeiten sind auch, wie sie immer waren. Und auch sehr viele bekannte Gesichter habe ich gleich wieder gesehen. Ich habe mich gleich wieder sehr wohl gefühlt hier.
krone.at: Sie werden bei Rapid nicht nur Cheftrainer sein, sondern bis zu einem gewissen Grad auch als Manager bzw. Sportdirektor fungieren. Mancherorts wird befürchtet, dass Ihnen diese Doppelfunktion über den Kopf wachsen könnte. Haben Sie diese Befürchtung auch?
Schöttel: Gar nicht. Denn so groß wird die Doppelbelastung nicht sein. Ich bin Cheftrainer und beim Planen habe ich das Sagen im sportlichen Bereich. Stefan Ebner ist auch da – der arbeitet im administrativen Bereich hervorragend. Er wird mir helfen, das umzusetzen, was wir planen. Insofern werde ich das schon ganz gut im Griff haben.
krone.at: Sind die Anforderungen an einen Trainer gestiegen? Es heißt ja, die Spieler sind mündiger, intelligenter geworden…
Schöttel: Ob sie mündiger geworden sind, weiß ich nicht. Intelligenter vielleicht, interessierter auf alle Fälle. Man muss mehr erklären – wobei ich das sowieso immer machen wollte. Ich will schon, dass die Spieler einen Sinn dahinter erkennen, was ich ihnen sage und was wir trainieren. Und natürlich ist es am schwierigsten, 24 Egoisten unter einen Hut zu bringen. Das war aber schon immer so.
krone.at: War früher alles besser? Man hört ja oft, dass es den jungen Spielern zu gut geht.
Schöttel: Da ist schon was dran. Obwohl: Als ich als junger Spieler in die Kampfmannschaft gekommen bin, war's ähnlich. Aber Fakt ist schon, dass den jungen Spielern bereits in der Ausbildung vieles abgenommen wird. Und wir müssen aufpassen, dass wir ihnen nicht zu vieles abnehmen, sondern dass sie die Steine auf ihrem Karriereweg selbst aus dem Weg räumen. Sonst werden wir keine Spieler herausbringen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.
krone.at: In welcher Tabellenposition findet sich der SK Rapid am Ende der Meisterschaft wieder?
Schöttel: Ich hoffe, unter den ersten drei. Dazu muss es uns aber gelingen, gleich von Start weg Punkte zu machen und uns schnell aneinander zu gewöhnen.
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