Berührt, verführt

Citroën C1: Sehr gelungen, aber nicht ungefährlich

30.06.2014 08:39

Dieser Blick soll Frauen verführen: Wie dicke, buschige Augenbrauen sitzt das Lichtband über den Scheinwerfern des neuen Citroën C1. Doch wie im richtigen Leben muss dieser Beau innere Werte mitbringen, damit die Beziehung mehr als nur ein Flirt für eine Spritztour wird. Und tatsächlich ist der C1 ein Typ zum Heiraten – allerdings nicht für langbeinige Schönheiten.

Nach rund einem Jahrzehnt kommt im Herbst die Neuauflage des Citroën C1 auf den österreichischen Markt, jenes Drillings, der sich nur in Details von den Kollegen Toyota Aygo und Peugeot 108 unterscheidet. Gravierendster Unterschied: Citroën bietet hierzulande (als Drei- und Fünftürer) ausschließlich die Version "Airscape" mit dem riesigen Faltdach an, das vor allem in Knallrot extrem spritzig wirkt. Schön, dass sie nicht von "Cabrio" sprechen.

Außen klein, innen relativ groß
Mit 3,46 m Außenlänge ist der Citroën C1 wie geschaffen für enge Parklücken in überfüllten Innenstädten, vor allem mit der optionalen Rückfahrkamera. Vorn ist absolut ausreichend Platz, auch die Sitze sind nicht zu klein, sogar die Oberschenkelauflage ist länger als bei manch größerem Auto. Nur wie man in der Marketingabteilung auf die Idee kommt, von "großzügigem Platz" auf der Rückbank zu fabulieren, ist mir nicht klar. Zwei Kleingewachsene finden aber ihr Auskommen. Man kann die Rückbank aber auch umklappen und dadurch den Kofferraum von 195 (60 mehr als früher!) auf 780 Liter vergrößern.

Gefahr des unfreiwilligen Motorstopps
Überhaupt sollte für den Citroën C1 eine Maximalgröße für den Fahrer angegeben werden, denn ich mit meinen 1,88 m Körperlänge laufe ständig Gefahr, während der Fahrt versehentlich den Motor abzustellen: Mein rechtes Knie kommt ständig dem Zündschlüssel gefährlich nahe und dreht ihn, wenn es anstößt. Da sollten die Franzosen schleunigst eingreifen, denn es gibt zwar als Option prinzipiell ein schlüsselloses Zugangs- und Start-System, aber nur für die Version mit festem Dach, nicht für die mit Faltdach, die ja in Österreich ausschließlich angeboten wird.

Erwachsenes Fahrverhalten
Der Winzling fährt sich durchaus wie ein erwachsenes Auto, was nicht zuletzt an der neuen, 4 kg leichteren Hinterachse samt neuen Federn, Dämpfern und Stabilisator und an der neuen Vorderachse liegt. Die Lenkung ist erfreulich direkt und macht den Stadtfloh mit nur 9,60 Meter Wendekreis zum flinken Flitzer.

Auch außerhalb der Stadt macht der 840 kg leichte C1 eine gute Figur, jedenfalls in der von mir getesteten Version mit dem 82 PS starken 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner. Es kommt Freude auf, wenn er bei 2.750/min. 116 Nm abruft und den Standardsprint in glatt 11 Sekunden ermöglicht. Bei höherem Tempo auf längeren Strecken fällt die effektive Geräuschdämmung auf. In Sachen Verbrauch glänzt das Triebwerk mit 4,3 l/100 km im Schnitt. Sparsamer, aber auch weniger spritzig ist der Einliter-Dreizylinder, der – wenn mit Stopp-Start-System kombiniert – auf einen Normverbrauch von nur 3,8 l/100 km kommt.

Smartphone aufs Display "gespiegelt"
Serienmäßig ist eine Berganfahrhilfe und in Österreich (wo die Basisversion nicht angeboten wird) auch Klimaanlage, Audiosystem mit Lenkradfernbedienung oder auch LED-Tagfahrlicht. Die Topversion kommt unter anderem mit 7-Zoll-Display und "Mirror Link", d.h. man kann sein Smartphone per USB-Kabel anschließen, wodurch es auf das Display "gespiegelt" wird und sich darüber bedienen lässt. Jedenfalls ein Teil der Funktionen, wie z.B. das Navigationssystem. Ein fix installiertes Navi steht hingegen nicht mal in der Aufpreisliste.

Eine Menge Auto also auf kleinstem Raum, das solider wirkt als mancher Schwiegersohn in spe. Ende September/Anfang Oktober kommt der Citroën C1 in Österreich auf den Markt; die Preise stehen noch nicht fest.

Warum?