Luxus setzt sich durch
Wie funktioniert eigentlich der Massagesitz?
Massagesitze lockern Muskeln, steigern Aufmerksamkeit und könnten im autonomen Autozeitalter die Reise zum Wellness-Erlebnis machen. Die Technik dahinter ist allerdings banal.
Kaum ein anderes Komfortdetail im Auto vermittelt so unweigerlich das Gefühl von Luxus wie der Massagesitz. Was vor wenigen Jahrzehnten noch in Wellnesshotels, Einkaufszentren und teuren Wohnzimmermöbeln ein exklusives Entspannungserlebnis versprach, ist mittlerweile auch in vielen Pkw-Modellen verfügbar.
Das Konzept dahinter ist so simpel wie angenehm: Muskelpartien im Rücken sollen während der Fahrt gelockert werden, um Verspannungen vorzubeugen. Speziell dem Fahrer hilft diese Funktion, länger fit und aufmerksam zu bleiben, was bei langen Fahrten nicht nur für Komfortgewinn sorgt, sondern auch einen Beitrag zur Sicherheit leistet.
Die ersten Massagesitze tauchten in den 1990er-Jahren in der Welt der Automobile zunächst als teure Sonderausstattung in Luxuslimousinen auf. Damals waren die Massagefunktionen oft allerdings nicht mehr als eine Funktionserweiterung von Lordosenstützen, die sich in mehrere Richtungen bewegen ließen. Die Wirkung solcher in der Lehne integrierten Mechanismen auf das Wohlbefinden des Fahrers war begrenzt und das „Massagegefühl“ eher subtil als therapeutisch.
Mit Fortschritten in der Sitztechnik und der Miniaturisierung mechanischer Bauteile wurde die Funktion jedoch zunehmend komplexer. Ab den 2000er-Jahren boten Hersteller wie Mercedes-Benz oder Lexus Sitze mit mehreren Luftkammern an, die sich aufpumpen und wieder entlüften lassen. Ein Vorgang, der dem Kneten durch eine Hand schon erstaunlich nahekommt.
Zwei technische Prinzipien
Technisch basieren heutige Sitzmassagesysteme meist auf zwei Grundprinzipien: Entweder arbeiten sie mit pneumatischen Kammern oder mit mechanischen Rollen. Bei der pneumatischen Variante kommt ein Netz aus Luftpolstern im Sitz und in der Lehne zum Einsatz, das von kleinen Kompressoren und Ventilen gesteuert wird. Durch das gezielte Aufblasen und Ablassen der Kammern entsteht ein rhythmischer Druckwechsel, der die Muskeln stimuliert und die Durchblutung anregt.
Bei der mechanischen Technik kommen bewegliche Rollen oder Exzentermechanismen zum Einsatz, die sich entlang definierter Bahnen unter dem Sitzbezug der Lehne bewegen und dabei den Rücken stimulieren. Einige Systeme kombinieren beide Methoden, um sowohl Druck als auch Bewegung zu simulieren. Moderne Sitze verfügen sogar über Sensoren, die den Sitzdruck oder die Körperhaltung messen. Der Bordcomputer stimmt das Massageprogramm daraufhin ab.
Der Massagesitz, für viele noch immer ein Inbegriff für teuren Luxus, ist schon lange nicht mehr nur Fahrzeugen der Oberklasse vorbehalten. Er wird auch in Mittelklassefahrzeugen als gegen Aufpreis erhältliches Extra angeboten. Auch bei Elektroautos, wo die Massagefunktion ein erweitertes Einsatzspektrum bietet: Während Ladepausen kann die Massagefunktion die Wartezeit angenehmer gestalten und den Fahrer für die Weiterfahrt erfrischen.
In Zukunft rollende Wellnesstempel?
Ein Blick in eine nicht mehr allzu ferne Zukunft zeigt, dass Massagesitze durch den Wandel zum autonomen Fahren eine neue Bedeutung zukommen könnte. Wenn der Fahrer nicht mehr ständig auf die Straße achten muss, könnte der Innenraum zu einem Wellnessbereich werden. Denkbar wären dann Massagesysteme, die nicht nur den Rücken, sondern den gesamten Körper der vielleicht liegenden Passagiere einbeziehen. Es wären sogar individuell programmierte Massagen möglich, die sich mit Musik oder Ambientebeleuchtung kombinieren lassen. Auch medizinische Anwendungen sind vorstellbar: Sitze, die während der Fahrt Verspannungen lösen, die Haltung korrigieren oder sogar physiotherapeutische Übungen simulieren.
Was einst als verspieltes Komfortfeature belächelt wurde, könnte in einer autonomen Zukunft eine zentrale Rolle spielen: die Fahrt im Auto als Quality Time zu erleben. Der Massagesitz ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich exklusive Extras der Oberklasse in ihrer Weiterentwicklung für den Massenmarkt verändern. Vielleicht sorgt der Massagesitz eines Tages dafür, dass wir nach einer langen Autoreise sehr viel entspannter am Ziel ankommen, als wir eingestiegen sind.
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