In einer Krise zeigt jeder sein wahres Gesicht. Den wahren Charaktertest erleben wir, sobald wir einen Impfstoff haben. Wenn es um die Antwort auf die Frage geht, wer zuerst dran kommt. Nichts anderes zeigt sich bereits am Impfstart. Angehörige des Pflegepersonals. Nachbarn von Pflegekräften. Und eindeutig viel zu viele Politiker. Vom Gemeindebediensteten bis zum Bürgermeister. Sie alle tun es. Ganz ohne Skrupel. Gegen jede Moral. Sich vorreihen lassen bzw. vordrängeln, wenn es um einen Impftermin geht. Offensichtlich sind Teile der heutigen Gesellschaft schon total verkommen! Bisher war ich von vielen enttäuscht. Jetzt bin ich über viele nur noch entsetzt. Solche Mitarbeiter sind für mich kündigungsreif. Und solche Politiker rücktrittsreif. Von Letzteren darf man sich natürlich nicht erwarten, dass sie das Rückgrat und das Schuldbewusstsein für einen logischen Rücktritt in den Genen hätten. Da muss die zuständige Bundesparteileitung schon vehementen Druck auf die jeweilige Landesparteileitung machen. Und dann gibt es da noch etwas, was mir derzeit bezüglich Impfung sauer aufstößt. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat maximal sechs Impfstoffdosen zugelassen. Nun musste ich kürzlich aus den Radio-Nachrichten hören, dass es in Oberösterreich schon gängige Praxis ist, mit sieben Impfstoffdosen zu arbeiten. In Oberösterreich hält man sich also ganz offensichtlich nicht an die Zulassungsauflagen der EMA. Stellt sich für mich folgende Frage: Was bringt es, wenn ich zwar mehr impfen kann, die dann aber einen viel zu geringen Erst-Schutz bis zur zweiten Impfung in zwei bis drei Wochen, wie es zumindest die EMA vorschreibt, haben? Also vertrauenswürdig klingt das nicht. Eher verantwortungslos. Für mich zumindest.