Brauchtum

Dorfgastein erstmals Teil des Perchten-Spektakels

Salzburg
20.12.2017 17:59

Eine Gehzeit von zehn Stunden und eine Strecke von 13 Kilometern pro Tag müssen zu Jahresbeginn 160 Mitglieder der Gasteiner Perchten bewältigen. Alle vier Jahre treffen sich Frau Perchta, die Kappenträger und ihr Hauptmann, um 350 Reverenzen zu erweisen. Erstmals in der Geschichte mit dabei sind die Dorfgasteiner!

Seit April laufen die Vorbereitungen für den Gasteiner Perchtenlauf, der am 1. Jänner in Bad Gastein und am 6. Jänner in Bad Hofgastein stattfindet. Der Brauch selbst ist seit dem 14. Jahrhundert urkundlich nachweisbar, anfangs nur in der Gemeinde Bad Gastein. Erst 1920 kam Hofgastein dazu. Seit acht Jahren zeigen die Dorfgasteiner Interesse, an dem riesigen Spektakel mitmachen zu dürfen. Ihr Wunsch ging heuer in Erfüllung. "Die g’standenen und handwerklich geschickten Männer sind sehr engagiert, haben sich neue Kappen schnitzen lassen", erklärt Hauptmann Andreas Mühlberger, dass auch ein uralter Traditionskopf, der Bleimannkopf, Premiere feiert. "Die Position bleibt bis zum Lebensende. Manche warten 15 Jahre lang darauf, um bei uns mitlaufen zu können. Ein riesengroßer Andrang."

Und das, obwohl die Kappen am Kopf bis zu 50 Kilogramm schwer sind. Deswegen und auch, weil es der alte Perchtenglauben so besagt, dürfen keine Frauen mitwirken. Einzig sechs Marketenderinnen legen die lange Distanz von 13 Kilometern pro Tag zurück. Die Strecke bleibt immer gleich. 350 Häuser und Höfe werden besucht, um den Familien die Reverenz zu erweisen - eine große Ehre.

"Die Perchten bringen Frieden, Glück und Fruchtbarkeit. Sie besiegen den Winter und vertreiben das Böse. Bestrafen ist nie ihre Aufgabe", weiß der Hauptmann.

Dabei ist die Frau Perchta - auch Domina Perchta genannt - die zentrale Figur der Gasteiner Perchten. Sie zeigt das Gute und Böse im Menschen in einer Figur. Der Vorteufel hingegen sorgt dafür, dass der Weg für die nachkommenden Perchten frei ist. Ihm folgen die Schnalzer, der Glockenträger und etliche Figuren mehr. Begleitet werden sie von 30 Trägern mit meist bis zu 2.70 Meter hohen Kappen, die mit Blumen oder Spiegeln geschmückt sind.

Im November wurden alle Kappen aus der "Perchtenheimat" - eine Art Museum mit Führungen nur auf Anfrage - abgeholt, um sie zu putzen oder neue Spiegel und Blumen anzubringen. Ein weiteres Spektakel ebenso am 6. Jänner ist übrigens der Pongauer Perchtenlauf in Bad Gastein.

Sandra Aigner, Kronen Zeitung

Interview - Hauptmann Andreas Mühlberger vergibt Positionen an die Läufer
Hotelier Andreas Mühlberger fungiert als Hauptmann der Gasteiner Perchten. Anfang Jänner heißt es für ihn früh aufstehen.

Warum findet der Lauf im Vier-Jahres-Rhythmus statt?
Das wurde nach dem 2. Weltkrieg so eingeführt.

Wann treffen sich die Perchten?
Um 6 Uhr früh am Fuße des Graukogels. Die genaue Route ist unter www.gasteinerperchten.com zu finden.

Der Altersschnitt der Mitglieder?
Der jüngste ist 16, der älteste 80 Jahre alt. Dem Alter sind keine Grenze gesetzt, solange es körperlich möglich ist, mitzugehen.

Was trägt der Hauptmann bei sich?
Einen Säbel.

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