Die Annenpassage beim Grazer Hauptbahnhof war einst eine gut gehende Einkaufsmeile. Heute verirrt sich kaum noch jemand dorthin. Die meisten Geschäfte haben zugesperrt: zu wenig Umsatz. Die Übriggebliebenen hoffen, dass der Eigentümer Geld investiert und alles wieder gut wird. Doch ob das jemals passieren wird…
Zehn Jahre ist es nun bald her, dass der Saturn aus der Annenpassage ausgezogen ist. Für viele war das der Anfang vom Ende. Dass im Zuge des Bahnhofsumbaus die Straßenbahnhaltestelle, die früher direkt vor dem Eingang war, weggekommen ist, war auch nicht gerade förderlich. Bei einem Lokalaugenschein am Samstag wirkten die langen Korridore fast wie ausgestorben.
Nur noch vier Geschäfte sind übrig, sonst steht alles leer. "Alle glauben, ich bin nur noch deswegen hier, weil ich die Miete geschenkt kriege", sagt Alfred Benes, Inhaber einer Modeboutique, mit einem Schmunzeln. Dann im Ernst: "Die Frequenz ist schlecht. Es gibt keine Laufkundschaft. Ich lebe nur von meinen Stammkunden."
Ungeduld bei verbliebenen Mietern nimmt zu
Auch die Bäckerei Sorger hat die Filiale in der Einkaufspassage noch nicht aufgegeben. "Der Eigentümer soll sich endlich entscheiden, was er will", verliert Ulrike Sorger-Domenigg allmählich die Geduld. Nachsatz: "Wenn die Annenpassage uns gehören würde, würden wir eine Tiefgarage daraus machen." Vielleicht gar keine schlechte Idee…
Der Eigentümer, die Vienna Insurance Group, wollte die Passage eigentlich los werden, fand aber keinen Käufer. Angeblich war Richard "Mörtel" Lugner, dem die Lugner-City in Wien gehört, einmal zu einer Besichtigung da. Geworden ist auch daraus nichts.
Ein Frequenzbringer wird gesucht
"Die Vienna Insurance Group geht derzeit davon aus, dass sie die Umsetzung eines neuen Konzeptes für die Annenpassage selbst realisieren wird", sagt Konzernsprecherin Silvia Polan. Zu diesem Konzept gehört ein "Ankermieter", so wie es der Saturn einmal war ein Frequenzbringer. Verhandelt wurde dem Vernehmen nach mit der Supermarktkette Hofer die zog dann aber lieber im Hotel Ibis ein.
"Aktuell stehen wir mit mehreren potenziellen Mietern in Kontakt", sagt Polan, "eine bauliche Umgestaltung erfolgt im Anschluss an eine Einigung". Das heißt: Solange nichts unterschrieben ist, bleibt in der Annenpassage alles so wie es ist fast so als wäre die Zeit stehen geblieben.
Ernst Grabenwarter, Kronen Zeitung
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