Unmut kundgetan

Wien: 2.000 Spitalsärzte bei Demo gegen Sparpläne

Österreich
23.03.2015 21:06
Sternspritzer statt brennende Mistkübel: Dass Mediziner-Demos weniger Krawallpotenzial in sich bergen als so manche andere Kundgebungen, hat sich am Montag beim Protestzug der Wiener Spitalsärzte gezeigt. Zwischenfälle wurden nicht gemeldet, aufgeheizt war die Stimmung aber sehr wohl. Laut Ärztekammer taten mindestens 2.000 Menschen ihren Unmut über die geplante Reduktion von Dienstposten kund.

"Das ist fast wie Woodstock", kommentierte eine Aktivistin den Aufmarsch der großteils in weiße Doktormäntel gewandeten Ärzte. Der Umzug fand seinen Höhepunkt am Maria-Theresien-Platz in der Innenstadt. Dort, zwischen Naturhistorischem und Kunsthistorischem Museum, fand am Abend die Schlusskundgebung statt. Ausgangspunkt der Demonstration war die Medizinische Universität in der Spitalgasse gewesen.

Szekeres: "Für die Situation trägt die Politik die Verantwortung"
Die Marschroute führte auch am Rathaus vorbei, in dem mit Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely jene Politikerin tätig ist, die den Krankenhausmitarbeitern als eine der Hauptschuldigen für die Misere gilt. "Für die Situation trägt die Politik die Verantwortung", wetterte der Präsident der Wiener Ärztekammer, Thomas Szekeres. Er bekrittelte in seiner Rede lange Wartezeiten in den Spitälern, immer länger werdende Wartelisten auf Operationen sowie den Umstand, dass es immer noch Gangbetten gebe: "Die sind keine Fata Morgana."

Er verwies auf die - auch von ihm unterzeichnete - Vereinbarung mit der Stadt zur Arbeitszeitregelung im Krankenanstaltenverbund, also den städtischen Spitälern. "Sie wurde gebrochen, bevor sie in Kraft getreten ist", beklagte er. Vordringliches Ziel der Politik sei gewesen, Dienste zu reduzieren. Kammer-Vizepräsident Hermann Leitner pflichtete dem bei: "Eine Strukturreform damit zu beginnen, die Köpfe zu definieren, die weggespart werden sollen, das geht nicht."

"Politik und die Spitalsbetreiber müssen nun Probleme lösen"
Die Politik und die Spitalsbetreiber müssten nun die Probleme lösen - nicht die Ärzte. Gelingt das nicht, sollen die Proteste weitergehen: Gernot Rainer, der Obmann der Ärztegewerkschaft Asklepios, hielt einen "Arbeitskampf" durchaus für möglich, wobei er vorerst noch keine konkrete Maßnahmen skizzierte. Von den derzeit laufenden Verhandlungen am Allgemeinen Krankenhaus (für dessen Ärzte die Med-Uni verantwortlich ist, Anm.) berichtete AKH-Betriebsrat Martin Andreas. Sein Befund fiel nicht sonderlich rosig aus: "Die Stimmung am AKH ist schlecht."

Zum Finale der Ärztedemonstration wurden Hunderte Wunderkerzen entzündet - um das Gesundheitssystem wieder zum Leuchten zu bringen, wie es hieß. Ein Überblick über die Leistungen der Ärzteschaft bot auch das am Platz errichtete "Vorsorgedorf". In kleinen Pavillons wurden Blutdruck oder Blutzucker gemessen. Auch Beratungen etwa zum Thema Ernährung wurden angeboten. Der Andrang im Demo-Dorf hielt sich jedoch eher in Grenzen.

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