Fall Nadina

Freispruch im Zweifel für Tiroler Anästhesist

Österreich
03.03.2015 15:01
Der Prozess gegen einen Tiroler Anästhesisten im Fall eines nach einer Leistenoperation an der Innsbrucker Klinik im Jahr 2008 schwerstbehinderten Mädchens hat am Dienstag mit einem Freispruch geendet. "Man hat sich in einem umfangreichen Ermittlungsverfahren bemüht, die Vorgänge möglichst genau aufzuklären. Das ist aber nur zum Teil gelungen", sagte der Richter in der Begründung des - nicht rechtskräftigen - Urteils.

Die Anklage hatte dem Mediziner fahrlässige Körperverletzung unter besonders gefährlichen Verhältnissen vorgeworfen. Es gebe keine objektiven Beweise für ein sorgfaltswidriges Verhalten des Angeklagten, meinte der Richter. Mehrere Mediziner waren in ihren Gutachten davon ausgegangen, dass das Verhalten der Ärzte auf der Kinderintensivstation, auf die das Mädchen verlegt worden war, grob fahrlässig gewesen sei. Deshalb sei die Differenzierung, wo und wann die Schäden des Kindes aufgetreten seien, nicht mehr möglich, fügte Richter Gerhard Melichar hinzu.

Laut dem medizinischen Gutachter Gernot Pauser hat eine Hypoxie, also eine mangelhafte Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff, die graue Gehirnsubstanz des Mädchens beschädigt. Der Angeklagte hatte jedoch stets darauf beharrt, dass Nadina unter seiner Aufsicht keine Hypoxie hatte. "Es ist mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass das Kind in der Zeit einer rund 30-minütigen Dokumentationslücke der Werte einen Sauerstoffmangel erlitten hat", meinte Pauser. Diese Lücke dürfe aber nicht für Mutmaßungen herangezogen werden, sagte der Richter.

Art der Narkose "weltweiter Standard"
Die Dosierung der Medikamente für die Narkose sei Pauser zufolge zwar "großzügig" gewählt worden, aber immer noch im Normbereich gewesen. Auch eine als Zeugin geladene Anästhesistin hatte bekräftigt, dass die vom Angeklagten gewählte Narkose weltweiter Standard sei. "Die Dosierungen der Medikamente waren im absolut sicheren Bereich. Ich hätte es nicht anders gemacht", hatte sie gesagt.

Die kleine Nadina war am 4. Jänner 2008 im Alter von sechs Wochen am Landeskrankenhaus Innsbruck operiert worden. Bei der Behandlung kam es zu Komplikationen, die einen massiven Gehirnschaden des Kindes zur Folge hatten. Das Mädchen leidet laut dem Anwalt der Familie unter anderem an komplexen Entwicklungs- und Wahrnehmungsstörungen, einer zerebralen Sehstörung und einer schweren Epilepsie mit therapieresistenten Krampfanfällen.

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