Der Traum von Triathletin Tanja Stroschneider, bei den Olympischen Spielen in Paris dabei zu sein, war damals auf bittere Art und Weise geplatzt. Doch statt zu hadern, schlug die 35-Jährige einen völlig neuen Weg ein und zählt im Hyrox mittlerweile zur absoluten Weltelite. Als einzige Österreicherin in den Top 15 greift sie kommende Woche in Melbourne nach einem WM-Ticket. Diese Karrierewende kommt ihr selbst wie ein kleines Wunder vor, wie sie „Sportkrone.at“ erzählt.
Paris 2024 war ihr großes Ziel. Das Olympia-Limit hatte Stroschneider erreicht, die Form stimmte und trotzdem entschied der Österreichische Triathlon-Verband (ÖTRV) anders. Julia Hauser und Lisa Perterer erhielten die beiden Olympia-Startplätze, Stroschneider blieb als erstgereihte Ersatzathletin zurück. „Wir waren fünf Mädels, die das Limit geschafft haben. Dann war es eine knappe Entscheidung“, sagt die 35-Jährige. „Ich wäre die nächstgereihte gewesen, wenn noch jemand von den beiden ausgefallen wäre.“ Ein sportlicher Rückschlag, der Spuren hinterließ ...
Doch statt aufzugeben, entschied sich Stroschneider nach zwei Jahrzehnten im Triathlon, Weltcup-Starts, WM- und EM-Einsätzen sowie unzähligen Trainingsstunden für einen neuen Weg. Durch das Spitzensportprogramm der Justiz („Athleta“) – ähnlich dem Heeressport – absolviert sie nun eine Ausbildung zur Justizwachbeamtin und kann erstmals in ihrer Karriere Vollzeit trainieren. „Das ist eigentlich ein Wahnsinn, dass ich im letzten Drittel meiner sportlichen Karriere noch einmal die Chance bekomme, dass ich das erste Mal wirklich Vollprofi bin.“
Bei der ersten Boje geht es um Leben und Tod. Das ist irre. Da wird gezogen, geschlagen und mit scharfen Nägeln gekratzt.
Stroschneider über die Schwimm-„Überlebenskämpfe“ im Triathlon
Über ihren Jugendfreund Alexander Rončević kam Stroschneider im Juni 2024 erstmals mit der Trendsportart Hyrox in Kontakt.
Hyrox ist ein Mix aus Laufen und funktionellem Krafttraining. Acht Kilometer Laufstrecke, dazwischen Übungen wie Schlittenziehen, Ruderergometer, Farmers Carry oder Wall Balls: ein Wettkampf, der Körper und Geist alles abverlangt.
Was 2017 in Hamburg als kleine Fitness-Idee startete, ist heute ein globales Phänomen. Gestartet wird entweder im Einzel, im Double oder im Mixed-Double. Mittlerweile stehen pro Saison über 100 Rennen in über 100 Städten weltweit auf dem Programm, an denen nächstes Jahr mehr als 1,6 Millionen Menschen teilnehmen werden. Die Hallen sind voll, die Stimmung ist elektrisierend, die Community ist familiär und der Hype ist real. Hyrox boomt und wird in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter wachsen.
„Mir ist teilweise der Ball ins Gesicht geflogen“
Gleich beim Debüt in Rimini im Juni lief Stroschneider in der Pro-Kategorie auf Rang drei – ohne große Vorbereitung. Dass sie die Wallballs am Ende „völlig zerfetzt“ habe, erzählt sie heute mit einem Lächeln. „Mir ist teilweise der Ball ins Gesicht geflogen, weil ich ihn nicht mehr fangen konnte. Das war ein Wahnsinn. Aber es hat mir total Spaß gemacht.“
„Im Hyrox habe ich eine neue Perspektive“
Im März 2025 folgte ihr erster Start in einem Elite-15-Rennen: Platz zwölf im schottischen Glasgow in 1:05:24 Stunden. Der Funke war endgültig übergesprungen und die 35-Jährige ließ sich vom Ehrgeiz packen, dass da noch wesentlich mehr möglich ist. Anders, als im Triathlon. „Die schnellsten Mädels laufen fünf Kilometer in unter 15 Minuten. Das ist für mich außer Reichweite“, erklärt Stroschneider. „Irgendwann muss man in seiner Karriere einordnen, was noch drinnen ist. Im Hyrox habe ich eine neue Perspektive. Ich kann da ein WM-Podium zu erreichen. Das ist eine ganz andere Dynamik, als ich es im Triathlon hatte. Das beflügelt einen natürlich.“
Schneller Fortschritt statt hart erkämpfter Sekunden lautete in den ersten Monaten die Devise. „Man verbessert sich in solchen Sprüngen. Das ist sehr motivierend. Hyrox war ein frischer Wind, den ich vielleicht gebraucht habe.“
Keine „Überlebenskämpfe“
Tempo, Wechsel, Renntaktik – alles erinnert sie an ihre Triathlon-Wurzeln, aber ohne die „Überlebenskämpfe“ beim Schwimmstart: „Beim Triathlon muss man fürchterlich schnell losstarten. Idealerweise ist man bei der ersten Boje als Erster, denn dort geht es um Leben und Tod. Das ist irre. Da wird gezogen, geschlagen und mit scharfen Nägeln gekratzt. Beim Hyrox hingegen laufen alle gleich schnell los und ich muss mich nicht prügeln. Ich habe zum Beispiel meinen eigenen Ski-Ergometer.“
WM-Ticket im Visier
An diesem Wochenende tritt Stroschneider bei ihrem zweiten Elite-15-Rennen in Melbourne an. Das Rennen ist gleichzeitig eines von vier Major-Rennen (neben Hamburg, Phoenix und Warschau), bei denen sich die Teilnehmer für die WM qualifizieren können. Für die Hyrox-WM 2026 (18.-21. Juni in Stockholm) erhalten jeweils die Top-3 eines Elite-15-Majors ein Ticket. Startet eine Athletin, die bereits einen WM-Slot hat, rückt die Nächstplatzierte nach. Die Chance für Stroschneider lebt. „Es sind jetzt zwei Frauen am Start, die schon ein WM-Ticket haben. Das heißt, theoretisch geht es bis zum fünften Platz. Ich möchte wieder ein starkes Rennen abliefern, eine gute Zeit holen, dass ich auch bei den weiteren Elite-15-Rennen dabei bin. Und natürlich hätte ich auch gerne den WM-Slot.“
Um sich optimal auf ihre Rennen vorzubereiten, setzt die Wienerin auf das Training im Zone.Fit Arch im 19. Bezirk – einem der wenigen Fitnessclubs in Wien mit klarer Hyrox-Ausrichtung und erstklassiger Ausstattung.
Während Hyrox international boomt, findet die Sportart in Österreich noch wenig Anklang, obwohl mit Stroschneider und Rončević zwei Athleten zur Weltspitze gehören. „Ich hoffe aber, dass sich da noch was tut, weil man sich ja auch gegenseitig anspornt. Alice Schürer ist auch auf einem guten Weg.“
Die EM 2024, die in Wien stattfand, sei „kaum beworben“ worden, so Stroschneider, das müsse sich für die nächsten Jahre ändern. Mit über 120.000 Followern auf ihren Social-Media-Kanälen versucht sie selbst, die Sportart sichtbarer zu machen. „Ich hoffe, dass es noch viele weitere anspornt.“ Vom 6. bis 8. Februar 2026 findet das Hyrox-Event in Wien statt, bei dem Stroschneider freilich auch mit dabei sein wird.
Ein Neustart mit neuem Feuer und echter Medaillenperspektive: Tanja Stroschneider hat mit Hyrox ihre zweite sportliche Heimat gefunden. Und will in den nächsten Jahren weiter für rot-weiß-rote Furore sorgen ...
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