Überdauerte 109 Jahre

Familie sammelt Müll, findet Flaschenpost aus 1916

Ausland
31.10.2025 11:54

Ein Fund, der Geschichte atmet: Beim Müllsammeln am Strand von Wharton Beach in Westaustralien entdeckte eine Familie eine alte Glasflasche – darin lagen zwei Briefe, geschrieben von australischen Soldaten auf dem Weg in den Ersten Weltkrieg. Mehr als ein Jahrhundert lang hatte die Flaschenpost im Sand überdauert, bis sie nun, durch Winterstürme freigelegt, wieder ans Tageslicht kam.

Die Entdeckung machte die Familie Brown bei einer ihrer regelmäßigen Säuberungsaktionen nahe Esperance, rund 600 Kilometer südöstlich von Perth, wie ABC News berichtete. Tochter Felicity hob die unscheinbare Flasche mit der Aufschrift „Schweppes“ auf – und traute ihren Augen kaum, als sich darin ein zusammengerolltes Stück Papier erkennen ließ.

Verfasser war am Weg nach Europa
Der Brief, datiert auf den 15. August 1916, stammt von Malcolm Alexander Neville, einem Soldaten aus Wilkawatt im südaustralischen Hinterland. Neville schrieb seiner Mutter von Bord des Truppentransporters HMAT Ballarat, der wenige Tage zuvor Adelaide in Richtung Europa verlassen hatte.

(Bild: AP/Deb Brown)
(Bild: AP/Deb Brown)
(Bild: AP/Deb Brown)

In durchaus humorvollem Ton berichtet er, dass das Essen an Bord „wirklich gut“ gewesen sei – abgesehen von einer Mahlzeit, „die wir im Meer versenkt haben“. Die Ballarat, so Neville, „schaukelt und rollt, aber wir sind glücklich wie Larry“ – ein damals gebräuchlicher Ausdruck für „überaus zufrieden“.

Autoren mit tragischen Schicksalen
Neben Nevilles Brief fand sich auch noch eine zweite Nachricht, verfasst von William Kirk Harley, einem weiteren Soldaten an Bord des Schiffes. Beide Männer befanden sich „irgendwo in der Bucht“, womit offenbar die Große Australische Bucht gemeint ist. Harley überlebte den Krieg, starb jedoch 1934 an Krebs, den seine Familie auf eine Gasattacke während des Krieges zurückführte. Neville fiel 1917 in Frankreich – nur Monate nach dem Schreiben seiner letzten Botschaft.

Dunkler Hintergrund

Der Erste Weltkrieg (1914-1918) war ein globaler Konflikt zwischen den Mittelmächten (u. a. Österreich-Ungarn, Deutschland) und den Alliierten (u. a. Großbritannien, Frankreich), ausgelöst durch das Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand und geprägt von Grabenkrieg an der Westfront.
Australien trat als Teil des Britischen Empires automatisch ein, stellte über 400.000 Freiwillige und erlitt mit rund 60.000 Toten die höchste Verlustrate pro Kopf – die beiden Soldaten der Flaschenpost gehörten zur AIF und wurden auf dem Truppenschiff HMAT Ballarat nach Europa gebracht.

Nachfahren zeigen sich tief bewegt
Debra Brown, die Finderin, ließ die feuchte Flasche zunächst trocknen, bevor sie die Briefe mit chirurgischer Präzision öffnete. Sie kontaktierte daraufhin über soziale Medien die Nachfahren der beiden Soldaten. Nevilles Großneffe Herbie Neville zeigte sich tief bewegt: „Es klingt, als wäre er ziemlich glücklich gewesen, in den Krieg zu ziehen. Es ist einfach so traurig, was passiert ist.“

Auch Harleys Enkelin Ann Turner sprach von einem bewegenden Moment: „Wir haben das Gefühl, dass unser Großvater uns aus dem Grab heraus die Hand gereicht hat.“

Finder wollen Flasche bei sich behalten
Laut Ozeanograph Charitha Pattiaratchi von der Universität Westaustraliens dürfte die Flasche nur wenige Wochen im Meer getrieben sein, bevor sie an Wharton Beach angespült und im Sand vergraben wurde – dort lag sie offenbar mehr als hundert Jahre lang unentdeckt.

Die Browns wollen die Briefe nun den Familien der beiden Soldaten zurückgeben – die Flasche selbst behalten sie als Erinnerungsstück. Für Debra Brown steht fest: „Das ist eine Geschichte, die uns daran erinnert, wie klein die Welt manchmal ist – und wie tief Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbunden bleiben.“

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