Virginia Giuffre galt als Schlüsselfigur im Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein und sorgte als Anklägerin von Prinz Andrew für Schlagzeilen. Nach ihrem Suizid im April stehen nun ihre Memoiren kurz vor der Veröffentlichung. Und darin berichtet sie unter anderem von ihrer Begegnung mit dem Herzog von York als 17-Jährige. Die Vorwürfe wiegen schwer.
„Nobody’s Girl: A Memoir of Surviving Abuse and Fighting for Justice“, heißen die Memoiren, die nächste Woche und somit fast ein halbes Jahr nach dem Suizid von Virginia Giuffre erscheinen werden. Die Memoiren, die dem britischen „Guardian“ in Auszügen schon vorab vorliegen, hat Giuffre noch vor ihrem Ableben verfasst.
„Meine Töchter sind nur ein bisschen jünger“
Demnach schildert Giuffre auch ihr erstes Kennenlernen mit Prinz Andrew, an den sie „weitergegeben“ worden sei. Im März 2001, damals war Giuffre gerade mal 17 Jahre alt, habe sie den britischen Prinzen in London erstmals getroffen. Ghislaine Maxwell habe sie damals aufgeweckt, erinnert sie sich. „Es wird ein besonderer Tag werden, sagte sie. Wie Cinderella sollte ich einen gutaussehenden Prinzen treffen!“
Beim Aufeinandertreffen mit Prinz Andrew sei dieser laut Giuffre aufgefordert worden, ihr Alter zu erraten. „Der Herzog von York, der damals 41 Jahre alt war, riet richtig: 17. ,Meine Töchter sind nur ein bisschen jünger als du‘, sagte er, und erklärte damit seine Präzision. Wie üblich hatte Maxwell schnell einen Witz parat: ,Ich schätze, wir müssen sie bald eintauschen‘.“ Wie Epstein, den Giuffre einen „Meistermanipulator“ nennt, sprach sie den Prinzen salopp mit „Andy“ an.
So entstand berüchtigtes Foto
In ihren Memoiren schildert Giuffre auch, wie es an diesem Abend zu dem berüchtigten Foto kam. „Meine Mutter würde es mir nie verzeihen, wenn ich jemanden so Berühmten wie Prinz Andrew treffen und nicht für ein Foto posieren würde“, schreibt Giuffre. „Ich rannte los, um eine Kodak FunSaver aus meinem Zimmer zu holen, kam dann zurück und gab sie Epstein. Ich erinnere mich, wie der Prinz seinen Arm um meine Taille legte, während Maxwell neben mir grinste. Epstein hat das Foto geschossen.“
Sie seien an diesem Abend zum Dinner und anschließend in einen Nachtclub ausgegangen. Prinz Andrew sei ein „ungeschickter Tänzer“ gewesen, erinnert sich Giuffre, „und ich erinnere mich, dass er stark geschwitzt hat“. Auf dem Heimweg habe Maxwell zu ihr gesagt: „Wenn wir nach Hause kommen, sollst du für ihn tun, was du für Jeffrey tust.“
Andrew „freundlich, aber anspruchsvoll“
Was dann geschah, beschreibt Giuffre wie folgt: „Er war recht freundlich, aber dennoch anspruchsvoll – als ob er glaubte, Sex mit mir sei sein Geburtsrecht.“
Andrew habe zudem „meinen Füßen besondere Aufmerksamkeit geschenkt, meine Zehen gestreichelt und meine Fußgewölbe geleckt“, schilderte Giuffre. „Das hast du gut gemacht. Der Prinz hatte Spaß“, habe Maxwell am nächsten Morgen zu ihr gesagt. Und später habe Epstein ihr 15.000 Dollar für die Zeit mit Andrew gegeben.
Noch zwei weitere Male Sex mit Andrew
In ihrem Memoiren berichtet Giuffre auch von zwei weiteren Treffen, bei denen sie angeblich Sex mit Prinz Andrew hatte – in Epsteins Stadthaus in New York und auf Epsteins Privatinsel auf den Amerikanischen Jungferninseln. Über alle drei Treffen mit dem britischen Prinzen hatte Virginia Giuffre bereits in Zeugenaussagen und Berichten ausführlich gesprochen, in ihren Memoiren wurden sie aber zusammengeführt und in ihrer eigenen Perspektive dargestellt.
„Lassen Sie sich nicht von Leuten aus Epsteins Umfeld täuschen, die behaupten, sie hätten nicht gewusst, was er tat“, schreibt Giuffre. „Epstein hat nicht nur nicht verheimlicht, was geschah, sondern es bereitete ihm auch eine gewisse Freude, die Leute zuschauen zu lassen.“
Im Buch schildert Giuffre auch, dass sie Beruhigungsmittel nehmen musste, um mit ihrem Leben während der Zeit bei Epstein klarzukommen. Manches Mal habe sie sogar „bis zu acht Xanax pro Tag“ genommen.
Darum floh Giuffre nicht vor Epstein
Außerdem versucht Giuffre zu erklären, warum sie nicht einfach gegangen sei, obwohl sie gewusst habe, was Epstein von ihr wollte. „Wie kann man sich über Missbrauch beschweren“, fragten manche, „wenn man doch so leicht hätte wegbleiben können? Aber diese Haltung ignoriert, was viele von uns durchgemacht hatten, bevor wir Epstein begegneten, und auch, wie gut er Mädchen erkennen konnte, deren Wunden sie verletzlich machten“, schreibt sie.
Und weiter: „Einige von uns waren als Kinder sexuell belästigt oder vergewaltigt worden; viele von uns waren arm oder sogar obdachlos. Wir waren Mädchen, um die sich niemand kümmerte, und Epstein tat so, als ob sie sich kümmerten.“
Giuffre nahm sich das Leben
Der Gerichtsstreit zwischen Prinz Andrew und Virginia Giuffre wurde 2022 außergerichtlich beigelegt. Laut Medienberichten bekam Giuffre eine Entschädigung in Millionenhöhe von dem britischen Prinzen. Der Herzog von York entging dadurch nicht nur einer strafrechtlichen Verfolgung, sondern auch einem Zivilprozess. Gleichzeitig wurde Andrew aber von allen royalen Pflichten entbunden. Virginia Giuffre nahm sich im April im Alter von nur 41 Jahren das Leben.
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