Die Preise in Österreich steigen munter weiter und teilweise doppelt so stark wie im Schnitt aller EU-Länder. Doch laut neuester Prognose der Wirtschaftsforscher des Wifo ist das noch nicht das Ende der Fahnenstange – im Gegenteil ...
Die Experten rechnen im kommenden Jahr mit einem Preisanstieg bei Lebensmitteln (inklusive Alkohol und Tabak) im Jahresdurchschnitt von 3,2 Prozent. Für heuer wird ein Plus von 3,8 Prozent prognostiziert, geht aus einer Detailanalyse zur aktuellen Wifo-Konjunkturprognose hervor. Besonders stark steigen im laufenden Jahr die Preise laut Wifo-Prognose für Energie (+4,8 Prozent) und Dienstleistungen (+4,4 Prozent).
Zur Gruppe der Dienstleistungen zählen unter anderem Gastronomie und Hotellerie, Mieten, persönliche Dienstleistungen (Frisiersalons, Nagelstudios) und Gebühren der öffentlichen Hand. Seit Juni trage der Preisanstieg bei Lebensmitteln wieder stärker zur Gesamtinflation bei, schreibt Wifo-Ökonom Josef Baumgartner in dem am Freitag veröffentlichten „Research Brief“.
Schlechte Ernte und Seuche als Preistreiber
Baumgartner sieht vor allem drei Gründe: Bei Frischgemüse und Obst wurde ein geringerer saisonaler Preisrückgang aufgrund einer schlechteren Ernte registriert. Ein geringes Angebot im Billigsegment bei Fleisch hat durch geringere Importe aus Ungarn und der Slowakei infolge der Maul- und Klauenseuche zu einem stärkeren Anstieg der Fleischpreise geführt. Weiters wurden deutliche Preissteigerungen aufgrund von Ernteausfällen bei Oliven bzw. Olivenöl (insbesondere in Spanien) und bei aus Übersee importiertem Kaffee, Kakao und Orangen (saftkonzentrat) verzeichnet.
Wie am vergangenen Dienstag im Rahmen der Wifo-Herbstprognose bekannt gegeben, erwarten die Wirtschaftsforscher für 2025 eine Inflationsrate in Österreich von 3,5 Prozent und für 2026 von 2,4 Prozent.
SPÖ-interner Streit über Senkung der Mehrwertsteuer
Die aktuell vergleichsweise hohe Inflation ließ zuletzt Politiker und Ökonomen zahlreiche Ideen ventilieren – wie etwa die Senkung des Steuersatzes für Nahrungsmittel und Mieten. SPÖ-Chef und Vizekanzler Andreas Babler kann sich eine Mehrwertsteuer-Senkung für Lebensmittel vorstellen, sein Parteikollege und Finanzminister Markus Marterbauer sieht das hingegen skeptisch. IHS-Chef Holger Bonin ist ebenfalls gegen eine Senkung, Wifo-Chef Gabriel Felbermayr ist dafür, gegenfinanziert mit einer Erhöhung des Regelsteuersatzes.
Starker Anstieg der Energiepreise hat mehrere Gründe
Im vierten Quartal 2024 erreichte die Teuerung in Österreich das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent. Der Anstieg der Teuerung auf 3,1 Prozent im ersten Halbjahr 2025 ist laut Wifo vor allem auf die von der ehemaligen ÖVP-Grünen Bundesregierung per Jahresbeginn initiierten Änderungen im Energiesektor zurückzuführen. Dazu zählen das Auslaufen der Strompreisbremse, die Wiedereinhebung der Ökostromförderbeiträge und -pauschale, die Rückführung der Energieabgaben auf Strom und Gas auf das ursprüngliche Niveau und die deutliche Erhöhung der Netzentgelte (bei Strom und Gas) sowie eine Erhöhung der CO2-Bepreisung bei Treibstoffen, Heizöl und Erdgas.
Diese Preissteigerungen bleiben laut Wifo als Basiseffekte im Jahr 2025 in der Inflationsberechnung erhalten. Von Dezember 2025 auf Jänner 2026 rechnen die Wirtschaftsforscher folglich mit einem Rückgang des Inflationsbeitrages, insbesondere aus dem Bereich Strom, um rund 0,75 bis 1 Prozentpunkte.
Im Rahmen der Herbstprognose erhöhte das Wifo die erwartete Teuerung bei Energie im laufenden Jahr von 2,8 Prozent (Juni-Prognose) auf nun 4,8 Prozent. Dies sei aufgrund der Mineralölpreis-Entwicklung und höheren Strom-Arbeitspreisen erfolgt, erklärte Wifo-Ökonom Baumgartner.
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