Willibald Cernko ist mit sofortiger Wirkung als Vorsitzender des Aufsichtsrats von SOS-Kinderdorf zurückgetreten – ausgelöst durch die öffentlich gewordenen mutmaßlichen Missbrauchs- und Gewaltvorwürfe gegen Einrichtungen in Moosburg (Kärnten), Imst (Tirol) und Seekirchen (Salzburg). Bereits am Freitagabend in der ZiB2 räumte der 69-Jährige „schwere Fehler“ ein.
Nacktfotos auf dem privaten Laptop eines Pädagogen, Essensentzug und Gewalt durch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Isolation von Kindern: Die Untersuchungen von mutmaßlichem Missbrauch in zwei von SOS-Kinderdorf in Auftrag gegebene Studien in Kärnten und Tirol brachten laut einem Bericht des „Falter“ Erschütterndes ans Licht.
Nachfolge Cernkos unklar
Nun gab Cernko seinen Rücktritt als Aufsichtsrat bekannt. Wer auf ihn folgen soll, ist derzeit noch unklar. Viele Fragen rund um die mutmaßlichen Missbrauchs- und Gewaltvorwürfe sind derzeit noch offen. Cernko versuchte bereits am Freitagabend im Interview mit Margit Laufer im ZiB2-Studio zu beschwichtigen, zeigte aber auch Einsicht: „Ja, da sind schwere Fehler passiert“, so Cernko.
Cernko sah sich Herausforderung nicht gewachsen
Der Aufsichtsrat habe zwar nach Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen an zwei Standorten sehr wohl Maßnahmen ergriffen, betonte Cernko. Möglicherweise sei er mit seiner Expertise aber dieser Aufgabe in der Detailtiefe nicht gewachsen gewesen, so der Bankmanager. Weiters sollen im Aufsichtsrat von SOS-Kinderdorf in Zukunft vorrangig Menschen mit „wirklich tiefer Kenntnis“ von Kinderschutz und Pädagogik sitzen.
„Für mich war das ein rundes Bild: Missstand, Maßnahme ergriffen, wieder sauber korrigiert“, so Cernko. Vor 2021 seien im Umgang mit gemeldeten Übergriffen „schwere Fehler“ passiert, räumte er ein. Die Kritik, dass hier zu lange zugesehen wurde, sei berechtigt. Von der Geschäftsführung sei schließlich aber ein Schlussstrich gezogen und ein „Neustart“ hingelegt worden.
Causa wurde Mitte September bekannt
Angestoßen wurde die Causa Mitte September durch einen Bericht der Wochenzeitung „Falter“. Darin wird geschildert, dass Kinder und Jugendliche am Kärntner Standort in Moosburg zwischen 2008 und 2020 misshandelt, eingesperrt und nackt fotografiert worden sein sollen. Grundlage des Artikels war eine von SOS-Kinderdorf selbst in Auftrag gegebene, jedoch nicht veröffentlichte Studie. In der Folge wurden auch am Tiroler Standort Imst und im Salzburger Seekirchen weitere Verdachtsfälle bekannt, die in dieser internen Untersuchung ebenfalls behandelt worden waren.
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