Seit der Drohnenmeldung am Flughafen Kopenhagen und Oslo und den immer noch andauernden Problemen bei der Passagierabfertigung durch einen Software-Hackerangriff sind viele Airports in Europa in Aufruhr. Dabei stellt sich die Frage, wie Österreichs Flughäfen gewappnet sind.
Nach dem Ausfall der Systeme für Passagierabfertigung durch einen Cyberangriff auf den Software-Hersteller Collins Aerospace und der Sichtung von Drohnen auf den Flughäfen Kopenhagen (CPH) und Oslo (OSL) liegen bei den Verantwortlichen von Europas Flughäfen die Nerven blank.
In Kopenhagen vermeldete die Ministerpräsidentin Mette Frederiksen Dienstag früh den „bislang schwersten Anschlag auf dänische kritische Infrastruktur“. Zwei bis drei Drohnen wurden in der Nacht auf Dienstag am größten Flughafen in Dänemark gesichtet. Dieser musste daraufhin gesperrt und eine Reihe von Flügen umgeleitet werden, der Betrieb wurde gestört. Am Flughafen Oslo gab es zwei Sichtungen. Nach den bisherigen Verletzungen des Luftraums in Polen, Rumänien und Estland schließt man eine Zuordnung zu Russland nicht aus.
Zudem müssen Tausende Reisende seit Samstag mit Flugverspätungen, -ausfällen und langen Schlangen rechnen. Die Flughäfen Berlin-Brandenburg (BER), London-Heathrow (LHR), Brüssel (BRU) und Dublin (DUB) waren betroffen, weil sie die Software des betroffenen Herstellers nutzen. Die Hacker, die dafür verantwortlich sind, konnten bisher noch nicht ausfindig gemacht werden.
Wien-Schwechat ist für Angriffe aller Art gerüstet.
Flughafen-Wien-Vorstandsdirektor Günther Ofner weiß seinen Airport in diesem Fall von Cyberkriminalität in Sicherheit. Dort verwendet man dieses System nicht. „Zur Gewährleistung der IT-Sicherheit muss jeder Mitarbeiter mehrmals pro Jahr eine Schulung machen“, hält er fest. Robert Luh von der Fachhochschule St. Pölten sieht das Risiko von Hackerangriffen allgemein hoch. Die Gründe dafür seien primär politische Ziele oder Profit. „Bei kritischer Infrastruktur ist es wichtig, sich breit aufzustellen, also seine Anbieter auf mehrere Unternehmen zu verteilen und auf Software aus dem eigenen Haus zu setzen“, erklärt der IT-Experte.
Während Cyberkriminalität ein großes Risiko bleibt, rücken Drohnenangriffe vermehrt in den Fokus. Mit einem eigenen Detektionssystem für diese können Attacken innerhalb eines bestimmten Gebiets erkannt und an die Behörde gemeldet werden, die dann weitere Schritte einleitet. Verantwortlich dafür ist das Verteidigungsministerium. Außerdem sind 800 Polizeibeamte am Wiener Flughafen stationiert. „Es gibt immer ein Team, das zuständig ist: 24 Stunden, 365 Tage im Jahr. Da gibt es keine Lücke“, heißt es von Günther Ofner.
Wir haben ein eigenes Detektionssystem für Drohnen. Das ist alles, was wir gegen diese Bedrohung tun können.

Günther Ofner, Vorstandsdirektor Flughafen Wien
Bild: Andreas-Hofer-Photography.at
Seitens der Austro Control erklärt man, dass bei einer Drohnensichtung an einem österreichischen Flughafen eine Piste gesperrt werden könnte und der Flugverkehr umgeleitet werden würde.
Zwei Airports verlassen sich auf die Austro Control
Die Flughäfen in den Bundesländern – allen voran der zweitgrößte in Salzburg – geben an, keine eigene Drohnenabwehr zu haben und sich im Bedrohungsfall an die Luftraumüberwachung des Bundesheeres und die zivile Luftraumkontrolle des Verteidigungsministeriums zu wenden. In Innsbruck und Graz verlässt man sich beim Thema Sicherheit auf die Austro Control. Fraglich dabei ist, inwiefern diese für die Flughäfen zuständig ist, wenn doch ihre Aufgabe rein in der Flugverkehrskoordination liegt und nicht in der Flughafensicherheit.
Der Zeitpunkt hätte besser nicht gewählt sein können: Nur wenige Stunden nach den folgenschweren Drohnensichtungen an europäischen Flughäfen (siehe Bericht oben) trafen sich in Wien die weltweit wichtigsten Drohnen- und Drohnenabwehr-Hersteller der westlichen Hemisphäre. Rheinmetall, Lockheed Martin, Thales: Die größten Rüster Europas und der USA stellten bei der „DroneVation & Defence 2025“, veranstaltet von Militär Aktuell, ihre aktuellsten Produkte vor.
Der Tenor: Die Technik ist da, um Russland genügend entgegenzusetzen. Doch noch sind die „Kosten pro Kill“ zu hoch: Die Hightech-Abwehrwaffen, mit denen Billigdrohnen bekämpft werden, sind zu teuer. „Und uns muss noch etwas bewusst sein“, führte Generalmajor Gerfried Promberger bei seinem Vortrag vor dem Fachpublikum aus. „Die Entwicklungszyklen sind rasant schnell. Wenn wir heute einen Drohnentyp beschaffen, kann es sein, dass wir in zwei Jahren einen neuen brauchen.“ Auch die Personalsuche werde bei den Armeen immer komplexer.
Billigstdrohne gegen Millionen-Panzer
Was die richtigen Leute am richtigen Ort zusammenbringen können, demonstrierte kurz darauf Oberst Markus Reisner von der Militärakademie mit Fähnrich Böhm, Leutnant Gálffy und Wachtmeister Orasch. Um wenige hundert Euro hat das kleine Team eine Drohne nachgebaut, mit der sich ein 3,5 Millionen Euro teurer russischer Panzer knacken ließe. Ebenfalls im Publikum und am Podium: Vertreter der Polizei, für die das Drohnenthema – Stichwort Großveranstaltungen – immer relevanter wird.
Und die Polizei wurde noch an anderer Stelle aktiv: Bereits um fünf Uhr Früh flogen erste Buttersäure-Pakete von Demonstranten gegen das Eingangstor, am Nachmittag wurde an dem Veranstaltungsgelände gegen „Kriegstreiberei“ demonstriert.
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.