In der Psychiatrie

Hundedame Grace ist „Therapeutin auf vier Pfoten“

Gesund
21.09.2025 10:00

Im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr, OÖ, ist seit einiger Zeit Grace, eine Border-Collie-Dame, unterwegs. Verantwortlich dafür zeichnet die „Diplomierte Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflegerin“ und Stationsleiterin Evelyn Kreiner, 42, stolze Besitzerin der Hündin. Wie Grace es schafft, Patienten zu helfen.

Hundefreunde wissen es nur zu gut: Bereits der Blick ihres Vierbeiners sorgt für ein wohliges Gefühl, beim Streicheln entspannt man sich zusehends. Kein Wunder, dass Kleintiere bereits in einigen Spitälern, Altenheimen und Schulen eingesetzt werden.

In Österreich, besonders im stationären psychiatrischen Bereich, steckt die tiergestützte Therapie – im Gegensatz zu Deutschland oder England – allerdings noch in den Kinderschuhen. Umso erfreulicher ist es, dass im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr, OÖ, seit einiger Zeit Grace, eine sensible Border-Collie-Dame, unterwegs ist.

Verantwortlich dafür zeichnet die „Diplomierte Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflegerin“ (DPGKPin) und Stationsleiterin Evelyn Kreiner, 42, stolze Besitzerin der fast einjährigen Hundedame. „Tiere können helfen, wo Worte manchmal nicht mehr reichen. Mich treibt die Überzeugung an, dass die Verbindung zwischen Mensch und Tier eine kraftvolle Ressource ist, die in der psychischen Gesundheitsversorgung noch stärker genutzt werden sollte“, erklärt sie.

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Der Kontakt mit Hunden baut Stresshormone ab und fördert die Ausschüttung des ,Kuschelhormons’ Oxytocin. Das entspannt und hebt die Laune.

DPGKPin Evelyn Kreiner

Daher beschäftigte sie sich in ihrer Abschlussarbeit am Hochschullehrgang für Pflegemanagement der FH in Linz mit den Auswirkungen tiergestützter Therapie im stationären Bereich. Und hier kommt wieder „ihre“ Grace ins Spiel: Momentan lernt die Hundedame behutsam den Krankenhausalltag kennen: „Etwa drei Mal pro Woche begleitet sie mich in den Dienst auf die psychiatrische Abteilung. Sie hat ein feines Gespür für Stimmungen und bringt eine unglaubliche Ruhe mit“, berichtet Evelyn Kreiner.

Behutsame Eingewöhnung auf der Station
Schrittweise wird sie auf ihre Rolle als zukünftige Therapiebegleithündin vorbereitet: Zuerst erfolgten kurze Besuche in ruhigen Bereichen wie Gängen und Personalräumen, dann die Gewöhnung an Geräusche und Gerüche im gesamten Klinikum. Im Anschluss kam es zu ersten Kontakten mit Klinikmitarbeitern und Patienten. Grace hat aber jederzeit Rückzugsmöglichkeiten. Ihr Ruheort ist das Büro ihres „Frauchens“. Dort fühlt sie sich wohl und sicher.

Die Länge der Therapieeinheiten variiert je nach Zustand des Patienten, Belastbarkeit des Hundes sowie Therapieziel und -form. Oft reichen bereits 10-15 Minuten, maximal empfohlen sind 30-60 Minuten. „Damit der ,Einsatz auf vier Pfoten’ stattfinden kann, brauche ich eine ärztliche Zuweisung. Zudem müssen die Patienten vor dem Kontakt mit Grace informiert und einverstanden sein. Weiters wird sie regelmäßig tierärztlich kontrolliert und vor jedem Einsatz gebürstet. Darüber hinaus gibt es klare Hygieneregeln und Sicherheitsstandards, die ich zu berücksichtigen habe“, so die Expertin.

Es beginnt meist mit einem Spaziergang
Begegnungen mit Patienten beginnen meist mit Streicheln oder einem gemeinsamen Spaziergang im Therapiegarten. Bereits die ersten Treffen zeigten beeindruckende Wirkung: „Menschen, die sonst kaum sprechen, begannen sich zu öffnen und erzählen. Andere, die unter Ängsten leiden, entspannten sich sichtbar. Grace ist oft der ,Eisbrecher’, der Nähe ermöglicht, wo vorher Distanz war“, lobt die DPGKPin ihre Hündin. Allein ihre Anwesenheit hilft, Stimmungsschwankungen auszugleichen und eine positive Atmosphäre zu erzeugen – nicht nur bei den Patienten, sondern im ganzen Team.

Erfolge bei Depressionen und Angststörungen
Wie positiv tiergestützte Therapie wirkt, hat Evelyn Kreiner auch in ihrer wissenschaftlichen Arbeit anhand von Studien aufgezeigt: „Bei Depressionen lindert der Tierkontakt Stress, steigert das Wohlbefinden und fördert die soziale Interaktion. Studien belegen eine Verbesserung der Stimmung und eine Verringerung von Angstsymptomen“, berichtet die Expertin.

Sie nennt weitere Beispiele: „Auf Menschen mit Angststörungen und sozialen Phobien wirken Tiere beruhigend und helfen ebenso beim Abbau von Furcht. Herzfrequenz und Cortisolspiegel werden dabei reduziert. Bei Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung bieten Tiere emotionale Unterstützung und ein Gefühl von Sicherheit. Außerdem helfen sie, Symptome wie Flashbacks und Angstzustände zu verringern. Signifikante Verbesserungen in Kommunikation, Selbstwert und sozialem Verhalten zeigen sich besonders bei Personen mit Schizophrenie.“

Auch die „Therapietreue“ verbessert sich: Das kann z. B. bedeuten, dass Medikamente regelmäßig und in der richtigen Dosierung eingenommen oder Termine für Therapien/ Untersuchungen genützt werden.

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