Arbeitsplätze verwandeln sich – und der klassische Schreibtischsessel verliert damit zunehmend an Bedeutung. Denn neue Möbel sind auf dem Vormarsch und bringen mehr Bewegung in den Büroalltag. Wie ein Sportwissenschafter den Trend bewertet und welchen Einfluss körperliche Aktivität auf die Produktivität hat.
Immer mehr Menschen verabschieden sich vom starren Sitzen und entdecken neue Wege, den Alltag aktiv zu gestalten. Ob Stehtische, Fahrradsitze oder Walking Pads – das klassische Bild vom passiven Bürojob wird auf den Kopf gestellt. Dabei geht es nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern um gezielte Impulse im Tagesverlauf. Kleine Bewegungsreize, eingebaut in die Routine, entfalten eine erstaunliche Wirkung.
Dadurch wird der Arbeitsplatz wird zum Ort der Mobilität, der Körper bleibt in Aktion – auch während Telefonaten, Meetings oder dem Schreiben von Mails.„Unser Körper ist nicht dafür gemacht, acht Stunden unbewegt zu sitzen“, betont Mag. Philipp Bör, Sportwissenschafter und Personal Trainer aus Wien. „Schon geringe Bewegungseinheiten im Sitzen oder Stehen wirken sich positiv auf Haltung, Stoffwechsel und Leistungsfähigkeit aus.“
Unser Körper ist nicht dafür gemacht, acht Stunden unbewegt zu sitzen.
Mag. Philipp Bör, Sportwissenschafter und Personal Trainer
Bild: Philipp Bör
Mehr Abwechslung im Alltag
Mit dem Wandel des Arbeitsplatzes verändert sich auch das Verhältnis zur eigenen Gesundheit. Statt ergonomischer Sitzhaltung rückt das ganzheitliche Körperbewusstsein in den Fokus. So fördern beispielsweise Stehtische nicht nur eine bessere Haltung, sie laden auch zum häufigen Positionswechsel ein – vom Sitzen ins Stehen, vom Stehen ins Gehen.
Wer zusätzlich elastische Matten oder Balance-Boards nutzt, bringt sogar Koordination und Stabilisation ins Spiel. „Vielfalt in der Bewegung ist entscheidend“, so Mag. Bör. „Je mehr Abwechslung im Tagesverlauf entsteht, desto nachhaltiger wirkt sich das auf das körperliche Wohlbefinden aus.“ Die Ausstattung wird dabei immer flexibler. Geräte lassen sich leicht integrieren, Möbel passen sich an – nicht der Mensch an den Schreibtisch, sondern umgekehrt.
Vom Stuhl aufs Rad
Eines der auffälligsten Elemente des neuen Arbeitens sind Sitzmöbel mit Tretfunktion. Dabei erinnern die Bewegungen unter dem Tisch eher an ein sanftes Fahrradtraining als an sportliches Schwitzen. Diese „Desk-Bikes“ ermöglichen eine moderate Aktivität, ohne dabei die Konzentration zu stören. Der Rhythmus bleibt gleichmäßig, die Gedanken fließen – und das Energielevel bleibt stabil. „Viele unterschätzen, wie sehr leichte Bewegung die geistige Wachheit steigern kann. Gerade bei Routinearbeiten hilft ein aktiver Sitzplatz, die Aufmerksamkeit über Stunden hinweg hochzuhalten“, erklärt der Experte.
Gerade bei Routinearbeiten hilft ein aktiver Sitzplatz, die Aufmerksamkeit über Stunden hinweg hochzuhalten.
Mag. Philipp Bör, Sportwissenschafter und Personal Trainer
Bild: Philipp Bör
Eine weitere Entwicklung in Richtung bewegtes Büro stellen sogenannte Walking Pads dar, die unter höhenverstellbaren Tischen positioniert werden. Während man Mails liest oder Konzepte durchdenkt, lässt sich so in gemächlichen Tempo am Stand gehen und somit wertvolle Schritte sammeln. Der Vorteil: die Bewegung ist gleichmäßig, ruhig, und wirkt dennoch belebend. „Dieses sanfte Gehen aktiviert den Kreislauf, ohne dabei zu ermüden. Es schafft einen Flow-Zustand, der produktiver macht als starres Sitzen“, führt Mag. Bör aus. Auch in kreativen Phasen bringt das Gehen auf dem Laufband neue Impulse. Der Körper ist in Bewegung – und die Gedanken bewegen sich mit. Ideen entstehen oft schneller, Entscheidungen fallen leichter.
Bewegung wird zur Haltung
Der Trend zum bewegten Arbeiten ist kein vorübergehendes Phänomen. Vielmehr zeigt er, wie stark sich unsere Vorstellung vom idealen Arbeitsplatz verändert. Bewegung wird zur Haltung – zur Grundidee eines neuen Arbeitsstils, der Gesundheit, Leistung und Lebensqualität verbindet.
Dabei ist nicht das Tempo entscheidend, sondern die Beständigkeit. Regelmäßige Bewegungseinheiten, auch wenn sie klein erscheinen, summieren sich im Laufe des Tages. „Schon wer alle 30 Minuten kurz aufsteht oder beim Telefonieren geht, bringt mehr Dynamik in seinen Alltag als jemand, der zwei Stunden still sitzt und dann zehn Minuten Sport macht. Zudem profitiert man auch auf gesundheitlicher Ebene durch die körperliche Aktivität“, resümiert der Wiener Sportwissenschaft.
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