Zur Halbzeit der aktuellen Formel-1-Saison wird ein erstes Zwischenfazit gezogen. Red Bull versinkt nach schwachen Auftritten, frühen Fahrerwechseln und dem Aus von Teamchef Christian Horner scheinbar im Chaos – McLaren kann sich eigentlich nur selber schlagen und Routinier Lewis Hamilton fremdelt immer noch mit seinem Ferrari. Doch es gibt auch ein paar positive Überraschungen.
Wie haben sich die zehn Formel-1-Teams in den ersten zwölf Rennen der Saison geschlagen, womit haben sie zu kämpfen und was ist noch zu erwarten? Hier ein kleiner Überblick:
McLaren
Der britische Rennstall dominiert die aktuelle Saison bisher. Was sich gegen Ende der vergangenen Saison schon abgezeichnet und am Beginn der Saison vermutet wurde, hat sich längst bewahrheitet: McLaren kann sich 2025 eigentlich nur selbst schlagen. In der Konstrukteurswertung liegt man mit 460 Punkten einsam voran – der erste Verfolger, Ferrari, hat gerade mal 222 Punkte auf dem Konto.
Und auch in der Fahrerwertung hat man die Rangliste im Griff. Oscar Piastri (234 Punkte) führt vor Teamkollege Lando Norris (226) – Weltmeister Max Verstappen, auf dem dritten Platz, liegt schon recht weit zurück (165). Die zwei Titel scheinen dem Team nicht mehr zu nehmen sein. Falls nicht interne Streitigkeiten noch dazwischenfunken. Wie in Montreal, wo die beiden Piloten auf der Strecke zusammenprallten. Norris übernahm anschließend die Verantwortung und es scheint Ruhe eingekehrt zu sein. Doch wie lange? Wie verhalten sich die beiden Piloten in der finalen Phase der Saison, wenn die Chance auf den WM-Titel zum Greifen nahe ist? Diese Fragen werden den Rennstall noch beschäftigen.
Red Bull
Es ist ein rasanter Abstieg, der der Rennstall derzeit erlebt. Der Rauswurf von Teamchef Christian Horner bildet dabei lediglich den vorläufigen Höhepunkt der Entwicklung. Während man in der vergangenen Saison noch den WM-Titel von Max Verstappen retten konnte, scheint selbst das fahrerische Talent des Niederländers in diesem Jahr nicht mehr auszureichen, um die Mängel zu kaschieren.
Zwar gestaltete sich der Beginn der Saison geräuschloser als im Vorjahr, als die Causa Horner ordentlich Unruhe ins Team brachte, doch auch der zumindest nach außen hin zelebrierte Friede zwischen den verschiedenen Lagern brachte keinen sportlichen Erfolg. Nach gerade mal zwei Rennen trennte man sich bereits wieder von Verstappen-Nebenmann Liam Lawson. Der Rookie ging zu den Racing Bulls von denen wiederum Yuki Tsunoda kam. Doch auch dem Japaner gelingt bei den großen Bullen nicht viel. Dass er auch in der kommenden Saison bleiben darf, ist äußerst unwahrscheinlich.
Viel mehr bangt Red Bull um Superstar Max Verstappen. Sollte der Niederländer tatsächlich zu Mercedes wechseln, wäre das ein bitterer Schlag für den Rennstall. In der aktuellen Saison gilt es nun erstmal die Scherben zu beseitigen, die Saison würdevoll zu beenden und vor allem Verstappen einen Weg aufzuzeigen, wie man im Zukunft wieder gemeinsam erfolgreich sein kann.
Ferrari
So groß ist die Sehnsucht bei der Scuderia endlich wieder einen Titel zu holen. 2007 holte Kimi Räikkönen den letzten Fahrer-Titel für Ferrari, in der kommenden Saison gab es nochmal den Konstrukteurs-Titel – seither herrscht Flaute. Deshalb holte man für diese Saison Rekord-Weltmeister Lewis Hamilton. Die Euphorie war groß – und wurde bisher enttäuscht.
Lediglich ein Sprint-Sieg in China steht für den Briten auf der Erfolgsliste. Ansonsten konnten weder er noch Teamkollege Charles Leclerc die hohen Erwartungen bisher erfüllen. Die Verzweiflung darüber war Hamilton in mehreren Interviews anzumerken. Sein erhofftes Ferrari-Märchen hat sich zu einem Drama entwickelt. Und doch will man weiterarbeiten. Zuletzt präsentierte man sich konstanter und hofft nun auf die Wirkung eines finalen Updates. In dieser Saison ist sicherlich mindestens ein Sieg noch als Ziel ausgerufen – auch den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung will man verteidigen.
Mercedes
Teamchef Toto Wolff kann sich in dieser Saison so manches Grinsen nicht verkneifen. Das liegt allerdings nicht gänzlich an der Performance seines Teams. Da konnte George Russell zwar einen Sieg einfahren und Rookie Kimi Antonelli sein Talent einige Male unter Beweis stellen – die erhofften Resultate blieben aber häufig aus. Der Rennstall hatte sich zu diesem Zeitpunkt der Saison sicherlich mehrere Erfolge erhofft. Zudem brach zuletzt die Leistung von Wunderkind Antonelli etwas ein.
Das dürfte aber bei einem 18-Jährigen zu erwarten gewesen sein. Der Italiener gilt weiter als großes Versprechen für die Zukunft. Die Zukunft von Russell hingegen ist weiter offen – der Grund: Max Verstappen! Wolff sieht die Gelegenheit für seinen größten Coup gekommen und arbeitet intensiv an einer Verpflichtung des Niederländers. Das Duo Verstappen/Antonelli dürfte einigen Teams Schrecken einjagen. Der Fokus bei Mercedes liegt deshalb wohl schon verstärkt auf der kommenden Saison. Wenngleich man in diesem Jahr noch mit dem ein oder anderen Erfolg rechnet.
Williams
Die Briten haben gerade zu Beginn der Saison mit ihrem Boliden zu kämpfen. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, hat man sich wieder aufgerafft und vor der Sommerpause zeigte der Trend nach oben. Daran will man jetzt in der zweiten Saisonhälfte anknüpfen. Gerade Alex Albon könnte für die ein oder andere Überraschung gut sein. Routinier Carlos Sainz hingegen muss in den verbleibenden Rennen zeigen, dass er nach wie vor zu Spitzenleistungen fähig ist.
Sauber
Die Schweizer haben jetzt schon für den wohl emotionalsten Moment der Saison gesorgt. In seinem 239. Rennen gab es das erste Stockerl für Routinier Nico Hülkenberg. Die Freude war nicht nur beim Rennstall, sondern auch bei vielen Konkurrenten groß. Der Deutsche hat es sich redlich verdient, so der Tenor. Dabei haben Hülkenberg und Teamkollege Gabriel Bortoleto in diesem Jahr ohnehin viele überrascht. Wurden dem Rennstall vor der Saison keinerlei Chancen ausgerechnet haben die beiden Fahrer und das gesamte Team durchaus Talent und eine gute Nase bewiesen. Mit dem Einstieg von Audi kann 2026 der nächste große Schritt gelingen.
Racing Bulls
Als Isack Hadjar in Australien schon vor dem Rennen ausschied, war der Aufschrei groß. Doch seither hat sich der junge Franzose gut entwickelt und sich zu einer der Überraschungen der Saison entwickelt. Im kommenden Jahr, so lautet die Meinung vieler Experten, wird er Tsunoda bei Red Bull ersetzen. Dort könnte er auf seinen bisherigen Teamchef Laurent Mekies treffen, der die Horner-Nachfolge antritt.
Liam Lawson hingegen ist nach wie vor dabei, sein bitteres Red-Bull-Aus zu verarbeiten. Das gelingt ihm von Rennen zu Rennen scheinbar besser. Für das „Junior“-Team gibt es deshalb viel Lob. Es gibt sogar Stimmen, die sagen, dass man bei den Bulls besser arbeitet als bei den „großen“ Bullen. Auch ohne Mekies will man die Saison gut zu Ende fahren und dann im neuen Jahr den Weg weitergehen.
Aston Martin
Die Miene von Ex-Weltmeister Fernando Alonso spricht in dieser Saison häufig Bände. Glücklich wirkt der erfolgsverwöhnte Spanier bei Aston Martin nicht. Von Rennsiegen wird er vor Beginn der Saison zwar nicht geträumt haben, aber von einem etwas konkurrenzfähigeren Auto. 16 Punkte konnte er bisher sammeln, Teamkollege Lance Stroll vier Punkte mehr. Der Sohn von Miteigentümer Martin Stroll fiel zuletzt eher mit einer verbalen Entgleisung über die Qualität seines Boliden auf. Der große Durchbruch lässt beim Kanadier aber weiter auf sich warten. Mal sehen, wie lange er noch Zeit bekommt ...
Haas
Gerade mal 29 Punkte hat der Rennstall gesammelt und hat doch eine der stillen, heimlichen Überraschungen der Saison in seinen Reihen. Denn im Schutz des kleineren Teams kann Top-Talent Oliver Bearman weiter lernen und Erfahrungen sammeln.
Auch wenn im Haas Punkte Seltenheitswert haben, ist man mit der Entwicklung des Briten zufrieden und hat klargestellt, dass er seinen Platz im Cockpit auch für 2026 sicher hat. Bearman selbst träumt schon von größeren Aufgaben, wie er zuletzt verraten hat: „Ich weiß, dass Ferrari an mich glaubt.“
Alpine
Mit 19 Punkten liegt das französische Team auf dem abgeschlagenen letzten Platz. Rookie Jack Doohan aus Australien musste bereits seinen Platz für Franco Colapinto räumen. Doch auch der Argentinier hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die einzigen Punkte konnte deshalb Routinier Pierre Gasly einfahren. Für diese Saison bleibt eigentlich nur: Zähne zusammenbeißen und weiter versuchen, den ein oder anderen Punkt – auch mithilfe der Konkurrenz – einzusammeln.
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