Styriarte-Eröffnung

Die Seelen mit radikaler Weitsicht aufrichten

Steiermark
21.06.2025 15:00

„Alles Gute“: Die 40. Ausgabe der Styriarte wurde am Freitag mit einem Jubiläumskonzert mit dem Violinisten Thomas Zehetmair in der Graz List-Halle eröffnet. Dieser spielte ein Werk, das er bereits vor 40 Jahren bei der ersten Eröffnung gespielt hatte.

„Kann eine Chaconne von Johann Sebastian Bach die Welt retten?“ Diese Frage wirft die personifizierte Styriarte in der Gestalt von Erzählerin Christiane Willms beim 40. Geburtstagsfest des steirischen Musikfestivals in der Grazer Helmut-List-Halle in den Raum – und stellt damit nicht zuletzt auch die Frage nach der eigenen Berechtigung. Kunst: Wer braucht das und wozu?

Eben erst hat Violinist Thomas Zehetmair mit eben dieser Chaconne, dem Finale von Bachs Partita in d, solistisch das Festival eröffnet und versucht eine musikalische Antwort zu geben. Vor 40 Jahren hat er mit diesem Stück bereits die allererste Styriarte eröffnet. Ein Kritiker namens Mathis Huber – heute längst Intendant der Styriarte – hat damals von einer „ungewohnt wilden Interpretation“ berichtet, die zwar nicht „makellos sauber“ gewesen sei, aber mit der „bedingungslosen Versenkung des Musikers ins Werk“ fasziniert habe.

Thomas Zehetmair spielt Bach
Thomas Zehetmair spielt Bach(Bild: Styriarte)

Vieles davon kann man auch heute noch so über Zehetmairs Bach-Interpretation sagen. Nur eines hat sich verändert: Der virtuose Furor von einst (1985 war Zehetmair gerade 23 Jahre alt) ist einer radikalen Weitsicht gewichen. Zehetmair spielt das Werk, in dem Bach den Tod seiner Frau Maria Barbara aufgearbeitet hat, heute wie einer, der geübt ist in Trauer und von dem man viel über Verlust und dessen Verarbeitung lernen kann.

Sieg der Hoffnung
Das nennt man dann wohl Reife. Und genau mit dieser Reife geht Zehetmair, der an diesem Jubiläumsabend auch das Styriarte Festspiel-Orchester leitet, die folgenden Programmpunkte an. Gemeinsam mit Bratschistin Ruth Killius entlockt er Mozarts „Sinfonia concertante in Es“, in der dieser den Tod seiner Mutter verarbeitet, majestätische Trauertöne. Nach der Pause taucht man mit der Uraufführung von Flora Geißelbrechts „Träume & Räume“ in eine verstörende und doch auch versöhnliche zeitgenössische (Alp-)Traumwelt ein. Festlich und erhebend gerät zum Finale Mozarts „Jupitersinfonie“, in der Zehetmair und das Festspiel-Orchester den Sieg der Hoffnung über die Verzweiflung feierlich auskosten.

Doch wie steht es nun um die Rettung der Welt durch die Kunst, die Musik? Christiane Willms hat die Antwort schon gegeben – als Styriarte hat sie das Publikum adressiert: „Ich kann nur eure Seelen wieder aufrichten. Die Welt retten müsst ihr dann selbst.“

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