Bauernbund feiert Sieg
EU bremst Ukraine-Importe – Rückenwind für Bauern
Die Europäische Union reagiert auf den zunehmenden Druck aus der Landwirtschaft: Ab sofort werden Importe von Agrarprodukten aus der Ukraine mit höheren Zöllen und Kontingenten belegt. Aus Sicht des Niederösterreichischen Bauernbundes stellt dieser Schritt einen wichtigen ersten Erfolg im Einsatz für faire Marktbedingungen dar.
„Gerade jetzt vor der neuen Ernte ist das ein wichtiges Signal für unsere heimische Landwirtschaft – und somit auch für die Versorgungssicherheit!“, betont EU-Abgeordneter Alexander Bernhuber.
Die Entscheidung Brüssels sei Ausdruck des zunehmenden Bewusstseins für die massiven Verwerfungen am Agrarmarkt, die insbesondere durch Importe unter niedrigeren Produktionsstandards entstehen. In den vergangenen Monaten hatten zahlreiche bäuerliche Protestaktionen – auch aus Österreich – auf diese Problematik aufmerksam gemacht.
„Jetzt muss die EU endlich auch Lebensmittelimporte unterbinden, die nicht unseren hohen Standards entsprechen. Das betrifft nicht nur die Ukraine, sondern auch viele andere Länder.“

Paul Nemecek, Bauernbunddirektor
Bild: Anna Schuecker
Besonders kritisiert wurde zuletzt der Import von Käfigeiern nach Österreich – obwohl deren Produktion hierzulande seit Jahren verboten ist. Der Niederösterreichische Bauernbund fordert daher konsequente Schritte auf EU-Ebene: „Es braucht jetzt klare Regeln, die Importe unterhalb europäischer Standards unterbinden – und zwar nicht nur gegenüber der Ukraine, sondern auch gegenüber Drittstaaten insgesamt“, so Nemecek weiter. Unterstützung für diese Linie kommt auch von EU-Agrarkommissar Christophe Hansen, der den heimischen Interessenvertretern bereits Unterstützung zusicherte.
Für die kommenden Verhandlungen mit der Ukraine ist für den Niederösterreichischen Bauernbund die Linie klar: „Wir kämpfen weiter für unsere Bäuerinnen und Bauern.“
Unbekämpfte Gefahr
Bei unseren Dreharbeiten entdecken wir einen der Gründe, der das Leben der Bauern hierzulande schwer macht. Unbekämpft – weil in Österreich untersagt – nascht der Rüsselkäfer ungestört an den Rüben.
Hunderte Betriebe sind betroffen. Über 1.000 Hektar sind alleine heuer bereits zum Opfer gefallen. Der Schädling frisst sich oftmals von einer Seite des Feldes ausgehend durch ganze Bestände. Der wirtschaftliche Gesamtschaden ist derzeit noch nicht abschätzbar. Für viele betroffene Bauernfamilien geht es um die Existenz. Besonders betroffen: das östliche Niederösterreich.
„Die Rahmenbedingungen sind nicht vergleichbar. Wir würden zur Bekämpfung von Schädlingen Wirkstoffe brauchen, die aber bei uns nicht erlaubt sind, in anderen Ländern aber verwendet werden dürfen. Diesen Wettbewerbsnachteil können wir nicht mehr ausgleichen.“

Clemens Reinsperger, Ackerbauer
Bild: Anna Schuecker
Wirtschaftliche Auswirkungen
Der Befall trifft eine Branche, die bereits unter massivem Druck steht: Ukraine-Importe zu Dumpingpreisen, sinkende Anbauflächen und die Schließung der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf aus verschiedenen Gründen, nicht zuletzt aber auch wegen steigenden Zuckerimporten. Die aktuelle Schädlingswelle gefährdet damit die heimische Zuckerproduktion noch mehr.
Pflanzenschutz: Doppelmoral der EU
Wirksame Mittel gegen den Käfer sind in der EU seit wenigen Jahren verboten – in Drittstaaten wie der Ukraine jedoch weiter im Einsatz. Das führt zu unfairen Wettbewerbsbedingungen für unsere Bauern. Wer Pflanzenschutz in der EU verbietet, muss auch bei Importen dieselben Standards erheben – sonst wird die Produktion nur ins Ausland verlagert.
Die Forderungen, die sich daraus ergeben, sind klar: Zulassung wirksamer Pflanzenschutzmittel in Notfällen sowie Importstopp für Lebensmittel, die mit innerhalb der EU verbotenen Mitteln produziert wurden.
