Krisenteams gefordert

Helfer: „So eine Situation hatten wir noch nie“

Steiermark
10.06.2025 20:39

Bettina Galli-Magerl leitet das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuz Steiermark. Sie erzählt, wie ihr Team den Opfern der Grazer Amok-Tragödie in den ersten Stunden zur Seite stand.

Kurz nach 10 Uhr bleibt die Welt in Graz stehen. Der 21-jährige ehemalige Schüler Arthur A. schießt mit einer Langwaffe und einer Pistole in zwei Klassen um sich. Kinder sterben, andere werden im Kugelhagel schwer verletzt. Ihre Klassenkollegen müssen hilflos zusehen, wie ein Schuss nach dem anderen fällt und die Freunde blutüberströmt zu Boden gehen.

Die Trauer ist unerträglich. Eltern haben ihr Liebstes verloren, andere bangen noch um das Leben ihrer Söhne und Töchter. Der Schock sitzt bei allen tief.

Psychische Betreuung für rund 600 Menschen
Beim ersten Auffangen in größter Not stehen die Mitarbeiter der Krisenintervention zur Seite. Bettina Galli-Magerl leitet dieses beim Roten Kreuz: „So eine Großlage wie jetzt hat es auch für uns noch nie zuvor gegeben. Auch wir sind im Ausnahmezustand“, sagt sie. Rund 40 Mitarbeiter wurden sofort zusammengezogen und kümmern sich um Opfer und Angehörige, aber auch um die eigenen Mitarbeiter. Gleichzeitig vernetzte man sich mit Therapeuten und Psychologen, um noch mehr Hilfe bereitstellen zu können.

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So eine Großlage wie jetzt hat es auch für uns als Kriseninterventionsteam des Roten Kreuz noch nie zuvor gegeben. Auch wir sind in einem Ausnahmezustand.

(Bild: Verena Koch)

Bettina Galli-Magerl, Leiterin KIT-Team, Roten Kreuz

Galli-Magerl: „Im ersten Moment hat oberste Priorität, den Betroffenen einen sicheren Rahmen zu bieten. Das funktioniert bei Kindern anders als bei Erwachsenen. Kinder können nicht so lange in einer Stresssituation ausharren, sie switchen rasch zwischen Traurigkeit, Belastung und Normalität.“ Was gefährlich sein kann, da man zu früh meinen könnte, sie hätten das Schlimmste hinter sich gebracht. 

Opfer mussten in Klassen ausharren
Rund 600 Leute mussten gestern von den Kriseninterventionsteams betreut werden. Ein unfassbares Ausmaß. „Angehörige von Verstorbenen werden natürlich in Einzelgesprächen versorgt“, informiert die KIT-Leiterin. Oft geht es im Anfangsstadium um recht banale Dinge. Denn die Opfer mussten eine ganze Weile in der Schule ausharren, ehe sie in Sicherheit gebracht werden konnten: „Da fragen wir etwa, ob sie etwas zu trinken oder Essen benötigen. Und dann muss natürlich die Familienzusammenführung so schnell wie möglich funktionieren. Wir stehen den Betroffenen aber auch bei, wenn sie Rituale durchführen wollen – etwa Blumen hinlegen oder Kerzen anzünden.“

Die ersten 36 bis 48 Stunden ist das Kriseninterventionsteam für die vielen Opfer und Angehörigen da. „Danach beginnt für sie die Nachsorge“, erklärt Galli-Magerl. Und die wird für die meisten von ihnen sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

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