In der deutschen Hansestadt Lübeck, bekannt als Weihnachtsstadt des Nordens, verbinden sich Tradition, Marzipan und Ostseemagie zu einer einzigartigen Weihnachtswelt. Während meiner vorweihnachtlichen Reise erfahre ich zudem, warum das berühmte Holstentor einst fast verschwand.
Bei einem heißen Kakao und einer selbst gemachten Nuss-Nougat-Hefeschnecke blicke ich auf das Holstentor. Das Wahrzeichen Lübecks, das einmal fast verschwunden wäre. Ich sitze in der „Weihnachtszentrale“, wie die wunderbar geschmückte Tourismus-Information in der Adventzeit heißt. Sie ist erste Anlaufstelle für Besucher und Ausgangspunkt meiner vorweihnachtlichen Reise durch die Hansestadt.
Die Tradition des Weihnachtsmarkts, wie der Christkindlmarkt hier heißt, reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Lübeck ist aber auch für die Schriftstellerfamilie Mann, Stichwort Thomas Mann und „Buddenbrooks“, und vor allem für Marzipan, das aus dem Orient hierherkam, weltberühmt. Zeit einzutauchen in die vielen Weihnachtswelten der „süßen Stadt“.
Von Hafenglühen bis Kunsthandwerk
Das Hafenglühen am Wasser der Untertrave lockt mit Glühwein, Fischbrötchen und Küstenfocaccia in einzigartiger Kulisse. Zwischen Strandkörben und Holzfässern genießt man am maritimen Weihnachtsmarkt im alten Seefahrerviertel der Altstadtinsel, die UNESCO-Weltkulturerbe ist, Punsch mit oder ohne Schuss – zum Beispiel aus Estland. Oder man blickt vom Riesenrad auf die wunderbar beleuchtete Stadt.
Eindrucksvolles Kunsthandwerk gibt es im Heiligen-Geist-Spital unmittelbar daneben zu bewundern. Ein Stück weiter neben der St.-Jakobi-Kirche mit ihren historischen Orgeln und der Pamirkapelle, die nationale Gedenkstätte der zivilen Seefahrt ist, wartet ein Wichteldorf auf große und kleine Besucher. Letztere sind eingeladen, eine Runde Wichtelgolf zu spielen.
Auch eine Besichtigung des Europäischen Hansemuseums steht auf dem Programm, wo man die 800-jährige Geschichte des mittelalterlichen Handelsbundes, der Hanse, kennenlernt. Lübeck war unter anderem wegen seiner geografischen Lage bedeutendste Stadt dieses Verbands und wurde – wie auch heute noch oft – „Königin der Hanse“ genannt.
Auf Besuch bei den Trelchen in Travemünde
Apropos Hanse. Mit der MS Hanse geht es tags darauf nach Travemünde an die Ostsee, wo ich am hiesigen „Schiff ahoi“-Weihnachtsmarkt Schiffe beim Auslaufen beobachte. Zur blauen Stunde wird es magisch. Ich spaziere zu Linus, Kalli und Lumi, den „Trelchen“.
Die fünf Meter hohen, beleuchteten Elchfiguren im Seebad Travemünde sind beliebtes Fotomotiv, auch jetzt beim farbenfrohen Sonnenuntergang. Wenige Schritte entfernt, am Leuchtturm der Nordermole atme ich die kalt-frische Brise der Ostsee und bin glücklich.
Von Marzipan und Mutzen
Zurück am klassischen Weihnachtsmarkt beim Lübecker Rathaus werde ich beim Duft von Kartoffelpuffern und den süßen Mutzen, ein frittiertes Gebäck, schwach. Anschließend gustiere ich mich durch die Geschäfte verschiedener Marzipan-Produzenten und kaufe sehr viel ein. Ein Rat für Flugreisende: Marzipan hat eine ähnliche Dichte wie manche Sprengstoffe, heißt eine spezielle Kontrolle am Flughafen ist einem so gut wie sicher.
Warum das Holstentor heute noch steht
Menschlich Erwärmendes entdecke ich am Schrangen: die „Merry Vereinshütte“, bei der sich täglich ein gemeinnütziger Verein präsentieren kann. Ur-Lübeckerin Katjana, die gerade Punsch für die Aidshilfe ausschenkt und früher Stadtführerin war, lüftet für mich das „Geheimnis“ um das Holstentor. 1863 rettete eine einzige Stimme in der Bürgerschaft, dem Stadtparlament, das baufällige Tor vor einem Abriss, (m)ein Glück. In Weihnachtsstimmung muss ich nicht mehr kommen. Weihnachten ist hier.
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