Als 15-Jährige wird Rehtaeh im November 2011 auf einer Party von vier jungen Männern vergewaltigt. Einer von ihnen fotografiert die Tat, leitet das Foto an die Mitschüler des Mädchens einer Highschool in Kanada weiter. Während die vier Burschen ungestraft davonkommen, wird das Leben für Rehtaeh zur Qual. Sie wird im Internet als Schlampe beschimpft, von Fremden gefragt, ob sie Sex mit ihnen haben möchte. Rehtaeh verfällt in Depressionen, unterzieht sich einer psychiatrischen Behandlung, die jedoch ebenso wie ein Schulwechsel keine Linderung für ihr Leid bringt.
"Wer hat versagt?"
Nach monatelangen Beschimpfungen sieht die inzwischen 17-Jährige schließlich keinen Ausweg mehr und erhängt sich im Badezimmer der Eltern. Die Mutter bricht die Türe auf, versucht die Tochter wiederzubeleben - vergeblich. Vorletzten Sonntag stirbt Rehtaeh an den Folgen ihres Selbstmordversuchs in einem Krankenhaus. Die Frage nach dem Warum bleibt: "Wer hat versagt?", fragt die kanadische Zeitung "The Chronicle Herald".
Die Polizei glaubt die Vergewaltigung, doch die Beweise halten vor Gericht nicht stand. Nach einjährigen Ermittlungen wird das Verfahren 2012 eingestellt. Jetzt sollen die Untersuchungen wieder aufgenommen werden, versprechen die Behörden am vergangenen Freitag. Für Rehtaeh kommt diese Ankündigung allerdings zu spät.
"Mein wunderschönes Mädchen hat sich erhängt"
"Mein wunderschönes Mädchen hat sich erhängt", schreibt Rehtaehs Mutter auf einer eigens eingerichteten Facebook-Seite namens "Angel Rehtaeh", die inzwischen knapp 42.000 Likes zählt. Ihre Tochter sei klug, schön und voller Leben gewesen, doch diese Rehtaeh sei in jener verhängnisvollen Nacht im November 2011 für immer verändert worden. Als sie Rehtaeh geboren habe, habe sie ihr die Welt versprochen. Nun hätten andere in dieser Welt ihr dies genommen, schließt die Mutter.
"Wahre Zeichen der Menschlichkeit"
Was bleibt, sind Trauer und Bestürzung. Bei einem Trauerzug am Samstag in Halifax nehmen Hunderte Menschen teil. Rehtaehs Cousine bedankt sich für die "überwältigende Unterstützung" von Menschen, welche die Familie nicht einmal kenne. Dies seien wahre Zeichen der Menschlichkeit gewesen, sagte sie. Darrel Dexter, Provinzregierungschef von Neuschottland, spricht von einem "unfassbaren, unermesslichen Leid" für die Familie.
Fall weckt Erinnerungen an Amanda Todd
Erst im vergangenen Jahr hatte in Kanada ein ähnlich tragischer Fall von Cybermobbing zu einer Debatte über das Verhalten von Jugendlichen im Internet geführt. Amanda Todd (siehe Infobox) hatte sich nach mehreren Suizidversuchen schließlich im Oktober das Leben genommen, nachdem sie im Internet wegen eines Fotos von ihren nackten Brüsten gemobbt worden war. In einem Video auf YouTube hatte sie auf ihr Leid und ihre Verzweiflung aufmerksam gemacht.
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